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Update

Sieg trotz Niederlage
Das sind die Erkenntnisse aus der Partie des SV Bessenich gegen Bonn

5 min
Das Bild zeigt den ehemaligen Bundesligaspieler Moritz Hartmann beim Schussversuch.

Spielte stark, war ein überragender Kapitän: Bessenichs Moritz Hartmann ging immer als Vorbild voran.

Knapp 250 Zuschauer verfolgten die Partie zwischen dem SV Bessenich und dem Bonner SC. Auch Polizei, Ordnungsamt und ein besonderer Zeugwart waren im Einsatz. 

SV Bessenich – Bonner SC 2:4 (1:0). Der SV Bessenich hat das Spiel gegen den Bonner SC verloren und dennoch viel gewonnen: den Respekt des Gegners, Selbstbewusstsein und die Erkenntnis, dass als Team verdammt viel möglich ist.

Der SV Bessenich agierte gegen den Regionalligisten aus Bonn wie ein Team. Etwas, was dem Bezirksligisten in den vergangenen Spielzeiten mitunter abging. Sollte das Team von Can Celik und Stefan Storb das auch in der Meisterschaft gelingen, dürfte man mit dem Abstieg in der Spielzeit nichts zu tun haben. Zudem scheinen die Neuzugänge bereits gut integriert zu sein. Mit Kaloyan Petrov, Erjon Hoxhaj, Valentin Ivanov sowie Oliver Schäfer (alle SC Wißkirchen) und Nurullah Yasar (Kurdistan Düren) standen gegen Bonn fünf Neuzugänge in der Startformation.

Bessenichs Neuzugang Oliver Schäfer könnte sich als Königstransfer herausstellen

Das Bild zeigt eine Spielertraube. Die Kicker freuen sich über ein Tor.

Der Bezirksligist Bessenich zeigte vor rund 250 Zuschauern eine starke Leistung. Hier wird über das 1:0 von Valentin Ivanov gejubelt.

Aus einem gut funktionierenden Kollektiv einen Spieler herauszuheben, fällt immer schwer. Wie aber Oliver Schäfer als Linksverteidiger – also auf einer ungewohnten Position – in einem neuen Team (Schäfer kam vom SC Wißkirchen) aufspielte, war schlicht beeindruckend. Die Zweikampfquote ging in Richtung 100 Prozent.

Und wenn dann doch der eine Zweikampf verloren gegangen war, arbeitete Schäfer zurück und klärte den Ball doch noch zur Ecke. Der Neuzugang könnte sich als heimlicher Königstransfer herausstellen.

Das Bild zeigt, wie ein Krampf aus der Wade gedehnt wird. Im Hintergrund herrscht Rudelbildung.

Krampf? Dehnen hilft. Im Hintergrund haben sich die Spieler des SV Bessenich und des Bonner SC einiges zu sagen.

Schiedsrichter Lukas Fischer war nicht der Grund für Bessenichs Niederlage. Dennoch hatten die Gastgeber vor allem in der Schlussphase einiges an der Leistung des Unparteiischen auszusetzen. Mindestens einmal zu viel entschied das Gespann aus Sicht des SVB auf Abseits. Das tat Stürmer Yasar einmal zu laut kund.

Die Folge: Nach Foulspiel sah er wegen Meckerns die zweite Gelbe an diesem Abend und hat damit am Sonntag beim Kreispokalspiel gegen den SV Schöneseiffen am Pause. Die Entscheidung war aber viel zu hart und leider viel zu typisch für Schiedsrichter. Wenn man noch nicht mal mehr anpfeift nach der Gelb-Roten Karte, dann kann man sie auch stecken lassen und Frust-Emotionen zulassen.

Bessenich bei Standardsituationen eiskalt

Standardsituation sind gegen höherklassige Teams immer eine Chance für den Außenseiter, um für Chaos zu sorgen. Das gelang dem SV Bessenich gleich zweimal. Zunächst war es Ivanov, der einen Freistoß aus dem Halbfeld an Freund und Feind vorbei zur Führung ins lange Eck schlenzte. Beim Anschlusstreffer zum 2:3 aus Sicht der Gastgeber war Convenant Smart handgestoppte zwei Sekunden auf dem Platz, um dann mit seinem ersten Ballkontakt nach einem Freistoß sein erstes Tor für Bessenich zu erzielen.

