Vor zehn Jahren war der Stamm Weisswölfe Rohr-Lindweiler-Reetz heimatlos geworden. Jetzt haben sie einen neuen Gruppenraum.
Pfadfinder in BlankenheimWeisswölfe haben in Rohr wieder einen Gruppenraum

Glücklich über das gemeinsam Erreichte ist der Vorstand des Pfadfinderstamms Weisswölfe, hier im neuen Gruppenraum: Thomas Auel (v.l.), Kurat Karsten Hilgers und Stefan Reetz.
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Die 80 Mitglieder des Stammes Weisswölfe Rohr-Lindweiler-Reetz der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg haben nach zehn Jahren in verschiedenen Ausweichquartieren einen neuen Gruppenraum. Mit einem Pfadfinderfest wurde in Rohr die Fertigstellung gefeiert.
Karsten Hilgers, Mitglied des Vorstands des Pfadfinderstamms Weisswölfe, wirkte gerührt. Den Kurat – so heißt der geistliche Begleiter eines der katholischen Kirche angegliederten Pfadfinderstamms – hatten Mitglieder der 80 Aktiven in den verschiedenen Altersklassen der Weisswölfe untergehakt. Und so hörten sie – wie die rund 50 Gäste des Pfadfinderfestes am Fronleichnamstag vor dem Bürgerhaus – ein offenbar eigens zum Anlass beauftragtes, professionell eingesungenes Lied. Genauer eine Dankeshymne auf Hilgers und dessen Einsatz für den neuen Gruppenraum. Immerhin zehn Jahre hatte es gedauert, bis er jetzt fertig geworden ist.
Die Pfadfinder nutzten jahrelang verschiedene Ausweichquartiere
2015 war der Pfadfinderstamm mit dem durch das Immobilienmanagement des Bistums veranlassten Verkauf des alten Pfarrhauses von Rohr auf einen Schlag heimatlos geworden. Wölflinge (8 bis 10 Jahre), Juffis (11 bis 13 Jahre), Pfadis (13 bis 15 Jahre) und Rover (16 bis 18 Jahre) mussten sich eine neue Bleibe für ihre Gruppentreffen suchen und wurden nach Altersklassen aufgeteilt.
Mal kamen sie in einem Raum der Löschgruppe unter, mal boten die Schützen ein Ausweichquartier, mal musste ein ausrangierter Bauwagen aushelfen. Doch das war natürlich für Hilgers und die beiden Vorstände des 1989 gegründeten Pfadfinderstamms – im Gemeindegebiet Blankenheim gibt es mit den Burgfalken in Blankenheimerdorf noch einen zweiten – auf Dauer keine Lösung.

Eher ein überdachter Unterstand: So sah der heutige Gruppenraum im Oktober 2023 aus.
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Die neue Adresse für alle Weisswölfe ist eine 2022 entdeckte Art Architekturkuriosum: ein an den Längsseiten offener Unterbau des Anbaus an das Bürgerhaus. Eigentlich nur eine konstruktive Stütze, die nötig geworden war, weil das Gebäude am Hang gebaut ist. Auf der Rückseite des Bürgerhauses gelegen, gab es nur einen Zugang zu einem mehr oder weniger vollgemüllten Lagerraum.
„Als wir anfingen, standen wir zunächst vor allem im Grundwasser“, erinnert sich Stefan Reetz an den Juni 2024, als die eigentlichen Arbeiten endlich beginnen konnten. Es habe eben gedauert, bis die Fördermittel zugesagt worden seien, erinnerte auch Bürgermeisterin Jennifer Meuren in ihrem Grußwort an die Verzögerung.
Der Versammlungsraum steht auch anderen Vereinen zur Verfügung
Am Ende wurde in rund sechs Monaten Bauzeit ein 68,68 Quadratmeter großer Gruppenraum geschaffen. Bodentiefe Fenster und Türen öffnen nun an der Nordostseite sogar zu einem kleinen Aufenthaltsraum im Außenbereich. Geplattete Wege sind die Zuwegung zu dem, was vorher bestenfalls eine Art überdachter Unterstand war. Innendrin sind unter anderem eine Küchenzeile, Tische, Stühle und ein großer Fernseher. Der alte Lagerraum ist innenliegend an den Durchgang zu den Toiletten des Bürgerhauses verlegt worden, von wo aus auch der Haupteingang des Versammlungshauses erreichbar ist.
Rund 135.000 Euro hat das Ganze am Ende gekostet, das nicht nur den Pfadfindern, sondern auch den anderen sieben Vereinen des Doppeldorfes bei Bedarf als Versammlungsraum zugutekommen soll. Eine Investition in die ehrenamtliche Kinder- und Jugendarbeit, lobte Bürgermeisterin Meuren.
Nach Angaben der Weisswölfe kamen mit einjähriger Verzögerung, da der Fördertopf zwischenzeitlich nicht aufgelegt war, 78.100 Euro aus dem Dorferneuerungsbudget des Landes NRW. 30.000 Euro steuerte auf Initiative von Ortsvorsteher Ingo Bings das Bistum Aachen bei, 4500 Euro gab es über den „Heimatpreis“ ebenfalls vom Land und 1000 Euro aus dem Kreisanteil des Landesprogramms „Junges Engagement fördern“. Vor allem aber 22.100 Euro (Stundensatz: 15 Euro) haben die Weisswölfe selbst ehrenamtlich in Eigenleistung beigetragen.
Am Fronleichnamstag wurde mit dem neuen Gruppenraum auch das Pfadfinderfest mit einem Konzert der Armutsbachmusikanten und einer „Vereinsolympiade“ gefeiert. Bevor es so weit war, ergriff auch Leo Wolter, Stellvertreter von Landrat Markus Ramers, das Wort. Er bezog sich auf den offensichtlichen Zusammenhalt unter den Pfadfindern, aber auch auf die Dorfgemeinschaft in Rohr-Lindweiler: „Was man hier in Rohr hinbekommen hat, das ist nicht alltäglich und selbstverständlich“, so Wolter: „Und ohne die freiwilligen Helfer und die ‚Muskelhypothek‘ geht es überhaupt nicht.“