Freizeitareal Kronenburger See33 Grad und Badeverbot im See

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Was nicht geht: Absperrbaken und Transparente weisen auf die Sperrung des Kronenburger See in diesem Sommer hin.

Was nicht geht: Absperrbaken und Transparente weisen auf die Sperrung des Kronenburger See in diesem Sommer hin.

Dahlem-Kronenburg – Über 30 Grad am Wochenende. Das hält man nur drinnen bei geschlossenem Fenster und heruntergelassenen Rollladen oder Rollos aus – oder am Badesee. Der Kronenburger See kommt dafür in diesem Jahr allerdings nicht infrage. Alle Freizeitaktivitäten auf dem Wasser sind wegen der Reparaturen an der durch die Flut beschädigten Talsperrentechnik untersagt. Für die Arbeiten, die den Zweckverband Kronenburger See voraussichtlich mehr als eine Million Euro kosten, ist der See im niedrigen Winterstau.

Absperrbaken zur Sicherheit

„Sicherheit ist gut, zu viel Sicherheit aber nicht.“ Harry Dol aus Ruinen in den Niederlanden ist rund 55 Kilometer auf seinem Rennrad unterwegs gewesen und schiebt sein Zweirad gerade Richtung Ufer des Kronenburger Sees unterhalb des Restaurants Seeterrasse. Er stutzt vor einer scheinbar endlos langen und lückenlosen Reihe rot-weißer Absperrbaken. Baden im See und alle anderen Freizeitaktivitäten auf dem Wasser sind verboten.

Harry Gol versteht, warum die Gemeinde Dahlem deshalb große Banner hat aufspannen lassen, auf denen das Betretungsverbot ausgesprochen ist. Folgerichtig sind Badesteg und Bootsverleih verwaist.

Was trotzdem geht: Die XXL-Relaxliegen sind erreichbar.

Was trotzdem geht: Die XXL-Relaxliegen sind erreichbar.

Andererseits: „Ist das wirklich so gefährlich, jetzt im See schwimmen zu gehen?“ Das fragen sich Jessica Rücker und Alex Pzyklehk aus Neuss, die am Rande eines Verwandtenbesuches in Kronenburg am Samstag noch zum See gekommen sind. Jetzt sitzen die beiden gemütlich auf einer XXL-Sonnenliege, schlecken ein Eis. Das geht ja noch, immerhin. Zudem: „Der braune Sand am Ufer sieht nicht einladend aus“, sagt Jessica Rücker. Man würde ja grundsätzlich einen Weg ins Wasser finden, wenn man es denn wollte. Die beiden stört bei allem Verständnis, dass ihnen hier vor Ort nicht genauer erklärt wird, warum bei mehr als 30 Grad im Schatten am Kronenburger See das Badeverbot besteht.

Beachvolleyballfeld am Ufer zugänglich

Unterdessen sieht die Herrenmannschaft des TC Kreuzau das alles gelassen. Sie freuen sich, dass Beachvolleyballfeld am Ufer in diesen Tagen fast immer frei ist. „Wir haben uns im Ferienpark Kronenburg einquartiert, unsere Frauen sind nicht dabei, eine Herrenrunde. Im Ferienpark ist als kleiner Ersatz das Hallenbad täglich länger auf. Das passt schon“, so Kai Hoffmann. Ansonsten ist auch er der Meinung: „Dass gerade jetzt der See gesperrt ist, ist natürlich unglücklich. Aber vielleicht dann eben nächsten Jahr.“

Was trotzdem geht: Das Beachvolleyballfeld ist erreichbar.

Was trotzdem geht: Das Beachvolleyballfeld ist erreichbar.

Verständnis also allerorten für die nötigen Sperrungen. „Durch den niedrigeren Wasserstand besteht ansonsten die Gefahr, dass Sie im Schlick stecken bleiben“, warnt Sonja Westendorf. Sie und ihr Chef Daniel Hahn von Hahns Hellenthaler Sicherheitsfirma EWS sind im Auftrag der Gemeinde am Samstag auf Streife am See im Einsatz. Er und Westendorf empfehlen ratlosen – und uninformierten – Seebesuchern den Freilinger See oder die Maare bei Daun als Alternative.

Feiern am See nicht erlaubt

Im Falle des Falles haben die EWS-Mitarbeiter am Kronenburger See das übertragene Hausrecht und können Platzverweise aussprechen. Hilft alles nicht, wird die Polizei zu Hilfe gerufen. Soweit ist es weder am Freitag, als eine ältere Dame im See baden gehen wollte, oder einen Tag zuvor, als im Reisebus „ein Kindergeburtstag, Groß und Klein“ zwecks Badespaß anreiste – genauso wie eine Gruppe Jugendlicher, die wie gerne eine Abendparty am See feiern wollte – nicht gekommen. Apropos Feiern: Auch das ist nicht erlaubt. „Wir bestreifen deshalb bei diesem Wetter auch abends und nachts“, so Hahn.

Die Arbeiten

Maßnahmen

Durch die Flut wurde die Talsperrentechnik am Kronenburger See beschädigt. „Vor allem die der Regelung der Abflussmenge aus der Talsperre dienenden Betriebsschütze sind in ihrer Funktion erheblich eingeschränkt und müssen erneuert werden“, so Dahlems Bürgermeister Jan Lembach. Die Maßnahmen werden mehr als eine Million Euro kosten. Sie werden durch die Materialknappheit erschwert und die Tatsache, dass nur wenige Firmen die Arbeiten überhaupt durchführen können.

Weitere Infos

„Glauben Sie mir, wir finden das alles auch nicht gut, aber es geht eben nicht anders. Der See muss deshalb in diesem Sommer gesperrt werden“, ergänzt sein Allgemeiner Vertreter Erwin Bungartz. Bei der Gemeinde oder auf der Internetseite des Zweckverbands erfahre man auf Wunsch Genaueres.

Da, wo sonst an solch einem schönen Sommertag die Besucher ihre Fahrzeuge bis in die Straßen von Kronenburgerhütte parken, herrscht bis auf ein paar Camper vermeintlich gähnenden Leere. Sogar der Parkscheinautomat ist verhängt.

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„Wir haben zum Glück noch ein Restaurant in Wittlich, mit dem Umsatz dort können wir 70 Prozent Umsatzausfall, den wir hier jetzt schon haben, noch ausgleichen.“ Seine Devise: „Wir halten durch. Auf jeden Fall dieses Jahr.“ Phu Thank Phan hat Stehvermögen, auch nach zwei Jahren Corona. Denn ob der See im nächsten Sommer geöffnet werden kann, weiß derzeit niemand.

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