Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Unternehmen„Wir machen, was rundum gut ist“

Lesezeit 3 Minuten

Emmanuel Graf Beissel von Gymnich (rechts) und Julien Uhlig erläuterten auf Schloss Schmidtheim ihre Pläne mit der Firma Entrade, die sich kürzlich von der Börse zurückgezogen hat.

Schmidtheim/Düsseldorf – Die Firma Entrade, an der Emmanuel Graf Beissel von Gymnich Anteile hält, verfolgt auch nach ihrem kürzlich vollzogenen Rückzug von der Börse große Ziele. Dies berichteten der neue Vorstand Julien Uhlig und Beissel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ in einem Gespräch auf Schloss Schmidtheim, einem der Firmensitze des Unternehmens. So will die Firma Entrade, die im Bereich der erneuerbaren Energien tätig ist, noch in diesem Jahr eine Biogasanlage in Serbien realisieren. Uhlig, der neue Chef, ist 36 Jahre alt und wechselt zum 1. September vom Autark-Institut für Energieforschung zu Entrade.

„Wir wenden uns nicht an Eifeler Kleinanleger, sondern an wohlhabende Privatleute“, erklärten die beiden Unternehmensführer. Deshalb könne man die Entrade auch nicht mit großen Aktienunternehmen wie der Telekom oder Volkswagen vergleichen. „Bisher sind wir deshalb auch nicht an die Öffentlichkeit gegangen“, so die beiden Herren.

Schlanke Struktur

Für die teilweise ungewöhnliche Firmenstruktur der Entrade hat die Unternehmensspitze Erklärungen parat. Man habe das Unternehmen bisher möglichst schlank halten wollen. So habe man beispielsweise erst vor einem dreiviertel Jahr ein Anwaltsbüro engagiert. Das Unternehmen sei bislang auch nicht von einer Bank begleitet worden. „Dies ist in Deutschland nur mit einer Großbank möglich, was ganz schön teuer ist“, so Beissel. Für prominente Mitglieder im Aufsichtsrat wolle man kein Geld ausgeben. Deshalb seien in diesem Gremium, das die Geschäftsführung eines Unternehmens kontrolliert, Familienmitglieder vertreten. So zum Beispiel Anne Gräfin Beissel von Gymnich, die Ehefrau von Beissel, und Angela Uhlig-van Buren, die Mutter von Julien Uhlig. „Für einen Herrn Mehdorn wollen wir kein Geld ausgeben“, sagte Uhlig.

Die Firmenchefs räumten ein, dass die Aufsichtsratsmitglieder zwar nicht unbedingt Fachleute für erneuerbare Energien seien. „Doch an unserer Firma und unseren Projekten ist eh nur eine kleine Schar von Investoren beteiligt, die überwiegend aus dem Bekanntenkreis von Graf Beissel stammen“, so Uhlig. Das gegenseitige Vertrauen und die nötige Transparenz seien auch so gegeben.

Etliche Firmenadressen

Für die verschachtelte Unternehmensstruktur mit etlichen Firmenadressen rund um die halbe Welt hat der 52-jährige Beissel folgende Erklärung: „500 Euro in die USA zu überweisen, kostet hohe Gebühren. Mit unserer Struktur ist es wesentlich preiswerter, Aktien der Entrade zu kaufen.“

Bisher war die Entrade mit Planungen befasst. Nun soll bald das erste Projekt realisiert werden: eine Biogasanlage für Schlachtabfälle in Serbien. Diese Anlage würde rund 12,5 Millionen Euro kosten. „Etwa ein Drittel wird die Entrade finanzieren, für die anderen zwei Drittel steht ein großer Investor aus der EU bereit, dessen Einstieg kurz bevorsteht“, berichtete Uhlig. Solange die Verträge nicht unterschrieben seien, wolle er den Namen des Partners aber nicht nennen.

„Wir machen nur, was rundum gut ist“, meinte Beissel zum Balkan-Projekt. So gebe es in Serbien noch keine geregelte Entsorgung für Schlachtabfälle. Man werde 35 Arbeitsplätze schaffen. Da man pro Tag 170 Tonnen Schlachtabfälle im Drei-Schicht-Betrieb verarbeiten wolle, sei so viel Personal notwendig. Außerdem müssten die Schlachtabfälle gemahlen und sterilisiert werden. Noch in diesem Jahr soll der erste Spatenstich erfolgen, die Anlage könne dann 2014 in Betrieb gehen. Später seien weitere Ausbaustufen geplant.