Kreispokal-HalbfinaleErftstadt-Lechenich war für Schöneseiffen eine Nummer zu groß

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Ein Erftstädter Spieler kontrolliert, bedrängt von zwei Spielern aus Schöneseiffen, den Ball. Im Hintergrund sind die Zuschauer zu sehen.

Mehr als 200 Zuschauer in Schöneseiffen hofften auf die Sensation. Aber Erftstadt, hier mit Marvin Walther am Ball, war dann doch klar besser.

Kreisliga-A-Aufsteiger SV Schöneseiffen bekam es im Fußball-Kreispokal-Halbfinale mit Titelverteidiger SC Germania Erftstadt-Lechenich zu tun.

Der Name war Programm: In der Windparkarena, die zwischen Harperscheid und Schöneseiffen liegt und die wegen der gut sichtbaren Windräder in der Nähe so heißt wie sie heißt, pfiff der Wind vor allen Dingen in der zweiten Halbzeit ordentlich. Windstärke 8 war angekündigt worden. Und die Böen gingen durch Mark und Bein – und waren für die Spieler nicht immer einfach zu berechnen, gerade bei langen Bällen.

Dass dieses Fußball-Kreispokal-Halbfinale zwischen dem SV Schöneseiffen und dem Titelverteidiger SC Germania Erftstadt-Lechenich überhaupt angepfiffen wurde, damit dürften auch nicht alle neutralen Zuschauer gerechnet haben. Seit Tagen regnete es, was allgemein zwar gut für den Rasen in der Arena ist, aber nicht unbedingt gut, um darauf gefahrlos Fußball spielen zu können. Aber weit gefehlt: Der Platz war deutlich besser als erwartet. Nur Steffen Baumgart dürften die Grashalme zu lang gewesen sein, aber der FC spielte ja nicht.

Erftstadt-Lechenich geht früh und verdient in Führung

Andererseits: Wenn Schöneseiffen als Aufsteiger in die Kreisliga A überhaupt eine Chance gegen ein Landesliga-Team haben sollte, dann auf einem tiefen Geläuf mit langen Halmen. Denn darauf spielt die Technik dann keine so große Rolle mehr wie auf Kunstrasen oder bei trockenem Rasen. Aber um es kurz zu machen: Schöneseiffen war, nasser Rasen hin, Windböen her, komplett unterlegen.

Nach einem Eckball klärt ein Schöneseiffener Verteidiger mit dem Kopf.

Der SV Schöneseiffen verteidigte mit Mann und Maus.

Dabei gehörte den Grün-Schwarzen die erste Chance. Max Jöbges nutzte den Rückenwind in der zweiten Minute aus, doch Erftstadts Schlussmann Nils Grüttner hatte kein Problem mit dem Ball. Ab da ging es nur noch in eine Richtung. Erftstadt-Lechenich drängte mit aller Vehemenz auf das Tor. Erst vergab Mehmet Sahin knapp (3.). Dann gab es nacheinander zwei Ecken, die fast einschlugen, und einen Freistoß von der rechten äußeren Strafraumgrenze. Christopher Fuhl schlug den Ball mit Effet ins Tor (6.). Pascal Schiffer berührte ihn zwar noch mit dem Kopf, aber das erst hinter der Linie.

Auch der SV Schöneseiffen hatte seine Chancen

Es war nicht so, dass Schöneseiffen sich komplett vorführen ließ. Immer wieder setzten sie Nadelstiche. Einen Fehler des Torschützen Fuhl, der den Ball nicht kontrollieren konnte, wollte Daniel Schmidt ausnutzen, scheiterte aber an Grüttner. Im Gegenzug entschärfte Schöneseiffens Schlussmann Marc Hirschberg einen Lupfer von Mehmet Sahin (beides 24.). Acht Minuten später setzte Daniel Schmidt nach Flanke von Marcel Hupp einen Kopfball aufs Netz.

Aber dann war das Spiel gelaufen. Abwehrspieler Patrick Poschen und Marc Hirschberg redeten nicht miteinander und behinderten sich an der Strafraumseite gegenseitig. Sahin nutzte den Fehler aus und passte auf Marvin Walther, der zum 2:0 für Erftstadt einschob (33.). Danach hatte Schöneseiffen mehrmals Glück: Pascal Schiffer kam nach einer Flanke von Morice Simon komplett frei zum Kopfball, verfehlte aber das Tor. (35.) Marvin Walther traf kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit und in der 64. Minute jeweils nur die Latte.

Was meint ihr, was hier los ist, wenn ein Tor fällt?
Karsten Kochems

Doch dann plätscherte das Spiel dahin. Erftstadt schaltete mindestens einen Gang zurück, was Trainer Karsten Kochems auch lautstark bemängelte. Im Time-out der Schöneseiffener ermahnte er seine Spieler angesichts mehr als 200 Zuschauer, von denen gefühlt 99 Prozent für die Heimmannschaft hielten: „Was meint ihr, was hier los ist, wenn ein Tor fällt?“

Erftstadt Pedro Brigagao klatscht nach seinem Tor mit der Auswechselbank ab.

Große Freude beim Torschützen Pedro Brigagao, der von der JSG Erft 01 Euskirchen zu Erftstadt-Lechenich gewechselt ist.

Spoiler-Alarm: Das Tor für Schöneseiffen fiel nicht. Stattdessen quasi mit dem Schlusspfiff die Entscheidung für den Titelverteidiger. Der in der 70. Minute eingewechselte Pedro Brigagao, der zur Saison von der JSG Erft 01 Euskirchen gekommen war, veredelte einen schönen Sololauf über die rechte Seite im Nachschuss mit dem 3:0. Verdient.

Schöneseiffen reist mit Bussen nach Lommersum

Schöneseiffens Trainer Heiko Zimmer war über die 0:3-Niederlage aber nicht sauer. „Es ist schade, aber damit war zu rechnen“, sagte er. Geärgert hat ihn nur, dass das erste Erftstädter Tor so früh fiel und dann nach einer Standardsituation. „Erftstadt war individuell besser, aber wir haben uns trotzdem gut verkauft und sind nicht untergegangen“, war er stolz auf seine Spieler. Zum kleinen Finale am Sonntagmittag in Lommersum wird der SV Schöneseiffen mit Bussen anreisen und die eigene Sportwoche unterbrechen. „Ich freue mich für die Jungs“, so Zimmer.

Karsten Kochems sprach wegen der Platzverhältnisse von einem schweren Spiel. „Da kannst du nicht glänzen“, sagte er. Aber man habe die Pflichtaufgabe erfüllt und gut gespielt. Der Druck, gegen einen kleineren Gegner – Ausnahme sei Bessenich gewesen – zu scheitern, sei jetzt weg. „Jetzt freuen wir auf das Endspiel, auf einen tollen Gegner und eine tolle Platzanlage“, stichelte er ein wenig gegen den Rasen in Schöneseiffen. Für den Coach ist das Finale in Lommersum auch eine Reise in die Vergangenheit: In seinem ersten A-Jugend-Jahr trug er das Trikot des SSV. 

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