MindesthaltbarkeitSo lange sind Eier, Milch, Mehl oder Nudeln wirklich genießbar

Lesezeit 5 Minuten
Eine Hand öffnet eine Tüte Milch, auf der eine Mindesthaltbarkeitsdatum steht

Das Haltbarkeitsdatum ist nur eine Garantie des Herstellers, kein Wegwerfdatum.

In Deutschland landen jährlich tonnenweise Lebensmittel im Müll. Wir erklären, wann das Haltbarkeitsdatum überschritten werden kann.

Der Käse ist abgelaufen, also landet er im Müll. Notwendig ist das nicht, schließlich bedeutet abgelaufen nicht gleich ungenießbar. Trotzdem werden in Deutschland jährlich tonnenweise Lebensmittel weggeworfen. Ein Großteil von ihnen, weil das aufgedruckte Datum überschritten ist. Wir erklären, wann Lebensmittel trotz Ablaufs des Haltbarkeitsdatums verzehrt werden können. Und welche Lebensmittel sich besonders gut halten.

Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland wirft mindestens einmal im Monat Lebensmittel weg, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Das zeigt eine Befragung des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM). Auf der anderen Seite sind immer mehr Menschen auf die Lebensmittelversorgung durch Tafeln angewiesen.  Zusätzlich belastet die verfrühte Entsorgung die Wirtschaft und das Klima.

Diskussionen um Containern und Mindesthaltbarkeitsdatum

Deshalb wird das Mindesthaltbarkeitsdatum diskutiert. Die Grünen-Politikerin Katrin Eder, Ernährungsministerin von Rheinland-Pfalz, forderte erst kürzlich die Erweiterung der Ausnahmeliste für das Mindesthaltbarkeitsdatum. Für Salz, Hülsenfrüchte, Nudeln oder Reis sei kein strenges Datum für die Mindesthaltbarkeit nötig, im Gegensatz zu beispielsweise Fisch. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) wollen dafür sorgen, dass niemand mehr dafür bestraft wird, dass er noch genießbare Lebensmittel aus Abfallcontainern holt – im Alltag wird hier von „Containern“ gesprochen.

In Großbritannien haben einige Supermarktketten im vergangenen Jahr das Mindesthaltbarkeitsdatum von verpacktem Obst und Gemüse entfernt. Laut Catherine David vom UK-Aktionsprogramm für Abfall und Ressourcen könne dieser Schritt sieben Millionen Einkaufskörbe an Lebensmitteln vor dem Müll retten. In Deutschland ist der Verkauf ohne Haltbarkeitsdatum ebenfalls erlaubt, wenn das Obst und Gemüse unverarbeitet ist. Auch frische Backwaren oder Zucker sind vom Mindesthaltbarkeitsdatum befreit, bei vielen ist es aber Pflicht.

Mindesthaltbarkeitsdatum ist nicht Verbrauchsdatum

Denn das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eine Garantie des Herstellers. Bis zum Tag des Ablaufs soll das Lebensmittel einwandfrei sein – zumindest, solange es ungeöffnet ist und entsprechend der Anweisungen gelagert wird. Nach dem Datum wird es nicht schlagartig schlecht, sondern kann oft noch verzehrt werden. Gegebenenfalls mit Abstrichen im Geschmack.

Anders sieht es bei leicht Verderblichem aus. Hier ist ein Verbrauchsdatum vorgeschrieben. Nach Ablauf darf die Ware nicht mehr verkauft werden, auch vom Verzehr wird abgeraten. Ein Verbrauchsdatum haben unter anderem Rohmilch, frisches Fleisch oder frischer Fisch. Verbraucherinnen und Verbraucher erkennen es am Aufdruck „verbrauchen bis“. Zudem müssen die Bedingungen beschrieben sein, unter denen das Lebensmittel aufzubewahren ist.

Nicht nur Konserven: Diese Lebensmittel sind lange haltbar

Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist also kein Wegwerfdatum. Ist es überschritten, müssen die Lebensmittel nicht blind in den Müll wandern. Wie lange der Stichtag überschritten werden kann, unterscheidet sich allerdings stark von Lebensmittel zu Lebensmittel. Verlässliche allgemeine Aussagen lassen sich nicht treffen. Denn das hängt von vielen Faktoren ab, kann selbst bei Lebensmitteln gleicher Art schwanken.

