Unterwegs mit „Gurke“Euskirchenerin auf Reise durch Europa

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Im „Gurken“-Mobil legt Helge Kunze eine kleine Lesepause ein – mitten in der Natur. 

  • Die Euskirchenerin Julia Kunze und ihr Mann Helge hatten genug vom Alltag.
  • Die beiden sind seit Juni des Jahres auf Reise durch Europa und auf der Suche nach ihrer Zukunft.
  • Grundlage ihrer Reiseentscheidungen ist eine smart ausgetüftelte Excel-Tabelle. Wo ist es am Schönsten?

Euskirchen-Niederkastenholz – Sie sind auf der Suche nach der größtmöglichen „artgerechten Haltung“. Und das beziehen sie auf sich. Julia und Helge Kunze sind seit Juni dieses Jahres unterwegs durch Europa, um den für sie bestmöglichen Platz zum Leben zu finden.

Für Julia Kunze, aufgewachsen in Niederkastenholz, und ihren Mann Helge, der aus Schwerin stammt, war klar, dass bald das ansteht, was man als Mittdreißiger eben so macht: Haus bauen, Kinder bekommen, Katze und Hund – aber wo? „Wir bewundern unsere Freunde, die sich mit Leichtigkeit für die nächsten 30 Jahre an einen Ort binden. Doch wir hatten Zweifel“, so die 34-jährige Journalistin.

Prei-Leistungs-Verhältnis

Folglich lautet die Devise, sich verschiedene Lebensmodelle aus der Nähe anzuschauen, sich eine Meinung zu bilden und Menschen zu finden, die ähnliche Entscheidungen vielleicht schon vor Jahrzehnten getroffen haben.

„Wenn man sich etwa einen neuen Rucksack kauft, dann liest man vorher die Testberichte, wägt das Preis-Leistungs-Verhältnis ab. Wir haben beschlossen, dass wir bei der Entscheidung, wie unser zukünftiges Leben aussehen soll, genauso sorgsam vorgehen wollen“, so Julia Kunze.

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Auf der Suche nach dem  Lebensmodell: Julia und Helge Kunze. 

Die Wohnung im westfälischen Münster wurde aufgelöst, alles verschenkt oder verkauft und ein Bus angeschafft, der wegen seiner Farbe schnell den Namen „Gurke“ verpasst bekam. „Wir haben nichts eingelagert, unser ganzer Besitz ist jetzt in dem Bus“, so Julia. „Und wir haben immer noch das Gefühl, dass es eigentlich zu viel ist.“

Im Juni ging das Abenteuer los: von den Niederlanden nach Niedersachsen, von Mecklenburg-Vorpommern nach Dänemark und schließlich nach Schweden. Die Fülle an unberührter Natur, die schwedische Lebensart und die Tatsache, dass sie „jederzeit und überall LTE-Handyempfang hatten, sogar noch in der allertiefsten Pampa“, begeisterte das Paar. Es folgte ein Abstecher nach Finnland, das sich als nicht „artgerecht“ für die beiden erwies, da Julia als rheinische Frohnatur mit der finnischen Schweigsamkeit haderte.

Alternative Lebensformen

Estland hingegen, das nächste Land auf der Liste, steht bei den beiden ganz hoch im Kurs. Und auch in Lettland, Litauen und Brandenburg steckte das Paar die Nase in Wohnprojekte, alternative Lebensformen und die jeweilige Lebensart. Eigentlich, so Helge Kunze, seien sie keine klassischen Hippies oder Aussteiger. „Tatsächlich suchen wir nach Sicherheit, nach Optimierung“, so der 35-Jährige, der BWL und Psychologie studiert hat.

„Aussteigen für Spießer“ nennen sie es selbstironisch, aber wer sich anschaut, wie analytisch und geerdet die beiden ihre Zukunftssuche durchführen, spürt den Funken Wahrheit. Grundlage ihrer zu treffenden Entscheidung ist eine smart ausgetüftelte Excel-Tabelle, mit der die infrage kommenden Länder verglichen werden.

Wie eine Castingshow

„In meinem Job habe ich Finanzprodukte analysiert, das funktioniert ähnlich“, sagt Helge und zückt sein Smartphone.Zurzeit steht der nördlichste der baltischen Staaten an der Spitze der Auswertung. „Wir wollen uns aber mindestens ein komplettes Jahr Zeit nehmen, vielleicht auch länger“, sagt Julia. Letztlich sei das Zukunftssucheprojekt wie eine Castingshow – am Ende werden nur einige wenige Optionen übrig bleiben.

„Und ich kann mir gut vorstellen, dass man dann doch weggeht von der nüchternen Analyse hin zum Bauchgefühl“, so Helge. Nachdem die beiden Mittdreißiger zwei Wochen pausiert haben, um Freunde und Familie in der Eifel zu besuchen, sind sie mittlerweile schon wieder in ihrem „Gurken-Mobil“ unterwegs.

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Ein idyllisches Fleckchen an der Ostsee. Hier ließen die Aussteiger die Seele baumeln. 

„Viele haben uns gesagt, wir müssten unbedingt mal nach Portugal fahren. Also schauen wir uns da mal um“, sagt Julia Kunze. Und auf dem langen Weg dorthin natürlich auch noch in der Schweiz, in Frankreich und Spanien.

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Julia und Helge Kunze schreiben einen Blog über ihre Zukunftssuche. Wer die bisherigen und weiteren Abenteuer des Paares, die in Europa unterwegs sind, verfolgen sowie mehr über ihr Reisen und Leben in der „Gurke“ erfahren will, kann den Blog abonnieren und erhält per E-Mail Nachrichten, sobald neue Beiträge erscheinen. Auch auf Instagram und auf Facebook kann man den beiden unter dem Profilnamen „Zukunftssuche“ folgen.

www.zukunftssuche.home.blog

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