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Nicht erschrecken lassen„Scareware“ verleitet zu schädlichen Programmen – So schützen Sie sich

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann sitzt am Rechner und tippt auf einer Tastatur.

„Scareware“ soll vor allem Angst und Panik erzeugen.

„Scareware“ soll dazu verleiten, unnütze oder gar schädliche Programme zu installieren. Steffen Haubner erklärt, wie man sich davor schützt.

Wir haben alle mal einen schlechten Tag und ein ramponiertes Nervenkostüm, sind müde und sowieso überzeugt davon, dass in der digitalen Welt überall Gefahren lauern. Perfiderweise lauern Cyberkriminelle genau darauf und nutzen diese Verunsicherung aus, um uns tatsächlich in die Falle zu locken.

Der Dreh bei sogenannter „Scareware“ (vom englischen „to scare“, „Angst machen“): Möglichst laut und drastisch Alarm schlagen, um die Betroffenen dazu zu bewegen, eine Software herunterzuladen, die angeblich alles wieder in Lot bringt, einem falschen Berater Rede und Antwort zu stehen, sicherheitsrelevante Informationen preiszugeben und einer dubiosen Firma Geld zu überweisen. Es gab solche Fälle bereits in meinem Umfeld, und laut Sicherheitsexperten nimmt die Bedrohung durch Scareware gerade wieder zu. Ein Teil des Problems besteht darin, dass viele Betroffene aus Scham niemanden einweihen, wodurch sie dann auch niemanden aufgrund ihrer eignen negativen Erfahrungen warnen.

Steffen Haubner

Steffen Haubner

schreibt als Journalist über Technik- und Medienthemen...

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So erkennen Sie eine typische Scareware-Attacke: Auf Ihrem Bildschirm taucht plötzlich ein Banner auf, das eine akute Bedrohung Ihres PCs meldet. In den meisten Fällen setzen die Täter auf grelle Farben, große Schrifttypen sowie alarmistische Effekte wie blinkende Hintergründe. Daneben steht meist der Hinweis, dass Sie „sofort“ handeln müssen. Das bedeutet in der Regel, dass Sie auf das Banner oder einen Link klicken und den Anweisungen folgen sollen. Mitunter werden auch Telefonnummern eingeblendet, bei denen Sie sich melden sollen.

Genau das sollten Sie natürlich unter gar keinen Umständen tun! Ein seriöses Unternehmen würde niemals auf diese Art an Sie herantreten. Klicken Sie auch nicht auf das X zum Schließen des Banners, denn auch das ist eine Täuschung. Schließen Sie stattdessen den ganzen Tab über das X rechts oben in der Tab-Leiste des Browsers. Sollte das nicht gehen, erzwingen Sie das Schließen Ihres Browsers. Unter Windows geht das, indem Sie mit der Tastenkombination Strg + Alt + Entf den „Task-Manager“ aufrufen, dort Ihren Browser wählen und auf „Task beenden“ klicken. Bei Mac-Rechnern drücken Sie Befehl + Option + Escape, um das Fenster „Beenden erzwingen“ zu öffnen.

So entfernen Sie die Scareware

Haben Sie sich sich verleiten lassen, eine vermeintliche „Lösung“ zu installieren, entfernen Sie auch diese. Typische Namen für solche Pseudo-Sicherheitsprogramme sind „Antivirus360“, „DriveCleaner“, „PC Protector“ oder „Mac Defender“. Da es sich meist um keinen echten Schädling handelt, ist das Entfernen in der Regel kein Problem.

Starten Sie Ihre Sicherheitssoftware, um manuell nach Scareware zu suchen. Alternativ gehen Sie in die Windows-Einstellungen und dort zu „Apps“ und „Installierte Apps“. Suchen Sie nach verdächtigen Einträgen und entfernen Sie sie. Auf Macs suchen Sie den Störenfried in der Kategorie „Programme“ des Finder-Fensters. Klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und ziehen Sie ihn in den Papierkorb, den Sie danach leeren.

Hier einige Tipps, wie Sie vorbeugen können:

Gelassenheit

Das ist tatsächlich das beste Rezept. Scareware zielt darauf, dass man sich verunsichern und einreden lässt, man müsse auf der Stelle handeln. Der so erzeugte Zeitdruck verhindert das Innehalten und Nachdenken, das einen vor Schlimmerem bewahren würde. Sind Sie sich unsicher, schalten Sie Ihren Rechner einfach aus, dann wird auch nichts weiter passieren. Schlafen Sie darüber oder bitten Sie jemanden aus Ihrem Bekanntenkreis hinzu, um sich die Sache in Ruhe anzuschauen.

Sicherheitssoftware und Updates

Man kann es nicht oft genug sagen: Ein gutes Sicherheitsprogramm ist Pflicht. Außerdem sollten Sie alle installierten Programme und Browser auf dem neuesten Stand halten und regelmäßig Updates durchführen.

Edge Scareware-Blocker

In Microsofts Edge-Browser gibt es seit neuestem eine Anti-Scareware-Funktion. Sie basiert auf künstlicher Intelligenz, soll Scareware automatisch erkennen und im Ernstfall davor warnen. Die KI vergleicht die Browseransicht mit Tausenden von betrügerischen Webseiten. Microsoft erklärt, dass der Datenschutz dabei gewahrt bleibe. Hegt der Scareware-Blocker einen Verdacht, blockt er die betreffende Seite und zeigt einen Screenshot der Seite an.

Um den Blocker zu aktivieren, klicken Sie in Edge oben rechts auf die drei Punkte und dann auf „Einstellungen“. Klicken Sie in der linken Leiste auf „Infos zu Microsoft Edge“ und überprüfen Sie, ob Sie die aktuellste Version installiert haben. Klicken Sie dann auf „Datenschutz, Suche und Dienste“ und „Sicherheit“. Stellen Sie den Schalter auf der rechten Seite neben „Scareware-Blocker“ auf „Ein“. Aktuell befindet sich das Werkzeug noch im Vorschau-Stadium und steht nur unter Edge zur Verfügung. Doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, dass andere Anbieter nachziehen.