Plastik, Fleisch, Konsum8 gute Ideen, um für das Klima zu fasten

Lesezeit 5 Minuten
Einzelne schimmelige Mandarinen liegen aussortiert auf einer Küchenarbeitsplatte, während eine Frau andere unverdorbene Mandarinen wäscht.

40 Tage lang versuchen, keine Lebensmittel zu verschwenden: Auch das kann eine Idee für die Fastenzeit bis Ostern sein.

Süßigkeiten fasten war gestern. Acht Fasten-Ideen, wie wir in Zeiten der Klimakrise unseren CO₂-Fußabdruck reduzieren können.

Am Aschermittwoch beginnt für Christen traditionell die Fastenzeit: 40 Tage lang wird bewusst auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet. Heutzutage wird die Zeit zwischen Karneval und Ostern häufig auch unabhängig vom religiösen Kontext genutzt. Etwa, um gesündere Gewohnheiten zu entwickeln. Oder, um sich auf sich selbst und das Wesentliche zurückzubesinnen. In Zeiten des Klimawandels eignen sich die sieben Wochen auch, um einen nachhaltigeren Lebensstil auszuprobieren. Die Klimakrise lässt sich zwar nicht im Alleingang lösen, aber einen Beitrag kann dennoch jeder Einzelne leisten. Wir haben deshalb acht Fasten-Ideen gesammelt, um der Umwelt und dem Klima etwas Gutes zu tun. Und wer weiß, vielleicht entsteht aus der Herausforderung der nächsten Wochen sogar eine neue Gewohnheit?

1. Plastik-Fasten

Eines der sichtbarsten Umweltprobleme unserer Zeit ist die globale Plastikverschmutzung. Ob in den Weltmeeren, in Flüssen oder im Wald: der Kunststoff hat sich mittlerweile bis in die entlegensten Ecken des Planeten vorgearbeitet. Sogar in der Arktis belastet Plastikmüll aus Deutschland das Ökosystem, wie eine Studie kürzlich zeigen konnte.

Wie wäre es also mal mit dem Versuch, 40 Tage lang so gut es geht auf Plastikverpackungen zu verzichten? Wer sich der Herausforderung stellt, wird schnell merken: Das ist gar nicht so leicht! Denn die meisten Dinge des täglichen Gebrauchs sind heutzutage in den durchsichtigen Folien eingeschweißt. Beim Einkaufen lohnt sich daher der Besuch eines Wochenmarktes oder Bioladens. Dort gibt es unverpacktes Obst und Gemüse, Käse und Wurst können in der eigenen Dose transportiert werden und einige Biomärkte verfügen mittlerweile über unverpackte Getreide- und Nussprodukte. Unverzichtbar fürs Plastik-Fasten: Jute- und Gemüsebeutel!

2. Verschwendung-Fasten

Nicht nur der Verpackungsmüll belastet die Umwelt. Auch die Verschwendung von Lebensmitteln ist ein wesentlicher Faktor – und ein Großteil der Nahrungsmittel landet in privaten Haushalten in der Tonne. Nämlich satte 78 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Die meisten Abfälle entfallen dabei auf Obst, Gemüse, Backwaren und zubereitete Speisen, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ermittelt hat.

Wer es schaffen möchte, sieben Wochen lang keine Lebensmittel wegzuwerfen, sollte sich zunächst Tipps und Tricks zur richtigen Lagerung von verschiedenen Nahrungsmitteln ansehen. Auch eine ungefähre Gerichtsplanung und der Einkauf nach Plan können helfen. Ebenso wie die sogenannte „Iss-mich-zuerst“-Ecke im Kühlschrank: Hier werden Lebensmittel, die bald über sind, möglichst prominent im Blickfeld platziert – so geraten sie nicht in Vergessenheit.

