Wasser für LukombeEuskirchener Verein Muana finanziert Brunnenbau im Kongo

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Die Frauen bringen das Trinkwasser bisher Tag für Tag mühsam von einer 2,5 Kilometer entfernten Quelle ins Dorf.

  • Die Demokratische Republik Kongo ist eines der ärmsten Länder der Welt.
  • Nun entsteht in Lukombe, einem Ort in der Region Lumami im Kongo, ein Brunnen, der eine geregelte Trinkwasserversorgung sicherstellen wird.
  • Die Finanzierung übernimmt Muana, ein gemeinnütziger Verein, der im Februar 2019 in Euskirchen aus der Taufe gehoben worden ist.

Euskirchen – Die Frauen aus Lukombe laufen täglich mehrere Stunden, um Trinkwasser in ihr Dorf zu bringen. Sie tragen es mühsam in Kanistern jedes Mal 2,5 Kilometer über einen unbefestigten Weg, der von der Quelle aus über 140 Höhenmeter bergauf führt.

Jetzt ist Besserung in Sicht: In Lukombe, einem Ort in der Region Lumami im Kongo, entsteht ein Brunnen, der eine geregelte Trinkwasserversorgung ohne besagte Plackerei sicherstellen wird. Die Finanzierung übernimmt Muana, ein gemeinnütziger Verein, der im Februar 2019 in Euskirchen aus der Taufe gehoben worden ist.

Hinter dem Verein liege ein „Wahnsinnsjahr“

„Wir haben mit 15 Leuten angefangen, mittlerweile sind wir schon 28“, sagt Dr. Norbert Golz, der den Vorsitz übernommen hat. Hinter Muana – Kinder- und Jugendhilfe, so der vollständige Name, liege ein „Wahnsinnsjahr“, schwärmt der Euskirchener Mediziner. Damit spielt er auf die Summe an, die seine Mitstreiter und er durch Mitgliederbeiträge und Spenden in recht kurzer Zeit für ihr Vorhaben zusammengetragen haben – stolze 25 000 Euro.

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In Großbüllesheim empfingen Kaplan Valentin Luenyi (l.) und die Vereinsmitglieder ihren Kooperationspartner August Muyombo (r.).

Die Vereinsgründung ist auf Valentin Luenyi zurückzuführen, der seit August 2018 als Kaplan im Seelsorgebereich Euskirchen-Erftmühlenbach tätig ist. Er will in seinem Land, dem Kongo, die Lebensverhältnisse der Bevölkerung verbessern, wobei ihm besonders Kinder und Jugendliche am Herzen liegen.

Hilfe für die kongolesische Jugend

In Großbüllesheim, seinem derzeitigen Wohnort, rührte er die Werbetrommel für sein Anliegen. Unterstützung fand er in der Pfarrgemeinde und vor allem bei Dr. Petra Ferber, wie Golz erzählt. „Sie hat für den großen Schwung gesorgt“, sagt er über die Ärztin, die im Vereinsvorstand als seine Stellvertreterin fungiert. So entstand Muana. Auf Lingala, einer der Sprachen im Kongo, bedeutet dieser Begriff Kind.

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Norbert Golz

Kaplan Luenyi rief in seinem Heimatort den Verein Aide à la jeunesse Congolaise ins Leben – auf Deutsch: Hilfe für die kongolesische Jugend. Dieser Verein ist für Muana der Kooperationspartner vor Ort. „Dadurch ist sichergestellt, dass jede Spende vollständig in der Region eingesetzt wird“, betont Golz (69), der am Euskirchener Marien-Hospital 24 Jahre Chefarzt der Frauenklinik und der geburtshilflichen Abteilung war, ehe er 2016 in den Ruhestand trat.

Kongo gehört es zu den ärmsten Ländern der Welt

Die Demokratische Republik Kongo hat 81 Millionen Einwohner. „Obwohl das Land sehr reich an Bodenschätzen ist, gehört es zu den ärmsten der Welt“, heißt es in einem Faltblatt, mit dem Muana auf seine Arbeit aufmerksam macht. Das Bevölkerungswachstum ist mit 3 Prozent sehr stark, jede Frau bringt durchschnittlich 6,3 Kinder zur Welt.

