Felix Scharstein aus Großbüllesheim zeigt fernab alles Digitalen die ästhetischen Möglichkeiten der mechanischen Welt.
Euskirchener KünstlerAusstellung in Ahütte zeigt die Faszination interaktiver Mechanik

Seine interaktiven und veränderlichen Kunstwerke zeigt Felix Scharstein aus Großbüllesheim bis Sonntag in Ahütte.
Copyright: Stephan Everling
In die Welt der Signale entführt Felix Scharstein mit seinen Kunstmaschinen sein Publikum. Fernab alles Digitalen zeigt er die ästhetischen Möglichkeiten der mechanischen Welt, die mit einer charmanten Verbindung von Verspieltheit und Präzision daherkommen. Bis Sonntag, 15. Juni, ist eine Auswahl seiner Werke noch im Museumsbahnhof in Ahütte zu sehen.
Damit haben die Arbeiten von Scharstein eine Reise von Bahnhof zu Bahnhof angetreten. Im ehemaligen Bahnhof in Großbüllesheim sind die Kunstwerke in der Werkstatt von Scharstein entstanden, um im Museumsbahnhof Ahütte ein Ambiente zu finden, das direkt die Korrespondenz zu den Bahnsignalen aufnimmt. Es ist visuelle Sprache, auf einfachste Symbolik reduziert, oft auf eine binäre Auswahl, auf Halt oder Fahrt, an oder aus. Scharstein erweitert diese Zweifaltigkeit mit vielen Zwischentönen.
Der Betrachter kann bei Mechanik-Ausstellung selbst eingreifen
Immer wieder blitzt bei manchen seiner Signalanlagen die Ebene der Entscheidung hervor, in metallischem Gold gehalten und nur für einen kurzen Moment, doch unübersehbar. Der Betrachter kann selbst eingreifen und interaktiv an den Maschinen sein eigenes Wollen Wirklichkeit werden lassen.

Die Signalmaschinen erkundet der zehnjährige Mats Cyroll.
Copyright: Stephan Everling
Neben dem künstlerischen Impetus der Arbeiten fasziniert schon allein die Technik und Präzision, mit der Scharstein seine Maschinen erbaut. Da schlingen sich zwei Spiralen ineinander, ohne sich zu verheddern, da rasen kleine, goldene Enten auf ineinander rotierenden Ringen durch die Welt. Denn aus langer Praxis kennt Scharstein die Materie von interaktiv beeinflussbarer Maschinerie aus dem Effeff. Der gelernte Feinmechaniker entwirft und konstruiert die mechanischen oder elektrischen Maschinen, die in Museen stehen und die Besucher animieren, mit bestimmten Knöpfen eine Aktion in Gang zu setzen.
Das Umlegen eines Hebels verändert das Kunstwerk
Im Grunde ist das auch, was seine interaktiven Kunstwerke tun. Mit dem Umlegen eines Hebels oder dem Drehen eine Knopfes wird das Aussehen des Kunstwerkes verändert: Etwas dreht sich, richtet sich auf, faltet sich auseinander – und schon verändert sich die Welt ein wenig, erlaubt neue Einblicke und nimmt in ihrem anorganisch technischen Äußeren die Veränderung in der Natur auf.

Von einem Motor angetrieben, verändert sich der Signalstrauch.
Copyright: Stephan Everling
Noch deutlicher wird dieser Ansatz bei den veränderbaren Bildern, die in Ahütte zu sehen sind. Mit einem Hebel können Bildelemente bewegt werden, so dass immer wieder neue Kompositionen zusammengestellt werden können: „Es sind Designmaschinen, sie sollen einmal so und einmal so aussehen.“ Der Sinn sei, dass sie ihre Gestalt verändern. Rund ein halbes Jahr dauere es, bis aus der Idee ein Kunstwerk entstanden sei: „Alles beginnt mit einem Entwurf, welche Formen sich bewegen sollen.“ Dann überlege er sich die Mechanik, die notwendig sei, um dann wieder die Formen zu korrigieren.
Euskirchener Künstler lässt sich von der Natur inspirieren
Kinetische Kunst heißt so etwas in der Kunstszene, eine Richtung, die nach dem Zweiten Weltkrieg populär wurde und die Faszination komplexer, maschineller Abläufe in die Museen brachte. Bekannte Persönlichkeiten sind dabei Alexander Calder und Jean Tinguely. Vor allem Tinguely nannte Scharstein als Einfluss: „Er hat mich als Jugendlicher fasziniert.“ Seine Arbeiten empfinde er als Weiterentwicklung dieser Ansätze, da sie die Veränderung der Form thematisieren.
Gerne lässt sich Scharstein von der Natur inspirieren. Ein Beispiel dafür sind die „Selbstähnlichen Maschinen“, wie Scharstein sie nennt. Mit einem kleinen Elektromotor imitieren sie die Wachstumsprozesse in der Natur, lassen metallene Sträucher sprießen oder Gräser wehen.
Bis Sonntag, 15. Juni, sind die Arbeiten im Museumsbahnhof Ahütte, Bahnhofstraße 9, zu sehen. Geöffnet ist am Dienstag von 15 bis 18 Uhr, Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag je 12 bis 20 Uhr. Dienstag und Mittwoch bietet die Gastronomie nur Pfannkuchen an.