Die „Switch 2“ schickt sich an, abermals alle Rekorde zu brechen. Steffen Haubner wirft einen Blick auf den neuesten Erfolg Nintendos.
Schon wieder ein ErfolgNeue Version der Erfolgskonsole – Was kann Nintendos „Switch 2“?

Die neue „Switch 2“ von Nintendo ist schon jetzt vielerorts ausverkauft – zu Recht?
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Wenn eine Technikfirma es nach vielen Jahrzehnten immer wieder schafft, an alte Erfolge anzuknüpfen, macht sie irgendetwas richtig. Das gilt umso mehr in einer Zeit, in der technische Innovationen so rasant kommen und gehen, dass einem schwindelig werden kann. Der Name Nintendo ist für Menschen mehrerer Generationen praktisch zu einem Synonym für Spielkonsolen geworden – ganz egal, ob sie nun mit einem Gameboy aufgewachsen sind, einem Gamecube oder einer Wii-Konsole. Mit letzterer landeten die Japaner ab 2006 einen phänomenalen Erfolg, den kaum jemand vorausgesehen hatte.
2017 legten sie mit der „Switch“ nochmals einen drauf. Diesen Hybrid aus stationärer und tragbarer Konsole kann man auf Reisen oder ins Bett mitnehmen, aber auch an den Fernseher anschließen. „Warum nur“, so fragte sich damals manch eine Produktentwicklungsabteilung Haare raufend, „sind wir nicht darauf gekommen?“ 150 Millionen Stück wurden weltweit verkauft.
Nun erscheint der Nachfolger, die „Switch 2“, und diesmal scheint Nintendo kurioserweise selbst vom abermaligen Erfolg überrumpelt. Das Gerät ist aktuell nur noch mit Glück bei kleineren Händlern zu bekommen, in manchen Ländern gehen sogar Vorbesteller vorübergehend leer aus. Und das, obwohl die meisten Starttitel Portierungen bereits erschienener Spiele sind und manche davon, wie etwa das Science-Fiction-Adventure „Cyberpunk 2077“, auf einer PS5 Pro, der Konsole mit der derzeit höchsten Rechenleistung, besser aussehen.
Mario Kart: 24 Fahrer sind kein Problem für die „Switch 2“
Wer das Vorgängermodell kennt, dem fällt zuerst der auf 7,9 Zoll gewachsene Bildschirm auf. Er liegt gut in der Hand und ist mit 534 Gramm inklusive der mittels Magneten seitlich angesteckten Controller nur minimal schwerer als der Vorgänger. Brillantere Bilder, lebendigere Farben und höhere Kontraste bei einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln und bis zu 120 Hz Bildrate erfreuen Ästheten und Technikfans. Angeschlossen an einen Fernseher unterstützt die „Switch 2“ eine maximale Auflösung von 3840 x 2160 Pixeln, entsprechend dem 4K-Standard. Damit schließt Nintendo technisch zu den Mitbewerbern Sony und Microsoft auf, die Grafikleistung hat sich im Vergleich zum Vorgänger verzehnfacht.
Und das sieht man auch: „Street Fighter 6“ von Capcom ist ein knallbuntes Kampfspektakel, bei dem eine Menge los ist auf dem Display. Trotzdem erscheinen die Kämpfer bis ins Detail scharf gezeichnet, auch wenn sie sich einem Kampfspiel entsprechend blitzschnell und von irren Effekten untermalt bewegen. Und bei „Mario Kart World“, dem zum Verkaufsstart ausgelieferten, runderneuerten Rennspielklassiker, tummeln sich jetzt bis zu 24 Fahrer gleichzeitig auf der Strecke, ohne dass die Konsole ins Schleudern kommt.
Nintendo Switch: Überall in zwei Minuten eine Gaming-Arena einrichten
Das eigentliche Geheimnis der Nintendo-Konsolen ist aber die Zugänglichkeit. Zu Zeiten der Wii durfte ich im Rahmen einer Reportage miterleben, wie viel Lebensfreude und Energie ein Konsolen-Kegelnachmittag oder eine Partie Wii-Tennis in einem Altenheim freisetzen können. Mit der Switch kann man nun überall in zwei Minuten eine Gaming-Arena errichten: einfach den Standfuß an der Rückseite ausklappen und jedem einen der kleinen „JoyCon“-Controller in die Hand drücken.
Die Eingabegeräte verfügen – hier knüpft Nintendo an den Erfolg der Wii an – über eine Bewegungssteuerung, die sich wieder zahlreiche Sportspiele zunutze machen werden. Beide Joy-Cons können nun kurzerhand auch als Maus verwendet werden. Mit Spielen, in denen man sich aus der Ich-Perspektive gegen Aliens zur Wehr setzen muss, – wie bei der Switch-2-Version von „Metroid Prime 4: Beyond“ – funktioniert das ausgezeichnet und kommt dem Spielen am PC zumindest nahe. Auch komplexe Strategiespiele, die wie „Sid Meier’s Civilization 7“ (2K Games) ursprünglich für den PC gedacht sind, profitieren von dieser intuitiven Steuerungsoption.
Nintendos „Switch 2“ geht ins Geld
Über das eingebaute Mikrofon mit Geräuschunterdrückung kann man sich nun online mit seinen Mitspielern unterhalten, die optional erhältliche Kamera ermöglicht sogar Videochats. Konsole, Zubehör plus Spiele – das geht aber auch ins Geld. Mit 500 Euro muss man für die Grundausstattung rechnen.
Immerhin lassen sich auch ältere Controller anschließen, die Module für das Vorgängermodell sind mit der Switch 2 kompatibel. Auch beim Speicher kann man sparen: Die verfügbaren 256 GB lassen sich mit microSD-Express-Karten relativ preisgünstig erweitern. Ja, ein teurer Spaß ist das Ganze trotzdem, auch für den Online-Service fallen – mit ca. 3 Euro pro Monate recht moderate – Kosten an. Aber wer kann angesichts der aktuellen Weltlage nicht ein bisschen Aufmunterung gebrauchen? Und die bieten unverwüstliche Sympathieträger wie Super Mario, Donkey Kong oder der Abenteurer Link aus „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ und „Tears of the Kingdom“, die auf der Switch 2 in frischem Glanz erstrahlen, wie immer jede Menge.