Antisemitische DemoGelsenkirchener Polizei ermittelt ersten Verdächtigen via Video

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Ein Polizeiwagen steht vor der Synagoge in Gelsenkirchen.

Gelsenkirchen – Im Fall eines antisemitischen Demonstrationszugs in Gelsenkirchen nahe einer Synagoge sind aus der Bevölkerung zahlreiche Hinweise eingegangen. „Wir haben einen ersten Tatverdächtigen ermittelt und sind sehr zuversichtlich, dass wir weitere Tatverdächtige identifizieren“, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Auch aus der Gruppe der rund 180 Demonstranten heraus seien Videos veröffentlicht worden, die ebenfalls ausgewertet würden.

Ausschreitungen auch in Solingen, Bonn und Münster

In Solingen, Bonn und Münster hatte es in den vergangenen Tagen zudem anti-israelische Ausschreitungen gegeben. Der Landtag will sich mit den Vorfällen befassen und auch den Polizeieinsatz in Gelsenkirchen beleuchten. In einem per Twitter verbreiteten Video des Zentralrats der Juden sind Sprechchöre mit antisemitischen Inhalten bei der Demo in Gelsenkirchen zu hören. Erkennbar sind vor der Synagoge Menschen unter anderem mit palästinensischer, türkischer und tunesischer Flagge.

Die Polizei habe Strafanzeigen gegen Unbekannt gefertigt - wegen Verdacht auf Volksverhetzung, Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung, berichtete der Sprecher.

Polizeikette vor Synagoge

Auf dem via Twitter verbreiteten Video ist auch zu sehen, dass Beamte trotz der Parolen nicht eingriffen. Der Polizeisprecher sagte, es seien zunächst nicht genug Kräfte vor Ort gewesen. Wären die Beamten „in die Versammlung reingegangen“, hätten sie die Polizeikette zum Schutz der Synagoge aufgeben müssen, schilderte er. Am Mittwoch hätten sich am Bahnhof zunächst zehn Personen versammelt, danach habe sich sehr schnell eine Gruppe von rund 180 Menschen formiert, die sich Richtung der einige hundert Meter entfernten Synagoge bewegte. Beamte, die im Zuge eines Schalke-Fußballspiels am Bahnhof waren, hätten schnell umgeschaltet und eine Polizeikette um das Gotteshaus gebildet.

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Die Teilnehmer der nicht angemeldeten Demo zogen laut Polizei wieder Richtung Bahnhof ab. Da Gefahrenabwehr Priorität vor Strafverfolgung habe, sei die Polizeikette zum Schutz der Synagoge weiter nicht aufgeben worden. Als dann Verstärkung am Bahnhof eintraf, sei die Demo bereits aufgelöst gewesen. (dpa)

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