Mit Schlamm bedeckte AquarelleMalerin aus Bad Münstereifel zeigt Vernissage zur Flut

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Vorher und nachher: Viele ihrer durch die Flut beschädigten Bilder konnte Malerin Gaby Kutz retten.

Vorher und nachher: Viele ihrer durch die Flut beschädigten Bilder konnte Malerin Gaby Kutz retten.

Bad Münstereifel – Auf den ersten Blick durch die Schaufenster erscheint die Galerie an der Marktstraße ganz normal: An den weißen Wänden hängen riesige Ölbilder, Staffeleien in allen Größen stehen im Raum verteilt – wie es in einer Galerie halt so ist. Schaut man jedoch etwas genauer hin, entdeckt man Bilder, die mit Schlamm bedeckt sind.

„Flut über Kunst – Kunst über Flut“ hieß die Vernissage, mit der Malerin Gaby Kutz Ende Juni ihre Galerie wiedereröffnete. Das Besondere daran: „Ich stelle Bilder aus, die von der Flut erfasst wurden oder die Flut thematisieren“, sagte Gaby Kutz.

Bad Münstereifel: Flutkunst sehr begehrt

So hängen Ölbilder von Helfern neben mit Schlamm bedeckten Aquarellen, die die Malerin „Schlammassels“ getauft hat. „Das sind jetzt eigenständige Kunstwerke mit Schlammspritzern“, sagte sie. Und gefragt sind die „Schlammassels“ wie verrückt: „Von Anfang an wollten die Leute die Flutkunst.“ Die Aquarelle haben laut Kutz sicher übereinander in Hüllen gelegen und sind dadurch wie konserviert gewesen. „Nichts ist geschimmelt, das ist der Hammer“, sagte die Künstlerin.

Anders sah das leider bei vielen ihrer Ölbilder aus. Dabei sind gerade diese Werke laut der Künstlerin immer sehr aufwendig. Vier Wochen bis zu drei Monate arbeite sie an ihren Ölbildern, sagte Gaby Kutz. Dabei immer an bis zu fünf Bildern gleichzeitig. „Ich arbeite mit einer Lasurtechnik, für die man viel Erfahrung braucht“, erzählte Gaby Kutz. Erfahrung deshalb, weil sie mit einer Farbe unter der Ölfarbe arbeitet. „Ich überlege mir immer vorher, welche Wirkung ich erzielen möchte“.

Flutkatastrophe malerisch festhalten

Dass sie die Flutkatastrophe malerisch festhalten möchte, war der Malerin sofort klar. „Das wusste ich von Tag eins an, weil es so überwältigend war“, so Kutz. Zum Arbeiten gekommen sei sie jedoch erst zwei Monate später. Denn besonders der Transport und die Reinigung der Bilder haben sie sehr viel Zeit gekostet. „Am Tag nach der Flut haben wir erst mal alle Bilder rausgeholt“, so Gaby Kutz. Im Garten habe sie die Ölbilder vorsichtig abgewaschen, monatelang getrocknet und anschließend mit Öllasur Schicht auf Schicht weitergemalt.

Als Inspiration für ihre Kunstwerke dienen der Künstlerin zuvorderst Bilder und Artikel aus Zeitungen. Denn viele Werke zeigen Politiker. Eine komplette Sammlung dieser Inspirationen aus den vergangenen 35 Jahren ist laut Malerin weg. Genauso wie die Mappen aus ihrer Zeit als Meisterschülerin bei Michael Buthe an der Kunstakademie Düsseldorf.

Wiedereinzug in Atelier an Marktstraße

„300 Stück konnte ich retten“, sagte Gaby Kutz. „Totalschaden“ sei gottlob nur wenig. Unter anderem aber leider ein Werk von vor 21 Jahren. „Da war ich mit meiner Familie drauf.“ Gerade das Vernissage-Wochenende war der Malerin jedoch eine neue Ideenquelle für ihre Arbeit. Denn auch Gespräche und Begegnungen sind für sie oft Inspiration.

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Den Wiedereinzug in ihr Galerie-Atelier an der Marktstraße, das sie liebevoll ihr Wohnzimmer nennt, sei wie ein Nachhausekommen. „Ich bin froh und erleichtert, wieder hier zu sein“, sagte Gaby Kutz, „und dass die Tür wieder offen ist.“

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