„Schule der magischen Tiere“Euskirchenerin stand schon als Kleinkind vor der Kamera

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Die Bücher zu den Filmen haben Luzie (r.) und ihre Mutter Mahin Nadjafi laut eigenen Aussagen am Filmset erhalten.

Die Bücher zu den Filmen haben Luzie (r.) und ihre Mutter Mahin Nadjafi laut eigenen Aussagen am Filmset erhalten.

Euskirchen – In der 14-jährigen Luzie Nadjafi verstecken sich hunderte Persönlichkeiten. Neben der Schule arbeitet die Neuntklässlerin als Schauspielerin. Seit sie ein Kleinkind ist, sind Filmsets ihr zweites Zuhause, mit zwei Jahren habe sie das erste Mal vor der Kamera gestanden. „Es kam durch meine Schwester, die hatte ein Shooting, da war ich dabei, weil wir beide noch sehr jung waren“, erklärt Nadjafi: „Und dann bin ich in die Umkleide gegangen und hab mir einfach irgendwas angezogen.“

Mutter und Tochter vor dem berüchtigten Foto mit Hendrix-Shirt.

Mutter und Tochter vor dem berüchtigten Foto mit Hendrix-Shirt.

Der Fotografin ihrer Schwester habe die Kleiderwahl der damals Zweijährigen so gut gefallen, dass Luzie gleich mit aufs Bild durfte, ergänzt ihre Mutter Mahin Nadjafi: „Ja, dann stand Luzie einfach da mit ihren Froschgummistiefeln und Jimmy-Hendrix-Shirt, unten guckte die Pampers noch raus.“ Das Foto besitzt die Familie immer noch, es hängt in ihrem Treppenaufgang. „Ab dem Punkt war die Laufbahn von Luzie schon klar“, sagt ihre Mutter.

Beide Töchter bei Kölner Agentur unter Vertrag

Schon bald folgte der erste Werbespot von Toggolino, im ersten Film spielte Nadjafi mit sechs Jahren: eine kleine Kinderrolle im Tatort. Den Weg in eine Agentur fand die Jungschauspielerin über ihre Tante: „Die Schwester von meinem Mann rief sonntags abends an und sagte, es gibt eine Agentur in Düsseldorf, die suchen gerade Kinder“, erzählt Mutter Nadjafi. Den Suchaufruf habe der WDR damals ausgestrahlt.

Die heute 52-Jährige habe sich zuerst geweigert, ihre Töchter anzumelden. „Ich verkaufe meine Kinder doch nicht“, habe sie gesagt. Aber die Schwester ihres Mannes habe sie schließlich überzeugt. Nur einmal habe die Familie die Agentur gewechselt, seitdem vermittelt die Kölner Agentur Momo den beiden Mädchen ihre Jobs. Einmal habe sogar eine Agentur versucht, Luzie Nadjafi abzuwerben. „Ja, das fühlt sich schon gut an“, sagt sie: „Aber ich fühle mich bei Momo wohl, da ist alles so familiär.“

Lieblingsrolle in iranischem Film „Morgen sind wir frei“

Eine ihrer Lieblingsrollen sei in dem iranischen Film „Morgen sind wir frei“ gewesen. Für die Außenaufnahmen seien sie nach Spanien gereist, erzählt die Mutter: „Ich hab die Einladung gelesen und dachte: ’78 war ich das letzte Mal im Iran. Das ist das Jahr, in dem der Film spielt. Das war wie ein Deja-Vu für mich, weil ich selbst Halbiranerin bin. Es waren viele Iraner am Set und es wurde teils Persisch gesprochen.“

Luzie Nadjafi erzählt, auch zu Ehren ihres iranischen Großvaters habe sie die Rolle unbedingt haben wollen. Sie habe sich beim Casting auf Persisch vorgestellt. „Der Regisseur war auch Perser und hat sofort gefragt: Woher kannst du denn Persisch? Und ich so: Mein Opa ist auch Iraner. Da war ich ganz stolz, dass ich die Sprache etwas konnte“, sagt sie.