3. Fleisch-Fasten

Während der Fastenzeit auf Fleisch zu verzichten, ist natürlich keine neue Idee. Fürs Klima ist es dennoch eine gute, denn ob Treibhausgase, Überdüngung, Landnutzung, Wasserverbrauch: die Liste der Umwelt- und Klimaprobleme, die im Zusammenhang mit der Massentierhaltung stehen, ist lang. Eine fleischfreie Ernährung ist deshalb ein wirkungsvoller Hebel, an dem Einzelne ansetzen können. Dass das wirkt, zeigen die Zahlen: Durch die Zunahme an fleischlosen Alternativen und durch die Tatsache, dass immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher zugreifen, ist die Fleischproduktion 2022 in Deutschland so stark gesunken, wie noch nie. Das teilte das Statistische Bundesamt Anfang Februar mit. Am stärksten zurückgegangen ist demnach die Menge an Schweinefleisch, gefolgt von Rind.

4. Tierische Produkte Fasten

Eine noch deutlichere Klimawirkung hat eine komplett pflanzliche Ernährung. Landen weder Fleisch noch Fisch, Eier oder Milchprodukte auf dem Teller, lassen sich aufs Jahr gerechnet pro Kopf zwei Tonnen Treibhausgase einsparen. Das Joseph Poore von der Oxford University 2019 berechnet. Denn bei der Tierhaltung entstehen neben Kohlendioxid vor allem die Treibhausgase Lachgas und Methan. Hinzu kommen weitere Faktoren wie die Landnutzung und die Abholzung von Wäldern für Weideflächen und den Anbau von Tierfutter. Das wohl bekannteste Beispiel ist der Amazonas-Regenwald.

5. Importe-Fasten

Auch die Frage, wo und wann unsere Lebensmittel angebaut werden, hat Einfluss darauf, wie nachhaltig unsere Ernährung ist. Logisch: lange Transportwege verursachen mehr CO₂. Doch auch die regionale Tomate hat Ende Februar noch keine gute Klimabilanz, wenn sie im energieintensiven Gewächshaus angebaut wurde. Daher ist auch der Blick auf den Saisonkalender wichtig. Zugegeben: Der sieht in den Wintermonaten relativ mau aus. Aber in den Wochen bis Ostern wird die regionale und saisonale Auswahl immer bunter!

6. Konsum-Fasten

Wenn der nächste Shopping-Trip nur noch einen Klick entfernt ist, ist die Versuchung besonders groß. Dabei belastet ein übermäßiger Konsum nicht nur das Klima und die Umwelt, sondern auch unseren Geldbeutel. Sieben Wochen lang einfach mal nichts zu kaufen, was nicht unbedingt benötigt wird, kann daher gleich auf mehrere Weisen entlasten. Das Motto für die kommende Zeit lautet also: Bewusst NICHT konsumieren!

7. Auto-Fasten

Wer das Auto für 40 Tage stehen lässt, kann die Zeit im besten Fall zugleich als Fitness-Programm nutzen. Aber auch wenn der Umstieg aufs Rad zu anstrengend ist, lohnt sich die autofreie Zeit für das Klima. Noch dazu tun Sie Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) einen Gefallen. Der Verkehrssektor hat auch im vergangenen Jahr erneut seine Klimaziele gerissen. Schade nur, dass das 49-Euro-Ticket erst nach der Fastenzeit an den Start geht.

8. Klima-Fasten

Anregungen für Klimagerechtigkeit und Umweltschutz will auch die Aktion „Klimafasten“ der Evangelischen Kirchen geben, die in diesem Jahr in jeder Fastenwoche für ein anderes Thema sensibilisieren möchte. So steht die erste Woche unter dem Motto „Energie wertschätzen“ und liefert praktische Alltagstipps, um den Strom- und Gasverbrauch zu reduzieren. Auch über die Themen Flächenverbrauch und Biodiversität wird informiert. Dazu werden Möglichkeiten aufgezeigt, die jeder Einzelne umsetzen kann. In der letzten Fastenwoche geht es schließlich um das Thema Glück: Was brauche ich eigentlich, um glücklich zu sein? Vielleicht lässt sich diese Frage nach dem bewussten Verzicht umso leichter beantworten.

KStA abonnieren