Interview mit Manuel AndrackDer bekannte Redakteur und Autor über sein Studium
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Nicht jeder Werdegang verläuft geradlinig.
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Der Redakteur, Autor und Moderator Manuel Andrack hat an der Universität zu Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte studiert. Über seine Laufbahn sprach Katharina Hamacher mit dem 52-Jährigen.
Herr Andrack, Sie waren während des Studiums Punk-Fan. Das klingt eher nach Party als nach Bibliothek, oder?
Party, ganz klar. Ich bedaure ja sehr, dass sich die heutigen Studenten durch festgelegte Stundenpläne quälen müssen, wie ich das gerade bei meinen Töchtern mitkriege. Bibliothek war nie so mein Ding, ich habe eher Zuhause gelesen. Aber ich habe im Gegensatz zu anderen Kommilitonen, die später steile Karrieren bei Film und Fernsehen gemacht haben, das Studium beendet. Das war damals schon eher eine Seltenheit im Medienbereich.
Manuel Andrack arbeitete nach dem Studium als Fernsehredakteur für diverse Gameshows und feierte seinen Durchbruch als Sidekick von Harald Schmidt. Seit 2005 ist er überwiegend als Autor aktiv. Für sein aktuelles Buch „Schritt für Schritt – Wanderungen durch die Weltgeschichte“ besuchte Andrack Orte von historischer Bedeutung. Im August wird sein neues Buch „Lebenslänglich Fußball. Vom Wahnsinn, ein Fan zu sein“ veröffentlicht.
War denn Ihr Magister Artium für Ihren Werdegang von Bedeutung?
Überhaupt nicht, aber mir persönlich war der Abschluss wichtig, ich hab auch immer gern studiert. Erst Jahre später, nachdem ich schon erfolgreich als Redaktionsleiter gearbeitet hatte, verlangte die Personalabteilung von Sat.1 in Berlin ein abgeschlossenes Studium – mit dem ich zur Überraschung vieler Kollegen ja dienen konnte. Das war das einzige Mal in meinem Leben, dass jemand meinen Studienabschluss sehen wollte. Allerdings hat keinen Menschen interessiert, welche Note darin steht. Das weiß ich selbst schon nicht mehr genau. Ich glaube, 2,3.
Inwieweit haben Ihnen die Inhalte Ihres Studiums bei Ihrer Karriere weitergeholfen?
Die schon eher, vor allem, was die Arbeitsweisen angeht. In meinem dritten Fach Kunstgeschichte zum Beispiel hab ich die Scheine ganz am Schluss gemacht und erstaunlicherweise sehr gut abgeschnitten, obwohl es für mich doch fachfremd war. Ich hatte das Gefühl – egal ob es Kunstgeschichte ist oder irgendein anderes geisteswissenschaftliches Fach –, ich hab es einfach raus, mir die nötigen Informationen zu besorgen, kreativ zusammenzustellen, ein paar wilde Thesen aufzustellen und die dann auch noch zu beweisen. Diese Herangehensweise und besonders der kreative Aspekt haben mir in meinem Beruf immer sehr geholfen. Aber nicht nur die Methoden, sondern auch die Inhalte wie sämtliche Dramaturgie-Theorien, die ich in Theaterwissenschaften und in Germanistik gelernt habe, haben mich besonders in meinem Job bei Harald Schmidt weitergebracht.
Ist Ihnen da etwas besonders in Erinnerung geblieben?
Als ich ziemlich am Anfang im Vier-Augen-Gespräch mit Schmidt die Dramaturgie der ersten Late-Night-Sendungen anhand des aristotelischen Drama-Konzepts auseinandergenommen und ein neues vorgeschlagen habe, hab ich schon ziemlich gepunktet. Dann haben wir es vom Kopf auf die Füße gestellt und wurden ein paar Jahre später damit erfolgreich.
Was hat Sie denn damals an Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft gereizt?
Ich war nach dem Abi fest davon überzeugt, ich müsste Schauspieler werden –zum Glück wurde die Menschheit jedoch vor dieser Idee gerettet. Ich hatte damals Schultheater gespielt und hatte Spaß daran. Dann hab ich aber mit einer Schauspielerin aus einem kleinen Kölner Theater über ihren Alltag gesprochen und mir war klar: Ich hatte keine Lust, mir von Regisseuren sagen zu lassen, wann ich nackt auf die Bühne rennen muss. Ich wollte eher der sein, der die Ansagen macht. Aber zu Recht ist es so, dass man Theater- und Filmregie erst mit 23 studieren kann, also bin ich recht unbedarft bei Theaterwissenschaften gelandet.
Wie haben Sie nach dem Studium den Einstieg geschafft?
Nach dem Abschluss musste ein Job her und ich habe für eine Produktion des WDR das am höchsten bezahlte Praktikum aller Zeiten bekommen. Ich glaube, ich habe 50 Mark pro Tag verdient, musste aber auch viel arbeiten. Dann kam eins zum anderen und ich bin in der Fernsehproduktion gelandet, als TV-Redakteur beim „Familienduell“. Allerdings war die Nummer „Ich will was mit Medien machen“ damals viel leichter als heute.
Was würden Sie Studierenden raten, die in eine ähnliche Richtung streben?
Aus heutiger Sicht würde ich niemandem mehr zu einem Studium im Medienbereich raten. Es gibt so viele Ausbildungsgänge, die am Bedarf vorbei ausbilden. Gerade in der Medienstadt Köln haben sich so viele gut ausgebildete Menschen angesammelt, die nur schwer in Lohn und Brot kommen. Bei mir war damals auch eine große Portion Glück dabei. Aber wenn ich in der heutigen Zeit noch einmal vor der Entscheidung stände, würde ich auf Lehramt studieren, das hätte mir sicher Spaß gemacht.