Das Leck muss wegWie ein Ausflugsschiff an einem Tag repariert wird

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Unscheinbare Schweißnaht

Eine unscheinbare Schweißnaht sorgt dafür, dass die Aachen für einen Tag aus dem Verkehr gezogen werden muss. Martin Conzelmann hat das Schiff mit einem sechsköpfigen Team an Land befördert, wo ein Schlosser die Stelle wieder abdichtet.

  • Was die Mitarbeiter der Rurseeschifffahrt am Donnerstag bemerken, gefällt ihnen gar nicht.
  • Im Zuge der morgendlichen Inspektion stellen sie fest, dass das Schiff ein Leck hat.
  • Mit einem sechsköpfigen Team bringen sie das Schiff wieder auf Vordermann.

Simmerath-Rurberg – „Kleine Ursache, große Wirkung“, stellt Martin Conzelmann mit Blick auf das Schiff fest, das mit Stahlseilen gesichert in Rurberg am Ufer liegt. Bei dem Schiff handelt es sich um die Aachen, Schwesterschiff der Stella Maris und Teil der Rurseeflotte, die Tag für Tag auf dem See Einheimische sowie Touristen befördert. Am Freitag muss die Aachen eine Zwangspause einlegen. Schon am Samstag ist das Schiff aber wieder im Einsatz.

Was die Mitarbeiter der Rurseeschifffahrt am Donnerstag bemerkt haben, hat ihnen gar nicht gefallen. „Im Zuge der morgendlichen Inspektion haben wir festgestellt, dass das Schiff ein Leck hat“, sagt Conzelmann. Der Euskirchener arbeitet als Assistent der Geschäftsführung der Rurseeflotte. Bei der Inspektion werden die Ölstände kontrolliert, Fett nachgepresst und allgemein die Fahrtüchtigkeit der Flotte überprüft.

Eine Handbreit Wasser im Kiel

Mit einem sechsköpfigen Team ist der 46-Jährige seit 7 Uhr mit den Arbeiten beschäftigt, das Schiff wieder flott zu machen. Dazu wird der Bug der 120 Tonnen schweren Aachen mit einer Werftwinde zunächst an Land gezogen. In dem Zwischenraum, wo der Bugstrahler samt Schraube sitzt und das Ausflugsboot von den Anlegestellen zurück auf den See manövriert, hat am Vortag Wasser gestanden. Jetzt ist der Platz leer und gibt den Blick frei auf einen unscheinbar wirkenden Hohlraum im Boden. Etwa eine Handbreit hoch habe sich Wasser „im Keller“ der Aachen befunden, erläutert Conzelmann und zeigt mit einem großen Maulschlüssel die betroffene Stelle: „Es ist nicht viel, aber da war einfach Wasser, wo keines hingehört.“

Schiff Aachen

Mit Stahlseilen und einer Winde wird das Ausflugsschiff ein Stück aus dem Wasser gezogen.

Also wird das Schiff umgehend aus dem Verkehr gezogen, die Crew begibt sich auf die Suche nach der Ursache. Ein echtes Leck habe man nicht gefunden, so der gebürtige Zülpicher: „Da ist eine Schweißnaht, die durchgerostet ist. Da drückte sich Wasser durch.“

Bis das Team den Schaden unter die Lupe nehmen kann, sei einiges an Vorarbeiten nötig, schildert er. Seilmaterial, Ketten, Werkzeug und ein Bagger vom Ankerplatz in Schwammenauel müssen nach Rurberg geschafft werden. Mithilfe des Baggers werden die rund drei Tonnen schweren Eisenschlitten an Ort und Stelle platziert, auf denen das Schiff zur Untersuchung aufliegt.

Bugstrahler

Der Bugstrahler ist ausgebaut, um zur Reparatur an das Leck zu gelangen.

Conzelmann: „Das Schiff da drauf zu bugsieren, das ist die eigentliche Kunst.“ Seitlich komme man bei dem Vorgang sehr nah ans Land, außerdem dürfe der Kahn am flachen Ufer nicht auf Grund laufen. Auch sei das Schiff, wenn es aus seinem „natürlichen“ Element entfernt werde, kippelig und nur schwer in die richtige Position zu bringen. „Der Schiffsführer und ein Matrose sind dann die ganze Zeit an Bord und gucken genau hin“, so Conzelmann. Auch vier Einweiser helfen bei der Aktion.

Schlosser Breyer

Schlosser Michael Breyer und sein Team schweißen die Naht am Boden neu.

„Der Schlosser schweißt die Stelle und setzt ein Blech darauf, dann ist das wieder in Ordnung“, beschreibt Conzelmann das Vorgehen. Im Herbst sei nach der Stella Maris im Vorjahr die Aachen ohnehin an der Reihe, an Land instand gesetzt zu werden. „Das, was wir heute machen in groß“, erklärt er scherzhaft. (hab)

Wenig Ausfälle

Laut Fahrplan sei an diesem Tag nur ein Schiff auf dem See im Einsatz, weiß Schiffseigner Franz Josef Heuken zu berichten, der die Rurseeflotte mit seiner Frau betreibt.

Die Reparatur dauere nur den einen Tag, somit stelle sie für die Fahrgäste kein Problem dar, sagte Heuken: „Wir sind trotzdem alle happy, wenn der Schaden behoben ist.“

Dass die Mitarbeiter dabei fachkundige Unterstützung von Herbert Harth bekommen, freut ihn. „Herbert ist seit mehr als 50 Jahren dabei und steht uns mit seinem Wissen zur Seite“, äußert sich Heuken über den langjährigen Schiffsführer.

Bis auf eine Tour habe man durch das Leck in der Aachen glücklicherweise keine Ausfälle gehabt, so der Eigner. Auch insgesamt sei man mit der bisherigen Saison zufrieden.

www.rursee-schifffahrt.de

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