StilkolumneBloß nicht beige und kariert – 7 Regeln für guten Stil beim Wandern

Lesezeit 4 Minuten
Wandern beige Hose

Beige Hosen? Bitte nicht, meint Eva Reik.

  • Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  • Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Redakteurin und Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  • Zuletzt beschäftigte sich Eva Reik mit Wander-Outfits – und bekam eine riesige Resonanz. Also präsentiert sie nun sieben Regeln für die passende Kleidung zum Wandern. Und zeigt Alternativen zu beige und Karo.

Köln – Gewöhnlich ist es so: Der Journalist (gemeint sind explizit Frauen und Männer, die diesem Beruf nachgehen) recherchiert, macht sich Gedanken und schreibt die Ergebnisse in einem Artikel zusammen. Der Leser (gemeint sind explizit Frauen und Männer, die dieser Tätigkeit nachgehen) erfährt etwas, zieht seine Schlüsse, fühlt sich informiert und vielleicht auch unterhalten. Nach einem Anfang August in dieser Rubrik erschienenen Text lief es anders. Da erteilte der Leser dem Journalisten (gemeint bin explizit ich) eine Lektion.

In der Kolumne ging es um die Eigenart sehr vieler Wanderer (männlich, weiblich, divers), sich bevorzugt Beinkleidung in beige zuzulegen und diese mit einem karierten Hemd zu kombinieren. Das Ergebnis einer Wald- und Wiesenforschung in den Dolomiten, für die ich als Wanderin die in fast allen Lebenslagen perfekte Kleidung – Jeans und T-Shirt – gewählt hatte.

eva_reik

Modeexpertin Eva Reik

Die Folge: eine Flut an Leserbriefen. Diese sollten mich einerseits eines Besseren belehren, mich aber andererseits auch darin bestärken, dass beige mit kariert für keine Lebenslage die optimale Lösung ist, noch nicht mal fürs Wandern. Danke für alle Zuschriften! Die Essenz stelle ich hier in einer Zusammenfassung vor. Sieben eiserne Regeln für all jene, die sich so hemdsärmelig und unbedarft in 2000 Meter Höhe fortbewegen wie ich:

1. Man sollte niemals in Jeans und T-Shirt gehen, weil im Nu alles nass geschwitzt ist.

2. Man sollte ohnehin jedes Kleidungsstück aus Baumwolle im Schrank lassen, weil Baumwolle nicht gut trocknet.

3. Man sollte Teleskop-Stöcke nicht für ein Einheit stiftendes Accessoire unter Wanderexperten halten, sondern einzig und allein als Gehhilfe, die besonders dem Schutz der Kniegelenke dient.

4. Man sollte stets einen großen Rucksack (keinen Leinenbeutel!) mit sich führen, um darin Wechselkleidung (siehe Punkt 1) zu verstauen sowie Getränk, Proviant, Verbandszeug.

5. Man sollte durchaus Karos als bevorzugtes Muster wählen, weil es Schweißflecken (Punkt 1) kaschiert.

6. Man sollte sich beim Freizeitsport nicht so viele Gedanken über Belanglosigkeiten machen, und:

7. Man sollte – und zwar dringend – noch einmal recherchieren, ob es nicht doch irgendwo Alternativen zu beige mit kariert gibt.

Mit Letzterem habe ich sehr gerne begonnen, und hier ist das Ergebnis: Bewährte Hersteller wie Patagonia oder Mammut bieten durchaus Wanderbekleidung an, die bunt, aber nicht kariert ist, die diverse Funktionen aufweist, einen aber nicht affig aussehen lässt, etwa so, als kämpfte man in siebeneinhalbtausend Metern Höhe mit Eis und Schnee, obwohl man eigentlich nur auf dem Spessartweg bei Aschaffenburg unterwegs ist.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die jüngste Entdeckung ist das japanische Label „and wander“, gegründet von Keita Ikeuchi und Mihoko Mori, die beide im Designteam bei Issey Miyake gearbeitet haben. Ausgestattet also mit Haute-Couture-Erfahrung und großer Leidenschaft für Natur und Berge. Sie sind spezialisiert auf Wanderkleidung in einem sehr jungen, urbanen Stil.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an: Stilkolumne@dumont.de

Kaufen lässt sich die Kollektion auch in Europa. Ein paar Geschäfte in Deutschland haben sie im Programm oder auch ein Laden in Zürich namens „Kevin in the Woods“. Der führt ausschließlich Wanderbekleidung – und weit und breit kein Karo. Vermutlich fänden mich auch die Verkäufer dort in Jeans und T-Shirt skurril. Aber bestimmt hätten sie was zum Anziehen für mich – und ein paar Leserinnen und Leser.

KStA abonnieren