In Sachen LiebeMeine Partnerin redet nicht über Sex – wie kann ich sie ermuntern?

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Symbolbild über Sex reden

Über Sex sprechen – gar nicht so einfach

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die Psychotherapeuten Désiree Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und Kindererziehung.
  • Diesmal erklärt Elisabeth Raffauf, wie man seine Partnerin dazu animieren kann, über Sex zu reden.

Köln – Meine Partnerin will nicht über Sex sprechen. Wie kann ich sie dazu animieren? (Martin, 34)

Über Sex zu sprechen ist gar nicht so leicht. Wir sprechen alle lockerer über einen Kinofilm oder über ein Fußballspiel als über Sex. Das hat verschiedene Gründe: Sex ist etwas sehr Privates, Persönliches. Ein Bereich, in dem wir besonders verletzlich sind. Darüber sprechen wir nicht mit jedem. Sex ist auch ein Thema, das mit Scham zu tun hat, und Scham bedeutet auch Schutz. Wir schützen uns und andere.

Je nachdem, wie wir groß geworden sind, wie in unserer Ursprungsfamilie mit dem Thema Sex umgegangen wurde, haben wir gelernt, ob und wenn ja, wie darüber gesprochen werden kann. Ob wir selbstverständlich auch über Körper und Gefühle reden können - oder ob das eher Tabu-Themen sind.

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Elisabeth Raffauf ist Psychologin in Köln.

Es spielt eine große Rolle, was wir als Kinder gelernt haben, und es ist interessant sich zu fragen: Was habe ich eigentlich gelernt? Was wurde mir vermittelt? Mit und ohne Worte. Wurde in der Familie über Körper und Sexualität gesprochen? Wenn nein, wie wurde signalisiert, dass man darüber nicht sprechen kann? Wenn ja, wie wurde dann darüber geredet? Abfällig? Oder respektvoll? Wurden Schamgrenzen berücksichtigt? Wurde sich lustig gemacht? Das alles hat einen großen Einfluss darauf, wie wir heute über Sex sprechen können und Sexualität leben können.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Um über Sex zu sprechen, ist Vertrauen nötig. Vertrauen dahingehend, dass wir nicht ausgelacht werden, dass wir geschützt sind, dass unsere „geheimen“ Gefühle, Wünsche und Ängste gut aufgehoben sind und nicht weitergetragen werden. Sexualität ist häufig auch ein Spiegel dessen, was sonst in der Beziehung gelebt wird. Vielleicht können Sie sich ja einmal fragen: Wie ist ansonsten Ihre Beziehung? Wie sprechen Sie mit Ihrer Partnerin über andere sehr persönliche Dinge? – Wie vertrauensvoll ist die Beziehung? Wie behutsam gehen Sie bei empfindlichen Themen miteinander um?

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Das heißt, wichtige Fragen an Ihre Freundin könnten sein: Warum möchtest du nicht über Sex sprechen? Was macht es dir so schwer? Hat es mit uns zu tun, mit unserer Beziehung? Oder hat es damit zu tun, was du als Kind und Jugendliche gelernt hast? Oder hast du in deinem Leben unangenehme Erfahrungen gemacht, die mit dem Thema Sexualität zu tun haben?

Sich selbst können Sie fragen: Was wünsche ich mir? In welcher Weise möchte ich über Sex sprechen? Was habe ich selbst gelernt, wie man über Sex sprechen kann? Was bedeutet es für mich, über Sex mit meiner Partnerin zu reden?

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Und hier könnte dann ein Ansatzpunkt sein, mit Ihrer Freundin ins Gespräch zu kommen: Gehen Sie auf die Meta-Ebene. Das heißt, sprechen Sie darüber, wie Sie miteinander über Sex sprechen könnten? Was ist dabei hilfreich? Was ist hinderlich? Fragen Sie, was es so schwer macht, über Sex zu sprechen? Und erzählen Sie von sich: Was haben Sie gelernt? Wie sind Sie groß geworden? Wie wurde in Ihrer Familie darüber geredet? Durfte es Thema sein? Gab es Worte für Sexualität, für die Geschlechtsorgane? Welche Worte mögen Sie besonders gern und welche eher nicht? Wurde respektvoll geredet und wurden Grenzen respektiert?

Wenn Sie darüber reden, was es leicht oder schwer macht, über Sex zu sprechen, dann sind Sie schon – im Gespräch.

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