Bürgermeisterbüros im Kreis bezogenErster Arbeitstag für Euskirchener Landrat Ramers

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Schon Vorgänger Günter Rosenke nutzte den Fernseher nicht: Nachfolger Markus Ramers will ihn jetzt entsorgen.

Schon Vorgänger Günter Rosenke nutzte den Fernseher nicht: Nachfolger Markus Ramers will ihn jetzt entsorgen.

Kreis Euskirchen – Um ein Haar die falsche Ausfahrt genommen, am Parkplatz vorbeigefahren und dann gesellten sich noch Einpark-Probleme hinzu. Den Beginn seines ersten Arbeitstages dürfte Markus Ramers nicht so schnell vergessen. Erstmals seit Jahren ging es für den Lehrer aus Freilingen nicht nach Bad Münstereifel zum St.-Michael-Gymnasium, sondern ins Kreishaus.

Gegen 8 Uhr fuhr der neue Landrat am Kreishaus am Jülicher Ring vor – und suchte zunächst einmal seinen Parkplatz. „Ich bin noch nie in der Tiefgarage gewesen. Entsprechend musste ich eine Ehrenrunde drehen, weil ich an meinem Parkplatz vorbeigefahren bin“, sagte Ramers schmunzelnd. Und dann habe er auch noch Probleme beim Einparken gehabt. „Die Parklücken sind aber auch klein. Ich wurde schon komisch angeguckt“, so der 34-Jährige.

Startschwierigkeiten schnell vergessen

Doch die kleinen Startschwierigkeiten waren schnell vergessen. „Die Atmosphäre im Kreishaus ist sehr angenehm. Hier werde ich mich wohlfühlen“, meinte Ramers. Der jüngste Landrat des Landes Nordrhein-Westfalen hat am ersten Tag auch schon mit der Modernisierung seines Büros im dritten Stock begonnen. So habe sich die IT-Abteilung schon informiert, welche technischen Updates gewünscht seien. Zudem habe er die Pflanzen von Vorgänger Günter Rosenke entfernen lassen. „Ich kam mir fast wie im Dschungel vor“, sagte Ramers, der einen weiteren Nachteil der vielen Holzschränke und Fenster in seinem Büro ausgemacht hat. Er könne daher keine Bilder aufhängen.

In einem Schrank hat der Freilinger auch noch einen alten Röhrenfernseher entdeckt – samt Videorekorder. „Den hat sogar schon Günter Rosenke nicht mehr genutzt“, wusste Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises, zu berichten.

Ramers will Papier sparen

Ramers möchte digitaler, also papierloser arbeiten. „Ich werde keine Rede mehr ausgedruckt mitnehmen. Wenn ich mit einem iPad auf die Bühne gehe, ist das okay für mich“, so der 34-Jährige. Auch bei Sitzungsunterlagen soll weiter Papier gespart werden. Zudem soll es in der Poststelle künftig digitaler zugehen. „Wir werden sicherlich mal schauen, wie wir die Arbeitsprozesse optimieren können“, so Ramers. Nach Angaben des neuen Chefs der Kreisverwaltung trudeln derzeit gefühlt mehr Briefe als je zuvor in der Poststelle ein.

Die kommenden Tage werde er vor allem mit Videokonferenzen verbringen – und natürlich mit zahlreichen Runden durchs Haus. „Mir ist wichtig, dass ich die Menschen kennenlerne, auch wenn es gerade nicht die beste Zeit ist dafür ist“, berichtete Ramers, der auch das Gespräch mit der IHK suchen will: „Wir müssen uns um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise kümmern. Denn der zweite Lockdown trifft auch Betriebe, die in den vergangenen Monaten viel investiert und verantwortungsbewusst agiert haben.“

Nettersheim

Noch ist der große Schreibtisch leer. Was an persönlichen Dingen mitzunehmen war, hat sein Vorgänger Wilfried Pracht erledigt. Und die Schubladen? „Ich habe noch gar nicht geguckt“, gab Norbert Crump, der neue Bürgermeister von Nettersheim zu und zog eine auf: sie war leer.

