Pilgern in der EifelIn der Fastenzeit montags zu den Nothelfern nach Dahlem-Berk

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 Morgens um 8 Uhr am Kloster Maria Frieden: Idylle pur, als die Pilger sich auf den Weg nach Berk machen. 

Dahlem-Berk – An den Montagen in der Fastenzeit pilgern Christen – vor allem aus den Gemeinden der GdG Blankenheim-Dahlem – zur Wallfahrtskirche zu den 14 Nothelfern in Berk. Treffpunkte sind in Kronenburg, Hammerhüte und auch am Kloster Maria Frieden.

Um kurz vor acht Uhr fühlt man sich wie im Film. Die Sonne durchdringt immer mehr die auf den Feldern liegenden Nebelbänke wie durch sanfte Schleier. Ein gelb-rötliches, warmes Licht verteilt sich immer mehr, darüber ein wolkenloser blauer Himmel. Oberhalb von Dahlem ist es kühl. Wenige Grad über Null. Die kleine Kirchenglocke von Maria Frieden läutet die Stunde.

6,5 Kilometer durch die Idylle der Dahlemer Wälder

Es ist eine friedliche Idylle, durch die Sigbert Wagner Pilger aus Dahlem und Schmidtheim nach Berk zur Wallfahrtskirche führen will. Das tut er seit 23 Jahren, montags in der Fastenzeit. 15 Pilger sind es dieses Mal, die sich – ausnahmsweise, weil noch Corona ist – im Pfarrbüro zuvor anmelden mussten.

„Eigentlich aber kommt, wer kommt“, so Wagner. Pilgern ist oft eine eher spontane spirituelle Auszeit. Jetzt geht es mit ihm und Ehefrau Maria, die seit 1993 die Pilger nach Berk führt, rund 6,5 Kilometer hin und wieder zurück. „Dann aber den Berg rauf, den es jetzt runter geht“, sagt Wagner schmunzelnd. Und da man – so ist es oft Pilgergewohnheit – bergauf nicht beten muss, ist auf dem Rückweg die Gebetspausenzeit etwas länger.

Montagsmorgens machen sich vor allem Rentner auf den Weg

Die gewählte Strecke über Wald- und gut befestigte Waldwirtschaftswege führt passagenweise entlang der Wanderwege Quellenpfad und Wildnispfad. Es ist kein traditioneller Pilgerweg, sondern schlicht die kürzeste Strecke von Maria Frieden nach Berk, so Wagner. Und da man am Montagmorgen unterwegs ist, führt es dazu, dass sich vor allen Dingen Rentner auf den Weg machen.

„Das macht nichts“, sagt Erwin Peetz aus Dahlem, der sich über die Jahre angewöhnt hat, mit Hündin Feta – „das ist die Spanierin in der Gruppe“ – einfach mal gut fünf Kilometer mitzupilgern. Bis „zur Kupp“, von wo man das Pilgerziel das erste Mal sehen kann: Berk im Tal der Berke. Dann kehrt er alleine um.

Wallfahrtstermin steht als erstes im Kalender

„Das hier ist einfach eine entspannte Gruppe“, sagt Peetz in Höhe der Brücke über den Böckersbach. Es gehe unter der Führung der Wagners nicht so beinahe militärisch zu wie bei anderen Pilgergruppen, wo Brudermeister mit Gebetsstab die Kommandos geben. Eine solche Hilfe brauchen die 14 nicht. „Das Beten verlernt man nicht“, so eine Pilgerweisheit.

Pilgern in der Region

Die Wallfahrt

Die Wallfahrt zur Kirche der 14 Nothelfer in Berk, deren Verehrung seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesen ist, hat mit der Gründung der „Bruderschaft von den hl. 14 Nothelfern“ 1768 durch den Berker Bürger Adof Stolzen begonnen. In der Kirche St. Brictius werden zwei Reliquien der Heiligen aufbewahrt. 1971 wurde die Kirche durch einen Brand zerstört. Mit dem Wiederaufbau nach Plänen des Aachener Architekten Erich Heyne wurde auch die Ausstattung erneuert. Unter anderem mit einem großen Wandrelief der Nothelfer. (sli)

Die Nothelfer

Die 14 Nothelfer sind: Achatius, Eustachius, Georg, Ägidius – 720 als einziger der 14 eines natürlichen Todes gestorben – , Pantaleon, Vitus, Cyriakus, Erasmus, Blasius, Dionysius, Christopherus, Margaretha, Barbara, Katharina. Hauptwallfahrtsort in Deutschland ist Vierzehnheiligen im Erzbistum Bamberg. (sli)