Einige halten sich aber in der Regel besonders lang. Vorausgesetzt, sie werden richtig gelagert und nicht geöffnet. Dazu zählen zum Beispiel ungeöffnete Konservendosen sowie Mineralwasser und Wein in verschlossenen Flaschen. Diese Dinge sind jahrelang genießbar. Bei Konservendosen wird es erst kritisch, wenn sie sich aufblähen oder die Seiten einknicken. Bei Wasser sollte man darauf achten, dass es nicht trüb aussieht.

Auch Schokolade ist oft lange genießbar, selbst mit hellgrauem Belag. Einzig der Geschmack lässt mit der Zeit nach. Sehr lange halten in der Regel auch Kaffee und Müsli, Reis, Nudeln und Mehl. Ausnahmen sind Produkte aus Vollkorn, Eiernudeln oder frische Pasta. Fruchtsäfte, Essig und Öl können ebenfalls noch nach Monaten genießbar sein, wie Stiftung Warentest aufzählt. In die Reihe gehören zudem Tiefkühlprodukte. Und auch Ketchup, Senf, Honig und Konfitüre sind oft über einen langen Zeitraum haltbar.

So testen Sie, ob Lebensmittel noch genießbar sind

Andere Lebensmittel sind schneller ungenießbar. Doch es lohnt sich, nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums auf bestimmte Dinge zu achten. So können auch ungeöffnete Milchprodukte noch lange nach dem Stichtag genießbar sein. Feststellen lässt sich das mit einem Riech- oder Geschmackstest. Bei H-Milch kann dieser Test allerdings in die Irre führen, hier sollte man darauf achten, ob die Flüssigkeit klumpt. Bei Eiern hilft eine Schüssel mit kaltem Wasser. Schwimmt es oben, sollte es nicht mehr verwendet werden. Sinkt es aber zu Boden, ist es noch genießbar. Dann sollte das Ei aber nur durcherhitzt verzehrt werden, wenn es schon älter ist.

Generell sollte man sich auf seine Sinne verlassen. Ob ein Lebensmittel noch genießbar ist, kann man sehen, riechen und schmecken. Ist etwas muffig, gärig oder faulig, sollte es nicht mehr verwendet werden. Vorsicht ist auch bei Schimmel geboten. Denn oft reicht es nicht, nur die verschimmelte Stelle herauszuschneiden. Ausführliche Checklisten für verschiedene Lebensmittel bieten beispielsweise die Verbraucherzentrale Hamburg oder die Tafel.

Diese Lebensmittel sollten Sie schnell aufbrauchen

Auf der anderen Seite gibt es Lebensmittel, die man besser heute als morgen verzehren sollte. Fisch und Fleisch, besonders Hackfleisch, isst man am besten so frisch wie möglich. Denn sie sind besonders anfällig für Verderb. Dasselbe gilt für fertig abgepackten Salat und Wurst aus dem Kühlregal. Wurstscheiben sollten nicht mehr verzehrt werden, wenn sie eine schmierige Oberfläche haben, unangenehm riechen oder sich grünlich oder grau verfärben.

Nicht mehr zu retten sind Lebensmittel in der Regel, wenn sich Schimmel gebildet hat. Brot sollte dann entsorgt werden, ebenso wie Konfitüre, Joghurt und Käse, bei dem der Schimmel nicht dazugehört. Auch schimmliges Obst gehört in den Biomüll. Sind nur einzelne Früchte betroffen, können diese aber aussortiert werden. Druckstellen sind kein Grund zum Wegwerfen, sie können herausgeschnitten werden. Dann sollte die betroffene Frucht aber sofort verzehrt werden.

Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

Im Idealfall kommen Verbraucherinnen und Verbraucher natürlich gar nicht erst in die Situation, zwischen Verzehr und Wegwerfen entscheiden zu müssen. Das A und O ist eine gute Planung des Lebensmitteleinkaufs. So lässt sich der Kauf von zu großen Verpackungen verhindern. Und auch die richtige Lagerung der Lebensmittel ist wichtig. Sie kann die Haltbarkeit um einige Zeit steigern. Ist eine Verpackung hingegen einmal angebrochen, sollte sie so zügig wie möglich aufgebraucht werden. Wer so dafür sorgt, dass der Lebensmittelvorrat nicht ungenießbar wird, spart nicht nur Geld, sondern auch Ressourcen. (mit dpa)

KStA abonnieren