So dürfte es noch einige Zeit bleiben, denn mit dem Umzug aus seinem Büro im Erdgeschoss ins Amtszimmer des Nettersheimer Bürgermeisters im ersten Stock des Rathauses lässt sich Crump notgedrungen Zeit. Am Montag begann sein erster offizieller Arbeitstag mit dem Corona-Krisenstab, die konstituierende Sitzung des Gemeinderates muss vorbereitet werden und dann steht der Gemeindehaushalt an: „Wir haben viel vor der Brust.“

Als „surreal“ bezeichnet Crump die Tatsache, dass er nun Bürgermeister ist. Das brauche noch Zeit, bis er das realisiert habe: „Als ich im Rathaus anfing, war hier noch der damalige Gemeindedirektor Mießeler aktiv.“ Der Gang nach oben sei immer etwas Besonderes gewesen. Viel werde sich in der nächsten Zeit nicht ändern. Nur der Sessel von Pracht traf Crumps Geschmack nicht. „Da wird ein neuer kommen“, beschloss er, nachdem er am Freitag Probe gesessen hatte.

Termine ohne Ende

Die lange Legislaturperiode habe dazu geführt, dass es Termine ohne Ende gebe. Dafür würden aber die repräsentativen Anlässe wie Karneval, Altennachmittage oder Dorffeste wegfallen: „Das tut weh. Es wird noch nicht mal Weihnachtsfeiern geben.“

Erst im nächsten Jahr soll mit einer externen Lösung der Platz des Fachbereichsleiters 3 und 4 ausgeschrieben werden, den bisher Crump innehatte. Noch im Frühsommer 2019 habe er gesagt, er wolle nie Bürgermeister werden. Erst als Pracht signalisiert habe, nicht mehr anzutreten, habe er sich im Holland-Urlaub mit der Familie dazu entschlossen, anzutreten, um „das Modell Nettersheim fortzuführen“. Deshalb würden ihn auch andere Ämter nicht reizen.

„Drei Dinge haben mich immer hier gehalten: das Team im Rathaus, das Besondere in Nettersheim und die Vereine. Hier ist meine Heimat, hier bleibe ich.“

Blankenheim

„Freudig.“ So beschrieb die neue Bürgermeisterin Jennifer Meuren ihr Gefühl, das sie in dem Moment hatte, als sie am Morgen ihr neues Büro im Blankenheimer Rathaus betrat. An ihrem ersten Arbeitstag hatte die 33-Jährige gleich eine ganze Reihe wichtiger Termine. So etwa die Sitzung mit den Bürgermeister-Kollegen in Mechernich. Dabei ging es um Resultate der Ausschreibung für die künftige Abfallentsorgung im Kreis. Weiter ging es mit der Tagung des Corona-Krisenstabes, einer ersten Fachbereichsleiter-Tagung und dem Abarbeiten der Unterschriftenmappe.

Zunächst einmal begrüßte Meuren ihre Vorzimmerdame Elke Klassen. „Das wird schon“, ist Klassen überzeugt. So viel Souveränität aus der Schaltzentrale kann jeder Chef gebrauchen. „Ruhe bewahren – die Bürgermeisterin regelt das“, passt dazu als Motto. Es ist der Titel eines Notizbuches, das das Blankenheimer Rathausteam Meuren mit einem personalisierten Schreibstift zur Begrüßung geschenkt hat. Apropos Motto: Meuren wählt für ihre erste Amtszeit folgenden Slogan: „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“

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Noch wirkt ihr Büro eher karg. Persönliches wie Fotografien werden mit der Zeit folgen, kündigte Meuren an. An der Wand lehnt eine große Aufnahme von einem Markierungspfahl auf dem Eifelsteig und dem Quellenpfad, aufgenommen auf den Wanderwegen im Gemeindegebiet. Ein Gemälde vom Geisterzug harrt ebenfalls der Positionierung in der Vertikalen: „Das kommt auf jeden Fall dazu, wenn der Geisterzug schon im kommenden Jahr ausfällt.“

Beides sind Motive, die mit ihrem alten Job als Leiterin der Tourismusabteilung zu tun haben. Statt sechs Mitarbeitern hat sie nun die Verantwortung für bis zu 100 in der gesamten Verwaltung, rechnet man auch die Aushilfen dazu. Das macht die Bürgermeisterin indes nicht nervös. Sie habe schließlich Verwaltungsrecht studiert. Und wenn sie noch nicht so sattelfest sei, etwa im Baurecht, hat sie Fortbildungen sowie Learning by Doing eingeplant.

Die Leitung der konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderates am Donnerstag mit der offiziellen Verabschiedung von Amtsvorgänger Rolf Hartmann ist ihr erster wichtiger öffentlicher Auftritt. Verglichen damit war die Ergänzung der Altbürgermeister-Galerie im Treppenhaus mit dem Foto ihres Vorgängers eine Kür. Mit ihm hat Meuren noch einige Hundert Mini-Laternen für St. Martin gebastelt, die die Kinder in den Fenstern aufstellen können.

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