Corona-KriseSieben Menschen aus Köln und der Region, die in der Not helfen

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André Bach, Einsatzleiter der Feuerwehr

Köln – Sie gehen mit verzweifelten Kunden um oder  mit ängstlichen Senioren und Eltern. Ohne die Helfer in der Not wäre die Corona-Krise noch härter.  Wir stellen sieben Menschen aus Köln und der Region vor – stellvertretend für alle.

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Kinderarzt Anselm Bönte: Anselm Bönte ist Kinderarzt in Weiden. Das Telefon in seiner Praxis steht selten still, seit das Coronavirus in der Stadt grassiert. Die meisten Menschen wollen sich informieren. Einige wollen aber auch sofort einen Test, wenn ihr Kind hustet oder Fieber hat. Bönte muss dann erklären und beschwichtigen, dass das nur bei begründeten Verdachtsfällen möglich ist. Bönte berät auch Eltern, die jetzt nicht mehr wissen, was sie ihren Kindern erlauben dürfen. Bislang hält er einen sehr kleinen Freundeskreis von drei Jungen oder Mädchen für vertretbar. „Wenn sich alle wirklich immer nur untereinander treffen, verbreitet sich das Virus nicht. Und man kann Kindern schlecht alle sozialen Kontakte verbieten.“ (cl)

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Anselm Bönte, Kinderarzt

Drogistin Maria Klein: Maria Klein haut so schnell nichts um. Aber so eine Situation wie am Mittwoch hat die erfahrene Drogerie-Mitarbeiterin noch nie erlebt. Dass das Geschäft zwischenzeitlich schließen musste, weil die Menschenmassen nicht mehr kontrolliert werden konnten – und das Virus erst recht nicht. „Es war unglaublich, wie viele Leute hier waren, obwohl doch alle wissen, wie gefährlich es ist, keinen Abstand zu halten“, sagt sie. Ihr Fläschchen Desinfektionsmittel hat sie dabei, falls sie doch in Kontakt kommt. Dieser Tage macht sie viele Überstunden, weil die Menschen die Regale leer räumen, erzählt sie. Von den  Kunden wünscht sie sich mehr Respekt. Das Personal werde teilweise angepöbelt, weil Toilettenpapier aus ist und die Wartezeit an der Kasse länger ist als üblich. Trotz allem behält Maria Klein aber ihre gute Laune. (hol)

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Marie Klein, Verkäuferin in einem Drogeriegeschäft

Feuerwehrchef André Bach: Für Rettungskräfte wie die Feuerwehr bedeutet das Coronavirus eine riesige Herausforderung – allein schon, um Rettungsdienst und Brandschutz  zu trennen. Die Feuerwehr Wesseling setzte daher eine organisatorische als auch räumliche Trennung in die Praxis um. „Wir haben unter anderem separate Zugänge geschaffen und eine Behelfsküche gebaut. Und wenn wir eine gemeinsame Besprechung machen müssen, die  Mitarbeiter von Brandschutz und  Rettungsdienst erfordert, dann findet diese im Freien statt“, so Feuerwehrchef André Bach. Mit der Aufteilung in zwei Bereiche waren auch kleinere Umbauarbeiten verbunden. (be)

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André Bach, Einsatzleiter der Feuerwehr

Apotheken-Helfer Karl Lambertz: Seit 24 Jahren fährt Karl Lambertz aus Dahlem (Kreis Euskirchen) mehrmals in der Woche nachmittags Medikamente für die Eifel-Apotheke in Dahlem aus . Ja, er mache das noch gerne, gerade jetzt, meint Lambertz. Zwar gehört er mit 84 Jahren selbst  zur Hauptrisikogruppe der  durch das Coronavirus Bedrohten.  „Ich stelle die Medikamente aber ja an der Türe ab und klingele. Nur wenn ich kassieren muss, habe ich  kurz Kontakt.“ Mit der Strategie ist er bisher immer gut gefahren. Und das kleine Pläuschchen mit den Kunden, das werde er sich nicht nehmen lassen, sagt er. Zumindest solange es noch möglich ist. (sli)

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Karl Lambertz aus Dahlem

Altenheim-Stationsleiter Uwe Killmann: Fast ohne Ausnahme dürfen Besucher das Evangelische Altenheim in Gemünd (Kreis Euskirchen) nicht mehr betreten.   Nur die Sterbenden und Schwerstkranken dürfen besucht werden.     „Schwierig ist es mit dementen Bewohnern“, sagt Stationsleiter Uwe Killmann. Es sei wichtig, mit ihnen im Gespräch zu bleiben, auch wenn sie schnell wieder vergessen hätten, warum kein Besuch kommt. Es sei schon zu merken, dass die Bewohner mehr Gesprächsbedarf hätten. „Wir nehmen uns die Zeit“, sagt er. Und immer liebevoll bleiben, betont er, das sei selbstverständlich, auch wenn er die Bewohner nicht wie sonst in den Arm nehmen könne. Er rechne damit, dass es bald Sonderschichten gebe. „Aber Altenpfleger haben mit Überstunden eh kein Problem“, sagt er lachend. (sev)

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Uwe Killmann

Supermarkt-Kassiererin Kerstin Mölke: Kerstin Mölke sitzt in einem Supermarkt in Gemünd (Kreis Euskirchen) an der Kasse und zieht die Ware über den Scanner. Die Schlange hält sich im Augenblick in Grenzen. „Wir müssen ja durchhalten“, sagt die Kassierin und lacht. Problematisch sei nur, dass es auch in dem kleinen Markt in der Eifel zu Engpässen bei manchen Waren kommt. Vor allem beim Toilettenpapier. „Für ältere Kunden ist das  unangenehm. Die Leute sind dann mitunter schon unzufrieden“, sagt Mölke.  Gearbeitet wird in den normalen Schichten – anstrengend werde die Arbeit aktuell nur, wenn neue Waren ankommen. „Das Auffüllen der leeren Regale dauert natürlich länger als sonst“, erklärt die Kassiererin. (tn)

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Kerstin Mölke

Carla Mombartz, Gründerin der Initiative „Zusammen gegen Corona“: „Wir haben nach den Schulschließungen nicht so viel zu tun und möchten jetzt gerne nützlich sein“, sagt  Carla Mombartz (19). Die Kölnerin  vernetzt mit der Initiative „Zusammen gegen Corona“ Menschen, die helfen wollen und können. Sie bieten Einkaufshilfe und Kinderbetreuung an. Dafür schrieb Carla zunächst ein Flugblatt, das sie in Köln verteilte. Neben  Betroffenen hätten sich innerhalb weniger Tage auch 150 Helfer gemeldet, darunter vor allem Schüler.  Carla Mombartz und ihr Team haben inzwischen  „Stadtteilleiter“, die dann die freiwilligen Helfer im jeweiligen Bezirk  koordinieren.

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Carla Mombartz hat in Köln eine Coronahilfe initiiert, die innerhalb weniger Tage über 150 Helferinnen und Helfer vereinen konnte.

Die Initiative ist per E-Mail erreichbar  unter: zusammen.gegen.corona@gmail.com. (red)

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