ProtestBürger in Bad Münstereifel wollten über 125 Baumfällungen mitentscheiden

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Im Kurparkwäldchen werden Bäume gefällt.

Bad Münstereifel – 125 Bäume sollen im „Kurparkwäldchen“ oberhalb des Kurhauses gefällt werden. Das hat der Stadtentwicklungsausschuss am 1. Juni einstimmig beschlossen. Einigen Bürgern stößt das allerdings bitter auf. Sie fühlen sich übergangen. 

Dabei handelt es sich um 50 Birken, 50 Douglasien und Fichten sowie rund 25 Kiefern, Lärchen und sonstige Bäume wie Ahorne, Hainbuchen, Robinien. Viele der Bäume sind stark beschädigt und gefährden die Sicherheit.

Herstellung der Verkehrssicherheit 

So heißt es in der Beschlussvorlage der Stadt: „Bis zur Herstellung der Verkehrssicherheit muss die Fläche weiterhin geschlossen bleiben, da die Gefahren für die Bürgerinnen und Bürger, das hat die Begehung vom 5. Mai 2022 gezeigt, extrem hoch sind.“

An manchen Bäumen sieht man holzzersetzende Pilze, den sogenannten Birkenporling. „Das Holz bröselt, und das haben fast alle Birken“, sagt Förster Stefan Lott. Andere Bäume sind wegen Rotfäule-Erregern hohl. Lott ist Baumkontrolleur und prüfte die Bäume im Vorfeld mit einem Resonanzhammer. „Man hört das: Der Baum war grottenhohl“, so der Fachmann.

Die Bäume werden jedoch sehr zum Leidwesen der Anwohner gefällt. „Es ist die Art und Weise, wie es gemacht wird, so heimlich“, sagt Anwohnerin Isabelle Fröhlich-Müller und meint damit die momentane Feriensituation. Sie und weitere Bürgerinnen und Bürger waren zum Protest an den Rand des Wäldchens gekommen. Betreten durften sie es nämlich nicht.

Fast 500 Unterschriften gesammelt

Die Polizei und Banner mit der Aufschrift „Zu Ihrer Sicherheit vorübergehend gesperrt – Achtung Waldarbeit! Lebensgefahr auf und neben den Wegen“ haben dies verhindert. „Einen Wald darf man auf eigene Gefahr betreten, das ist hier nicht der Fall“, sagte Förster Stefan Lott.

Es handele sich um einen Park. Dieser sei zusätzlich ein Denkmal, und das wolle man wieder herstellen. Nach dem Beschuss des Stadtentwicklungsausschusses hatte die Bad Münstereifelerin Jana Esser eine Petition gestartet. Unter „Wald statt Park. Kurparkwäldchen retten!!“ kamen online fast 500 Unterschriften zusammen.

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Wollen das Kurparkwäldchen erhalten: die Anwohnerinnen Aurore Müller (v.l.) Ornella Müller, Isabelle Fröhlich-Müller und Alexandra Erken. 

„Wir fordern eine objektive Begutachtung der Fläche durch projektunabhängige Experten, um die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Maßnahmen zu beurteilen“, schrieb Esser. Eine Antwort von der Stadt blieb aus: „Da kam keine Reaktion, keine Gesprächsbereitschaft“, sagt Fröhlich-Müller. Dem widerspricht die Stadt. „Frau Esser hat am Freitag per E-Mail eine Antwort auf ihre Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz erhalten", berichtet Kurt Reidenbach, Allgemeiner Vertreter der Bürgermeisterin. Die Petition selbst sei am Donnerstag bei der Stadt eingegangen. Die Antwort sei am Dienstag per Post an Frau Esser versendet worden und deshalb am Mittwoch eventuell noch nicht angekommen. In dem Schreiben antwortet die Stadt, dass der Stadtrat in seiner Sitzung am 25. Oktober über die Petition berate.

Bewohner fühlen sich übergangen

So wurde für die Anwohner vor allem die Kommunikation zum Ärgernis. Man habe sie außen vor gelassen, so Isabelle Fröhlich-Müller. „Wir hätten gerne über den einen oder anderen Baum mitentschieden“, sagte die Bad Münstereifelerin. In einer Sache sind sich allerdings beide Parteien einig.

„Wir wollen, dass das kranke Holz gefällt wird“, räumt Fröhlich-Müller ein. Für sie sei allerdings schlimm, dass man Bäume, die schön waren, entferne. „Eigentlich bleiben alle Bäume stehen, die gesund sind“, entgegnet Lott. Eine Ausnahmesituation gebe es jedoch.

„Wenn sehr viele Bäume gedrängt aneinander stehen, muss man im Rahmen der Pflege zur Vitalisierung der Bäume auch einen Verdränger entfernen“, sagt der Fachmann. Darüber hinaus sei die Anzahl der zu fällenden Bäume nicht viel für dieses Wäldchen, sagt der Förster. Für die Anwohner reicht die Zahl aber dennoch.

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„Seitdem ich denken kann, stehen die Bäume hier. Wir alle lieben das Wäldchen“, sagte Isabelle Fröhlich-Müller. Nächste Woche könnte das Gelände wieder hergestellt sein. Dabei wurde auch an Refugien für Insekten und Kleintiere gedacht. Dann könne man das Gelände gerne zusammen begutachten, bietet der Förster an.  

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