Nadjafi kann nicht auf Knopfdruck weinen

Aber nicht nur deswegen wollte Luzie in dem Film mitspielen. „Ich mag eher anspruchsvolle Rollen“, so die Schülerin. Auch eine ihrer intensivsten Szenen habe sie in dem Film gespielt, in der sie die Tochter eines deutsch-iranischen Paares darstellt: In einer Szene erfahre die Tochter, dass ihr Vater gestorben sei. „Ich zähle immer von zehn runter und bei eins kommt der Vater immer durch die Tür. Und dann habe ich das einmal gemacht und da kam er aber nicht nach Hause.“

Die Mutter ihrer Filmrolle habe ihr daraufhin erklären wollen, dass der Vater tot sei. „Das wollte ich aber halt nicht wahrhaben und bin ausgerastet, hab sie angeschrien, geschlagen und mit Sachen beworfen und so. Und dann sind wir beide in Tränen ausgebrochen.“ In ihren Rollen gehe sie voll auf, sagt sie: „Ich mag besonders, dass man ganz viele Emotionen und Charaktere spielen kann.“ Auf Knopfdruck weinen kann sie laut eigener Aussage aber nicht. „Also wenn ich dann so schreie und wirklich wütend spiele, kommt das so automatisch. Das ist dann gar nicht so schwer. Wäre ich da jetzt einfach so ruhig sitzengeblieben, wäre das schwerer gewesen.“

Fluthilfe-Aktion für Schülerinnen und Schüler

Aber auch leichtere Kost spielt die 14-Jährige gern zur Abwechslung. Zuletzt hat sie im zweiten Teil von „Die Schule der magischen Tiere“ mitgespielt. Die Filme basieren auf der gleichnamigen Kinderbuchreihe von Margit Auer. „Während der Dreharbeiten dachte ich noch, dass viele Kinder in Euskirchen den Film gar nicht sehen können, weil die Flut das Kino zerstört hat“, sagt ihre Mutter.

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Zu dem Zeitpunkt habe die 52-Jährige noch nicht gewusst, dass das Cineplex mittlerweile wieder Vorführungen anbietet. „Deshalb habe ich eine Aktion mit der Schule, an der ich arbeite, gestartet“, erzählt sie weiter. Die Grundschule Nordstadt sei vergangenen Montag mit 351 Kindern ins Cineplex gegangen, um den ersten Teil von „Die Schule der magischen Tiere“ anzuschauen. Auch der Filmverleih sei von der Idee begeistert gewesen und habe nicht nur den Eintritt, sondern auch Essen und Getränke für die Kinder gespendet.

„Das sollte jetzt einfach noch mal ein richtig schönes Weihnachtsgeschenk für die Kinder sein“, sagt Mahin Nadjafi: „Die meisten Kinder wussten aber nicht, dass Luzie mitspielt.“

Der Besuch fand ihr zufolge unter den geltenden Corona-Beschränkungen statt: „Die Klassen haben sich den Film zeitlich versetzt angesehen, so waren nicht zu viele Kinder auf einmal da.“

Die Schule der magischen Tiere

Basierend auf der gleichnamigen Kinderbuchreihe von Margit Auer: In „Die Schule der magischen Tiere“ (2021) geht es um die Schülerin Ida. Sie ist neu an der Wintersteinschule und findet keinen Anschluss. Ausgerechnet ihr stellt Klassenlehrerin Miss Cornfield deshalb ein sprechendes Tier zur Seite.

Als ein Unbekannter die Schuluhr stiehlt, steht plötzlich Ida unter Verdacht. Gemeinsam mit dem sprechenden Fuchs Rabbat will sie den echten Dieb finden.

Im zweiten Teil will die Klasse ein Theaterstück aufführen. Zudem müssen die Schüler auch noch rausfinden, wer nachts Löcher auf dem Schulhof buddelt. Der Film kommt am Donnerstag, 29. September 2022, in die Kinos. (enp)

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