An einem Weltklassesahnetag hätte es 2:0 für Bessenich gestanden

In der 47. Minute kommt Torschütze Ivanov aus elf Metern im Bonner Strafstoß frei stehend zum Schuss. Der Schuss war technisch allerdings herausfordernd. Dennoch: An einem Weltklassesahnetag geht der Ball rein und Bessenich führt mit 2:0.

Ob sich davon der Gegner erholt hätte, wird sich nie herausfinden lassen. Praktisch im direkten Gegenzug gelingt Bonn der Ausgleich. Noch einmal zwei Minuten später drehte der BSC dann die Partie sogar.

Viele Jahre spielte Marcel Kaiser für den Bonner SC. Klar, dass sich der Frauenberger die Partie in Bessenich anschaute. Mit dem heutigen BSC-Co-Trainer Gordon Addai stand Kaiser auf dem Platz. Auch mit Spieler Markus Wipperfürth kickte Kaiser. Dessen damaliger Trainer Daniel Zillken ist heute der Sportliche Leiter beim BSC.

„Wir können stolz auf uns sein. Die Jungs haben taktisch alles perfekt umgesetzt. Das war eine bockstarke Leistung, auf der wir aufbauen werden“, sagte Bessenichs Can Celik.


Ein besonderes Spiel für den Bonner Zeugwart

Für Marcello Volk war die Partie des SV Bessenich gegen den Bonner SC ein Besonderes. Der 39-jährige Füssenicher ist seit dieser Saison nämlich wieder Zeugwart beim Regionalligisten aus der Bundesstadt.

Bereits in der Saison 2020/21 kümmerte sich Volk um ziemlich viele Dinge im Hintergrund, sorgte dafür, dass die Trikots immer gewaschen sind, vor dem Spiel am Platz der Akteure liegen oder auch, dass die Bälle über den richtigen Luftdruck verfügen.

Dann folgte der Wechsel zum Wuppertaler SV. In der Winterpause 2024/25 ging es für ein halbes Jahr zum FSV Frankfurt. Nun also wieder der BSC. „Es hat sich in Bonn viel getan. Vieles ist professioneller geworden. Der Verein hat sich total entwickelt“, sagt Volk, der vor dem Pokalspiel in Bessenich nicht nur die Kabine „seines“ BSC vorbereitete.

Das Bild zeigt Marcello Volk auf dem Spielfeld.

Bonns Zeugwart Marcel Volk nach dem Spiel. Für den Füssenicher war das Spiel in Bessenich ein Besonderes.

Auch die Trikots des SV Bessenich lagen wie von Zauberhand gefaltet auf den Bänken in der Kabine. „Ich bin gefragt worden, ob ich das nicht machen kann, weil es ja auch für Bessenich ein besonderes Spiel ist. Da habe ich nicht zweimal überlegt“, so Volk. Der 39-Jährige kennt sich allerdings auch ziemlich gut auf dem Sportgelände des Bezirksligisten aus. Der Grund: Volk spielte zehn Jahre für den SV Bessenich.

Vor der Partie hatte der Zeugwart übrigens kein gutes Gefühl, was die Leistung des BSC angehen würde. Er sollte fast recht behalten, doch der Regionalligist zog rechtzeitig den Kopf aus der Schlinge.

Wie lange Volk noch Zeugwart beim BSC sein wird, steht noch nicht fest. Er will zu seiner Verlobten in die USA auswandern. So lange will er aber die Zeit beim BSC oder auch beim TuS Zülpich, bei dem er in der dritten Mannschaft spielt, genießen.


Polizei und Zülpicher Ordnungsamt im Einsatz

Der Bonner SC war mit zahlreichen Fans nach Bessenich gekommen. Die gut 70 Supporter taten das, was ihrem Team vor allem in der ersten Halbzeit abging – sie gaben Vollgas. Praktisch über 90 Minuten feuerten sie ihre Mannschaft an.

Neben zahlreichen Polizisten, die rund um die Sportanlage verteilt standen, war auch das Zülpicher Ordnungsamt im Einsatz. Da aber alles ziemlich friedlich ablief, konnten die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung das Spiel in aller Seelenruhe verfolgen. Die Gastgeber stellten zudem zahlreiche Ordner, die ebenso wenig eingreifen mussten, zumal auch kein Parkchaos in Bessenich ausgebrochen war.