„Wollen sich nicht helfen lassen“Reisebüro-Chef ist enttäuscht über Gesundheitsamt

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Reisebuero-Birkenheuer

Ist enttäuscht vom Kreis Euskirchen: Markus Birkenheuer

Euskirchen – Der Wille ist definitiv da – seit Monaten. Doch Markus Birkenheuer ist inzwischen „nur noch enttäuscht“. „Das macht einen schon sprachlos“, sagt der Mann aus Dom-Esch, der in Euskirchen ein Reisebüro betreibt, in Richtung des Kreises Euskirchen.

Dieser Behörde hatte er bereits, wie berichtet, am 23. Oktober angeboten, dass er und sein Team dem überlasteten Kreisgesundheitsamt bei der Nachverfolgung von Corona-Fällen helfen möchte. „Meine Mitarbeiter werden wegen der Kurzarbeit von der öffentlichen Hand bezahlt. Da können wir doch jetzt etwas zurückgeben“, begründete er seinen gut gemeinten Vorstoß.

Rückblickend räumt er ein, dass das wohl ein bisschen naiv gewesen sei. Denn so einfach wie er dachte, läuft die Sache definitiv nicht. Zunächst ärgerte er sich jedoch, dass auf sein Angebot „wochenlang keine Reaktion“ gefolgt sei. Nachdem diese Zeitung berichtet habe, sei plötzlich Bewegung in die Sache gekommen.

Zweiter Lösungsansatz verlief im Sande

Los sei es mit einem Anruf von Manfred Poth gegangen, dem Allgemeinen Vertreter des Landrats. In dem Gespäch sei ihm mitgeteilt worden, dass für den 17. November ein Treffen im Euskirchener Kreishaus anberaumt worden sei. „Die haben mir eine große Bühne gegeben“, meint Birkenheuer. Denn neben Poth seien mit Kreiskämmerer Ingo Hessenius und der Dezernentin für Gesundheit, Bildung und Soziales, Birgit Wonneberger-Wrede, Hochkaräter am Start gewesen.

„Das Gespräch lief sehr gut“, meint der Reise-Experte: „Die Entscheider saßen an einem Tisch.“ Doch dann sei es kompliziert geworden. Die zentrale Frage sei gewesen, ob seine in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeiter beim Kreis eine bezahlte Nebentätigkeit übernehmen können. Das sei nicht möglich gewesen, hätten die Vertreter des Kreises laut Birkenheuer aus durchaus nachvollziehbaren Gründen gesagt.

Im Sande verlaufen sei der zweite Lösungsansatz einer Personalüberlassung, denn auch dafür hätten seine Mitarbeiter aus der Kurzarbeit ausscheiden müssen. Dennoch habe man in der Runde eine Lösung gefunden: „Wir sollten uns auf die vom Kreis ausgeschriebenen Stellen, die für sechs Monate befristet sind, zur Verstärkung des Gesundheitsamtes bewerben.“ Denn bei einer Anstellung seien die datenschutzrechtlich relevanten Dinge im Umgang mit den hochsensiblen Daten, die Covid-19-Infektionen mit sich bringen, gelöst gewesen, hätten die führenden Kreismitarbeiter ausgeführt.

Seit vier Wochen keine Rückmeldung

Dies bestätigt Kreissprecher Wolfgang Andres auf Anfrage. Es sei korrekt, dass dieses Gespräch stattgefunden habe. Richtig sei auch, dass in der Runde eine Bewerbung auf die vakanten Stellen vereinbart worden sei.

„Das haben wir dann in 24 Stunden erledigt“, so Birkenheuer. Beworben habe sich neben ihm selbst eine Mitarbeiterin. Am 21. November seien die beiden Bewerbungen im Euskirchener Kreishaus eingegangen, so der 48-Jährige: „Das ist jetzt schon fast vier Wochen her. Gehört haben wir seitdem nichts mehr vom Kreis Euskirchen.“ Es sei also alles erneut zurück auf Anfang gestellt worden, räumt Birkenheuer zerknirscht ein.

Er hat inzwischen schon den Eindruck gewonnen, „dass die sich nicht helfen lassen wollen“. Was er zudem überhaupt nicht versteht, ist, dass mit Menschen, die die Taskforce des Kreises unterstützen wollen, „derart umgesprungen wird“. Dabei dürfte doch das Gesundheitsamt wegen der steigenden Corona-Zahlen aktuell doch deutlich mehr zu tun haben als am 23. Oktober.

Hunderte Menschen bewarben sich auf die Stellen

Dem widerspricht Kreissprecher Andres: „Obwohl die Zahl der Neuinfizierten seit mehreren Wochen auf einem konstant hohen Niveau verharrt, kann das Pensum der Kontaktnachverfolgung aktuell bewältigt werden.“ Schließlich seien nahezu die gesamte Mannschaft des Gesundheitsamtes, weiteres Kreispersonal, acht Bedienstete der Bundes- und Landesverwaltung sowie zehn Bundeswehr-Angehörige im Einsatz. Damit sei man in puncto Kontaktpersonen-Nachverfolgung aktuell ausreichend besetzt. Initiativbewerbungen seien aber nach wie vor möglich.

Der Reise-Experte zieht frustriert einen Schlussstrich unter die unendliche Geschichte: „Für uns ist das Thema jetzt erledigt. Offenbar wollen die keine externe Hilfe.“

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Was Birkenheuer nicht weiß, ist, dass sich laut Andres weitere 248 Menschen für die neun Stellen in Sachen Kontaktpersonen-Management beworben haben. Andres: „Nach dem üblichen Auswahlverfahren wurden 30 Bewerberinnen und Bewerber zum Vorstellungsgespräch geladen. Neun von ihnen werden zum 1. Januar 2021 eingestellt.“

Birkenheuer und seine Mitarbeiterin sind folglich aus dem Rennen. Auf einen netten Brief des Kreises als Dank für ihr seit dem 23. Oktober währendes Hilfsangebot oder eine Absage auf ihre Bewerbung warten sie bislang vergeblich.

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