Vor der großen „3“ haben viele Mittzwanzigerinnen Angst. Ob das bei Everybody's Darling Helene Fischer auch so ist, die ihren 30. Geburtstag feiert, wissen wir nicht. In jedem Fall gilt: Die Furcht ist unangebracht. Es gibt triftige Gründe, das neue Jahrzehnt zu zelebrieren. Und, nein, einer davon ist nicht, dass man jetzt so alt ist wie die Schlagersängerin.

Frauen profitieren von Hormonhoch

Die Libido ist bei Frauen um die 30 auf dem Höhepunkt: Grund hierfür ist ein Hormonhoch, wie Experten erklären. Männer haben ihren Hormonzenit, den sie mit Anfang 20 erreichen, in diesem Alter dagegen längst überschritten. Frauen aber haben jetzt viel mehr Lust auf Sex als in jüngeren Jahren. Der Psychologe David Buss hat zusammen mit einigen Kollegen herausgefunden, dass Frauen sich in ihren frühen 30ern als lustvoller, verführerischer und sexuell aktiver wahrnehmen als andere Altersgruppen. Eine weitere Studie des Psychologen von der University of Texas belegt, dass Frauen zwischen dem 27. und 45. Lebensjahr mehr Sex haben als ihre Geschlechtsgenossinnen zwischen dem 18. und 26. Lebensjahr. Außerdem haben Frauen im mittleren Alter öfter Sexfantasien und sind offener für gelegentlichen Sex und One-Night-Stands.

Hier könnten auch evolutionäre Gründe eine Rolle spielen: Weil die Fruchtbarkeit abnimmt (ja, das leider doch), haben Frauen im mittleren Alter öfter Geschlechtsverkehr. Junge Frauen dagegen brauchen nicht so häufig Sex zu haben, um schwanger zu werden. Eine alternative Deutungsform: Frauen im mittleren Alter fühlen sich beim Sex schlichtweg wohler als junge Frauen. Dieses Wohlbefinden könnte allerdings auch zum Plan der Evolution gehören, heißt es im Time-Magazine über die Forschungsergebnisse. Buss hat für seine Studie, die 2010 im Fachmagazin Personality and Individual Differences erschienen ist, 827 Frauen einen Fragebogen zu ihrem Sexualverhalten ausfüllen lassen.

Die Persönlichkeit ist jetzt erst ausgereift

Wer bin ich? Was will ich? Warum? Wieso? Weshalb? Ist das richtig oder nicht? Diese Fragen nagen mit 30 nicht mehr so stark an einem. Der Grund: Die Persönlichkeit eines Menschen ist erst mit 30 Jahren weitgehend ausgereift, wie eine im „Journal of Personality and Social Psychology“ erschienene Studie belegt. Bis zum 30. Lebensjahr unterliege die Persönlichkeit noch bedeutenden Veränderungen, haben Psychologen der Universitäten Münster, Mainz und Leipzig 2011 herausgefunden. Erst mit dem 30. Lebensjahr werden wir also sozusagen zu dem Menschen, der wir eigentlich sind.

Selbstbewusstsein wichtiger als Falten

Wir halten fest: Die Fruchtbarkeit lässt in diesem Alter tatsächlich nach, das ist aber nicht so ausschlaggebend: Schließlich haben Frauen im mittleren Alter ja öfter Sex als jüngere. Zugegeben, die Haut wird schlaffer, die ersten Falten entstehen. Je nach Veranlagung bilden sich die ersten grauen Haare. Aber das alles scheint doch relativ nebensächlich angesichts der Tatsache, dass wir uns mit 30 endlich selbst gefunden haben. (rer)