GroßbauprojektFünf Millionen für Betreutes Wohnen im Dahlemer Neubaugebiet

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In drei Gebäuden entstehen auf mehreren Etagen altersgerechte Wohnungen, zeigt Architekt Michael Thiel.

In drei Gebäuden entstehen auf mehreren Etagen altersgerechte Wohnungen, zeigt Architekt Michael Thiel.

Dahlem – Die Idee vom generationenübergreifenden Wohnen, einer altersgemischten Nachbarschaft, die voneinander profitiert – die Gemeinde Dahlem scheint dieser Vorstellung mit dem aktuellen Großprojekt nun einen Schritt näher zu kommen.

Mit dem symbolischen Spatenstich für den nächsten Bauabschnitt des Projekts Betreutes Wohnen im Neubaugebiet an der Markusstraße will man nicht nur das örtliche Angebot erweitern, sondern auch ein Zusammenleben der Generationen fördern.

Bau im Herbst fertig

Die Baugruben für die drei neuen Wohnhäuser sind in dieser Woche fertig ausgehoben worden. Jetzt, so die Planung, kann es Mitte bis Ende des Monats mit dem eigentlichen Bau losgehen. Mit der Fertigstellung wird im Herbst kommenden Jahres gerechnet.

Bei einem Kostenaufwand von rund fünf Millionen Euro sollen laut Erwin Homes, Investor und Gesellschafter der Projektentwicklungsgesellschaft Dahlem GbR, auf rund 2000 Quadratmetern Nutzfläche 25 Wohnungen entstehen – barrierefrei und zwischen 50 und 90 Quadratmetern groß.

Allee ist verkehrsberuhigt

Im Erdgeschoss des rechten Wohnkomplexes wurden Räumlichkeiten für eine Physiotherapie-Praxis vorgesehen. Rechts und links der verkehrsberuhigten Allee soll sich dann, eingerahmt von Einfamilienhäusern, eine Art Zentrum für die Versorgung von Senioren formieren.

„Bis vor wenigen Jahren waren ältere Menschen gezwungen, nach Euskirchen, Köln oder Bonn zu ziehen, wenn sie nicht mehr alleine Zuhause wohnen konnten“, sagt Jan Lembach, Bürgermeister der Gemeinde Dahlem: „Die Senioren wollen meist gar nicht wegziehen, müssen aber, weil keine Angebote vorhanden sind.“

Betreuung angeschlossen

Mit dem Projekt in der Markusstraße schaffe man zusammen mit der Tagesbetreuung, die direkt neben dem künftigen Wohnkomplex von der Caritas betrieben wird, sowie der mobilen Pflege und dem gegenüberliegenden Seniorenwohnheim Haus Marienhöhe, den vierten Pfeiler in der Versorgung von Senioren in der Gemeinde.

Denn der Bedarf nach solchen Angeboten ist da, wie der Bürgermeister aufzeigt: 15 Plätze biete die Tagesbetreuung der Caritas, 56 Zimmer seien im Wohnheim vorhanden – und alle sind belegt. Zudem gebe es eine Warteliste.

Schon erste Anfragen

Bereits jetzt gebe es Anfragen zu den neu entstehenden Wohnungen, bestätigt auch Dahlems Ortsbürgermeisterin Marita Schramm: „Die Leute wollen wissen, wann die Wohnungen bezugsfertig sind.“

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Häufig wollten sich Senioren im Laufe der Zeit wohntechnisch verändern, da die Unterhaltung eines großen Hauses mit zunehmender Einschränkung der Mobilität erschwert werde, sagt Thomas Dane, Vorstandsvorsitzender des Saarländischen Schwesternverbands, der Träger und Betreiber der betreuten Wohneinrichtung sein wird und ebenfalls das Haus Marienhöhe unterhält.

Demografischer Wandel

Dane: „Da kann schon eine Türschwelle zum Hindernis werden.“ 520000 barrierefreie Wohnungen gebe es zurzeit in Deutschland, schildert er. 2,5 Millionen werden durch den demografischen Wandel bald gebraucht, so Dane.

Er begrüße daher das Projekt an der Markusstraße. Das Konzept dieser „Service Wohnungen“ sehe vor, dass die Menschen dort zunächst als ganz normale Mieter einziehen. Im Hintergrund gebe es jedoch eine Anlaufstelle, die bei jeglichem auftretenden Problem Hilfe organisiere. Dane: „Das kann außer einem Pflegedienst zum Beispiel auch die Reinigung der Wohnung, ein Wäschedienst oder die Mittagsverpflegung im Seniorenheim gegenüber sein.“

Anwohner beklagen Verkehr

Im Vorfeld des Spatenstichs waren bei der Gemeinde Dahlem Beschwerden von einer Anwohnerin eingegangen, die im Namen der Anlieger den verstärkten Baustellen-Verkehr monierte. Die Dahlemerin hatte mit Bürgermeister Jan Lembach und der Kreisverwaltung Euskirchen Kontakt aufgenommen, da die Situation der passierenden Fahrzeuge von den Anliegern als gefährlich und sehr störend empfunden wurde. Gefordert wurden unter anderem die Sperrung der Markusstraße für den Baustellenverkehr und die Einrichtung einer alternativen Zu- und Abfahrt. Eigene Zählungen hätten ergeben, dass 40 Fahrzeuge pro Stunde vorbeifuhren, so die Anliegerin.

Die Verkehrszählung, die Lembach beim Kreis in Auftrag gegeben hatte, verzeichnete hingegen, dass während der Aushubphase etwa 100 Fahrzeuge pro Tag die Tempo-30-Straßen passierten, darunter auch Traktoren und Lkw.

Für die Sorgen der Anlieger zeigte Lembach Verständnis. Dass es während der dreiwöchigen Phase einen erhöhten Lkw-Verkehr gegeben hatte, sei unbestritten. „Natürlich ist das nicht schön, aber wir stehen im engen Kontakt mit den Bürgern und arbeiten an einer Lösung“, teilte er auf Anfrage mit. So solle schon bald eine weitere, dauerhafte Zu- und Abfahrt oben aus Richtung Friedhof kommend eingerichtet werden. Dazu werde ein Wirtschaftsweg ausgebaut. Die Fördermittel seien dafür beantragt, die Schaffung von notwendigen Ausweichbuchten werde angegangen. „Das schlimmste Verkehrsaufkommen ist nach dem Aushub vorbei. Jetzt wird sich der Verkehr mehr verteilen“, so Lembach.

Etwa 75 der 100 Parzellen im Baugebiet an der Markusstraße seien bereits verkauft, eine Erweiterung des Areals sei für das kommende Jahr geplant. „Die Eigentümer bauen aber nicht alle gleichzeitig“, stellt Lembach fest.

Das Großprojekt sei für einen kleinen Ort wie Dahlem mit rund 1700 Einwohnern „eine ziemliche Leistung“, betont Lembach: „Wir sind glücklich über das Projekt zum Betreuten Wohnen. Wenn man für die Bürger etwas in der Gemeinde entwickeln will, dann wird es für kurze Zeit auch schon mal unangenehm, aber sonst bleibt man stehen.“ (hab)

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