Neue StudieEin Zwilling isst Fleisch, der andere vegan – wer lebt gesünder?

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Zwillingsschwestern halten Essen in der Hand: Eine ein Stück Fleisch, die andere einen Kopfsalat. Symbolbild

Für die Studie wurden die Zwillinge in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine durfte Fleisch essen, die andere lebte acht Wochen lang vegan.

Fleisch oder Pflanzen? Ein Ernährungsforscher der Stanford Universität hat 44 Zwillinge untersucht – und überraschende Ergebnisse gewonnen.

Einfach mal vegan leben. Einen Monat lang auf tierische Produkte verzichten – und dabei die Welt, das Klima und die eigene Gesundheit verbessern. Dazu fordert die Kampagne „Veganuary“ seit 2014 auf. Und in den vergangenen zehn Jahren sind Millionen von Menschen aus verschiedenen Ländern diesem Ruf gefolgt. Doch wie gesund ist eine vegane Ernährung wirklich? Ist es tatsächlich gut, komplett auf Fisch, Fleisch, Eier, Milch, Käse oder Joghurt zu verzichten? Oder manövriert man sich auf diese Weise selbst in den Nährstoffmangel hinein? Fehlt es dem Körper bei einer veganen Ernährung nicht an Eiweiß, Eisen oder Vitamin B12? Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich die meisten Diskussionen zum Thema. Eine neue Studie der Stanford Universität aus den USA könnte nun Abhilfe schaffen – und liefert interessante Erkenntnisse.

Wie ist die Studie aufgebaut?

Für die Studie rekrutierte ein Team rund um den Ernährungsforscher Christopher Gardner von der Stanford Universität 22 eineiige Zwillingspaare, also 44 Probandinnen und Probanden, 34 davon weiblich, zehn männlich. Acht Wochen lang wurde die Ernährung der Zwillinge untersucht: Einer von ihnen lebte vegan, der andere durfte weiterhin Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte essen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ernährten sich aber sehr gesund, mit viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten. Die ersten vier Wochen lang wurden die Zwillinge mit Essen versorgt, in den weiteren vier Wochen bereiteten sie sich ihre Mahlzeiten anhand von Ernährungsplänen selbst zu.

Warum wurden ausgerechnet Zwillinge untersucht?

Die erwachsenen Probandinnen und Probanden wurden aus der Zwillingsdatenbank „Stanford Twin Registry“ zufällig ausgewählt, Personen mit zu wenig oder zu viel Gewicht, gesundheitlichen Einschränkungen und Schwangere wurden ausgeschlossen. Die eineiigen Zwillinge wuchsen im gleichen Haushalt auf und pflegten bis heute ähnliche Lebensstile. Auf diese Weise konnten die Forscherinnen und Forscher Verzerrungen der Studienergebnisse – wie genetische Unterschiede oder Erziehung – weitestgehend ausschließen. Ein großer Vorteil im Vergleich zu vorherigen Studien. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden am Anfang, in der Mitte und am Ende der Zeit untersucht.

Was waren die Ergebnisse?

Und die Ergebnisse waren eindeutig: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der veganen Untersuchungsgruppe konnten ihre kardiovaskuläre Gesundheit, also ihr Herz-Kreislauf-System, signifikant verbessern. Der LDL-Cholesterin-Wert (das ist jener Wert, der gefährlich werden kann) sank deutlich, ebenso wie der Insulinspiegel, der, wenn er zu hoch ist, ein Risiko für Diabetes darstellt. Außerdem verloren die Zwillinge aus der veganen Gruppe im Vergleich zu ihren Geschwistern zwei Kilogramm an Gewicht. Die größten Unterschiede sahen die Forscherinnen und Forscher bereits nach vier Wochen. „Das zeigt, dass jeder, der sich entscheidet, vegan zu leben, schon innerhalb von zwei Monaten seine Gesundheit deutlich verbessern kann“, sagt Christopher Gardner.

Und wie steht’s um Vitamin B12?

Die Probanden und Probandinnen aus der veganen Gruppe nahmen über die acht Wochen zwar weniger Vitamin B12 zu sich als die Kontrollgruppe, ihre Werte waren aber nicht schlechter – das liegt wohl daran, dass die körpereigenen Speicher noch gut gefüllt waren, mutmaßen die Forscher. Gardner und sein Team weisen in dem Kontext darauf hin, dass Veganerinnen und Veganer Vitamin B12 sicherheitshalber supplementieren sollten.

Was folgt daraus?

Die Ergebnisse der Studie sind so positiv, dass Gardner Ärztinnen und Ärzten empfiehlt, Patientinnen und Patienten, vor allem mit Herz-Kreislauf-Problemen, auf eine pflanzenbasierte Ernährung umzustellen – zumindest teilweise. Eine vegane Ernährung habe auch positive Effekte auf Darmbakterien und verlangsame das Altern. „Was aber noch wichtiger ist, als strikt vegan zu werden, ist, mehr pflanzenbasierte Nahrungsmittel in seinen Alltag zu integrieren“, sagt Gardner, der nach eigenen Angaben in den vergangenen 40 Jahren meist vegan gelebt hat. Er empfiehlt, Gerichte wie Masala, Gemüsepfanne oder Linsen auszuprobieren. „Das macht Spaß und ist ein toller erster Schritt.“

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