Studie zur Film- und FernsehproduktionMedienland NRW verteidigt seinen Spitzenplatz

Lesezeit 3 Minuten
Medienland

Die Kölner "Tatort"-Kommissare können zufrieden sein

  • Die Formatt-Studie hat für die Jahre 2017 und 2018 die Film- und Fernsehproduktion in Nordrhein-Westfalen im Vergleich mit anderen Bundesländern untersucht.
  • Die Fernsehschaffenden aus NRW bleiben darin klar auf dem ersten Platz.
  • Doch die Corona-Krise fordert die Branche und macht Dreharbeiten zu einem „Hochrisikogeschäft“.
  • Nun wurde weitere Hilfe angekündigt.

Köln.  – Von 2020 aus gesehen, aus der Perspektive des Corona-Jahres heraus also wirken die Jahre 2017 und 2018 wie eine ferne Vergangenheit. Exakt diesen Zeitraum aber erfasst die aktuelle Formatt-Studie, mit der der Dortmunder Medienwissenschaftler Horst Röper erneut die Film- und Fernsehproduktion in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen Bundesländern untersuchte.

Zur Vorstellung der Studie hatten sich der für Medien zuständige Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski, die Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, Petra Müller, sowie Röper selbst einen durchaus besonderen Ort ausgesucht: das Studio-Restaurant der Vox-Sendung „First Dates – Ein Tisch für Zwei“ in der Lichtstraße des Kölner Stadtteils Ehrenfeld. Aus Ehrenfeld wie auch aus Nippes waren besonders viele Anträge auf Corona-Soforthilfe beim Land eingegangen, denn hier pulsiert das Leben der Branche ganz besonders, für die Röper so erfreuliche Ergebnisse bereithielt.

2017 und 2018 nämlich war die Welt besonders für die Fernsehschaffenden in NRW noch mehr als in Ordnung. Im Vergleich zu Bayern und Berlin-Brandenburg kamen sie auf einen klaren ersten Platz. Doch bevor sich Liminski diesen glänzenden Zahlen für die Produzenten an Rhein und Ruhr und besonders in der Fernsehmetropole Köln zuwandte, konnte er der aktuellen Situation im Sommer 2020 allerdings nicht ausweichen. Nun komme es darauf an, die in der Corona-Krise darniederliegende Produktion wieder ans Laufen zu bringen, führte er aus.

Dreharbeiten sind ein „Hochrisikogeschäft“

Besonders brisant daran allerdings ist, dass schon eine einzige Infektion die komplette Produktion zum Stillstand bringen kann und es an einem entsprechenden Versicherungsschutz fehle – dies verwandele zum Beispiel Dreharbeiten in ein „Hochrisikogeschäft“, wie Liminski sagte. Die Landesregierung setzt sich aus diesem Grund dafür ein, den von der Bundesregierung angekündigten Ausfallfonds für Kinofilme und High-End-Serien generell auf Fernsehproduktionen auszuweiten. Sollte sich der Bund nicht zu diesem Schritt entschließen können, werde das Land „selbst Sorge tragen“, so der Chef der Staatskanzlei. NRW wolle in jedem Fall zehn Millionen Euro mobilisieren.

Damit erkennt die Landesregierung an, wie entscheidend auch in wirtschaftlicher Hinsicht der „Höhenflug“ der Jahre 2017/18 war – der sich 2019 bis zum Beginn des Lockdown fortsetzte –, von dem Petra Müller mit Blick auf Röpers Formatt-Studie sprach. Während bei der Kinoproduktion Berlin die Nase vorn hat, schon weil dort die meisten namhaften Schauspieler und Regisseure leben, hat NRW im Fernsehbereich die Konkurrenz abgehängt. Allein im Entertainment, also etwa bei Soaps oder Factual Entertainment, für die eben die Vox-Sendung „First Dates – Ein Tisch für zwei“ steht, kommt das Land auf einen Marktanteil von rund 55 Prozent.

Das könnte Sie auch interessieren:

Aufs Ganze gerechnet brachten es Produzenten mit Sitz in Nordrhein-Westfalen auf rund 285 200 Produktionsminuten, sagte Röper. Damit erreichten sie nicht ganz den Spitzenwert von rund 313 400 Produktionsminuten aus dem Jahr 2016, noch immer liegt der Marktanteil inklusive Kino und Serie bei 38 Prozent – Tendenz steigend. Mit deutlichem Abstand hinter NRW rangieren Bayern (192.500 Minuten), Berlin (89.100 Minuten) und Hamburg (68.000 Minuten).

Zunahme der Konzentration

Ein interessantes Detail in Röpers Studie beschreibt den Konzentrationsprozess der Branche auch in NRW. Für diese Entwicklung sind maßgeblich ausländische Investoren verantwortlich, wie das Beispiel der amerikanischen Fondsgesellschaft KKR zeigt, die 2019 gleich drei Produktionsgruppen übernommen hat, darunter zwei mit Sitz in Köln, „Good Times“ und „I&U“. Hier prognostiziert Röper ein weiteres Fortschreiten der Konzentration.  

KStA abonnieren