Weitere Pilgerorte

Weitere Pilgerorte im Kreis Euskirchen sind unter anderem Steinfeld oder Kallmuth (Schmerzensfreitag, Georgsritt), Bitt- und Bußgänge führen beispielsweise nach Baasem. Pilgerziele sind auch Heimbach (Wallfahrtsoktav), Barweiler (Lilienmadonna), Schankweiler, Trier (Matthiasgrab), Echternach (Springprozession). Durch die Region führt zudem der „Eifelcamino“ als regionaler Zuweg zum Hauptpilgerweg nach Santiago de Compostela. (sli)

Auch Thomas und Karin Vogelsberg aus Dahlem pilgern mit. Sie tun das – vor Corona – seit Jahren an mehreren Montagen in der Fastenzeit. „Wenn der neue Jahreskalender kommt, trage ich als erstes ,Berk’ als Termin ein“, so Thomas Vogelsberg.

Pilgern als ganz besondere Erfahrung

Es sei für ihn einfach eine besondere Erfahrung. Man treffe Leute, die man sonst nie kennenlernen würde. Oder gute Bekannte aus den Vorjahren. Unterwegs könne er „einfach manche Dinge loslassen“. Pilgern ist für manche auch eine Art Meditation.

Ehefrau Karin hat eine andere Motivation: „Ich habe vor Jahren ein Marien-Erlebnis im damaligen Bosnien-Herzegowina gehabt. Mit meinem Gebet auf der Wallfahrt gebe ich Maria etwas zurück. Es ist mir ein Anliegen.“

Der Weg ist für die Gläubigen das Ziel

Auch ihm gehe es nicht nur um den Rosenkranz, sagt Heinz Dederichs aus Dahlem, der seit 18 Jahren nach Berk pilgert. 2004 wurde er Pensionär, seitdem hat er dafür die Zeit. Es gehe ihm und seiner Ehefrau Marga um den Weg, der das Ziel ist.

90 Minuten dauert der Weg hinab von Maria Frieden durch den Wald, an der Simmelquelle vorbei und wieder hinauf durch den Gemeindewald. Dann ist die „Kupp“ erreicht. Der Blick öffnet sich weit. Der Pilgerweg führt entlang der Kreisstraße hinab zur Wallfahrtskirche St. Brictius, die seit 1768 als Andachtsstätte für die heiligen 14 Nothelfer anerkannt ist.

Pfarrer Züll: „Die Wallfahrt ist den Menschen wichtig“

Pfarrer Andreas Züll, der Aachener Domkapitular Hannokarl Weishaupt und ein junger Diakon zelebrieren das Hochamt vor 35 Pilgern – vor Corona konnten es auch mehr als 100 sein. André Vogelsberg aus Dahlem steht kurz vor seiner Priesterweihe an Pfingsten. Er ist einer von nur zwei Diakonen, denen Bischof Dr. Helmut Dieser in diesem Jahr seine Hände auf die Schultern auflegen wird.

„Man merkt, dass die Wallfahrt den Menschen aus der Gegend wichtig ist“, so Andreas Züll: „Gerade in Krisenzeiten.“ Züll hat sich beim anschließenden Pilgerkaffee im Bürgerhaus unter die Pilger gemischt. Frauen aus Berk bereiten belegte Brote und Kaffee zu. Spenden werden für die Ukrainehilfe der GdG erbeten.

Ehepaar Wagner hat bereits unzählige Gruppen geführt

In diesem Jahr ist einiges ähnlich wie in den Vor-Corona-Jahren: Die Teilnehmerzahlen steigen, je näher Ostern rückt. An diesem Montag sind auch eine achtköpfige Gruppe aus Stadtkyll und Einzelpilger angekommen. Aber Wallfahrergruppen aus Baasem, Kronenburg, Rescheid, Reifferscheid und Ostbelgien fehlen.

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Zwei Stunden später, zurück am Kloster Maria Frieden, verabschieden sich Sigbert und Maria Wagner von ihren Mitpilgern. Wie sie sich jetzt fühle, nachdem sie erneut eine Gruppe gut zurückgebracht hat? Maria Wagner ist bescheiden: „Das ist mit einfach ein Bedürfnis.“ Sie seien ganz normale Pilger wie alle anderen, ergänzt Sigbert Wagner. Den Weg nach Berk und zurück haben sie mutmaßlich weit mehr als 100 Mal gewiesen. Wie oft tatsächlich? Das haben sie bisher nicht gezählt.

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