Viele Krankenhäuser im Krieg zerstört

Nicht nur die Versorgung mit Trinkwasser ist im Kongo mangelhaft, auch der Bildungssektor und die medizinische Versorgung in dem afrikanischen Staat leiden unter massiven Schwierigkeiten. Deshalb strebt der Verein Muana als zweites Ziel an, das Schulgebäude in Lukombe auf Vordermann zu bringen sowie dessen Ausstattung und die Betreuung der Schüler zu verbessern.

Derzeit besuchen nur 40 Prozent der Kinder eine Schule. „Das Schulgeld ist für die Eltern unerschwinglich“, so Muana. „Es fehlt an Gebäuden, Lehrern und Schulmaterial.“

Das dritte Ziel des Vereins ist der Aufbau eines Gesundheitszentrums in Lukombe. „Die meisten medizinischen Einrichtungen wurden im Bürgerkrieg zerstört“, sagt Norbert Golz. „Wegen der fehlenden Hygiene ist das Infektionsrisiko hoch.“ Im Jahr 2010 seien im Kongo 540 000 Kinder unter fünf Jahren gestorben. (ejb)

Die Mutter- und die Säuglingssterblichkeitsraten sind erschreckend hoch, die Lebenserwartung beträgt nur 58 Jahre. Anhaltende Bürgerkriege in den 1990er-Jahren beutelten das Land zusätzlich.

Bau eines zentralen Brunnens in Lukombe

Der Kongo leidet besonders darunter, dass nur 70 Prozent der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Deshalb beschloss der Euskirchener Verein, mit dem Bau eines zentralen Brunnens die hygienische Situation in Lukombe zu verbessern. Schon im Februar erwarb er deshalb ein Grundstück.

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Die Dorfbevölkerung verfolgte die Bohrung des Brunnens mit großem Interesse. Am 6. Dezember stießen die Arbeiter auf Wasser.

Als Valentin Luenyi im Juli Lukombe besuchte und die Muana-Initiative vorstellte, löste er damit Begeisterung aus. Dorfbewohner rodeten die ein Hektar große Fläche und befreiten sie von Steinen, um sie für die Errichtung der Wasserstelle vorzubereiten.

Große Anteilnahme der Bevölkerung

Als wichtiger Helfer vor Ort kam August Abbé Muyombo ins Spiel, ein weiterer Geistlicher, der im Kongo Kinderheime, Krankenhäuser und auch schon andere Brunnen gebaut hat. Er unterbreitete Muana das Angebot, für 25 000 US-Dollar (etwa 22 500 Euro) einen 135 Meter tiefen Brunnen mit Motorpumpe und Reservoir anlegen zu lassen.

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Die Bohrung begann – unter großer Anteilnahme der Bevölkerung – am 30. November, bereits am 6. Dezember stießen die Arbeiter auf Wasser. Kurz darauf war Muyombo in Großbüllesheim zu Gast, wo Golz und er die Zusammenarbeit mit der Unterzeichnung einer schriftlichen Vereinbarung besiegelten. An der Brunnenanlage fehlen jetzt nur noch die Pumpe und die 2000 Liter fassende Zisterne. Die Arbeiten werden in Kürze erledigt.

Erste Bilanz des Vereins sei „überragend“

„Somit geht ein sehr erfolgreiches Jahr zu Ende mit dem überragenden Ergebnis, dass wir unser erstes großes Ziel, Wasser für Lukombe, schon nach kurzer Zeit erreicht haben“, heißt es in der ersten Bilanz des Vereins, der nun Spenden für andere Projekte sammeln will (siehe „Viele Krankenhäuser im Krieg zerstört“). Zusätzliche Mitglieder und jegliche Art von Hilfe sind willkommen.

Der Betrag, der bisher zusammengekommen ist, resultiert unter anderem aus den Einnahmen, die mit Benefizkonzerten erzielt wurden, außerdem aus Sammelaktionen im Rahmen anderer Musikveranstaltungen, aus Einzelspenden sowie dem Verkauf von Kunsthandwerkartikeln und von Waffeln. Auch der Förderverein des Rotary-Clubs Euskirchen steuerte Geld bei.

www.muana.de

kontakt@muana.de

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