Städtische Gebühren steigenSterben wird in Euskirchen wieder teurer

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Symbolbild

Euskirchen – Zum siebten Mal in Serie erhöht die Stadt Euskirchen die Friedhofsgebühren. „Alle Jahre wieder“, lautete dazu eine – alles andere als fröhliche – Reaktion, als der Rat über die entsprechende Satzung beriet. Die Nutzung eines Wahlgrabes, um ein Beispiel zu nennen, schlägt dadurch 2022 mit 2905 Euro zu Buche. Das sind 110 Euro mehr als in diesem Jahr.

Nach der Kalkulation der Verwaltung sollte die Anhebung noch deutlicher ausfallen. Doch der Stadtrat schloss sich dem SPD-Antrag an, Geld aus dem allgemeinen Haushalt dem Friedhofssektor zuzuweisen, und zwar für die Grünflächenpflege, deren Kosten einen Teil der Gebühren ausmachen. Diese Methode gilt als gerechtfertigt, weil einige Friedhöfe mit ihrem parkähnlichen Charakter der Allgemeinheit zugutekommen.

Auf 200.000 Euro aufgestockt

2020 waren daher 70.000 Euro in den Friedhofsgebührenhaushalt geflossen, in diesem Jahr sind es 170.000 Euro. Nun wird der Betrag, bei einem Gesamtaufwand von knapp zwei Millionen, auf 200.000 Euro aufgestockt.

„Die SPD will die gute Politik der CDU fortsetzen – gerne“, kommentierte Unionssprecher Klaus Voussem den Vorstoß seines Amtskollegen Michael Höllmann, um daran zu erinnern, dass es seine Fraktion war, die diese Art von Subvention ursprünglich beantragt hatte.

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Eine weitere Aufstockung wird es nicht geben. 200.000 Euro seien „die Grenze dessen, was man machen kann“, sagte Kämmerer Klaus Schmitz. Er hatte die abermalige Gebührensteigerung unter anderem mit dem Anstieg der Personalkosten und der Verteuerung der Leistungen begründet, die die stadteigenen Technischen Dienste auf den Friedhöfen erbringen. Hinzu kommt, dass 70.000 Euro aus dem Fehlbetrag von 2019 in der Kalkulation berücksichtigt werden.

Voussem nannte die Gesamtentwicklung inakzeptabel: „So kann es schlicht und ergreifend nicht weitergehen.“ Änderungen soll nun eine schon vor zwei Jahren eingesetzte, aber durch Corona beeinträchtigte interfraktionelle Arbeitsgruppe herbeiführen. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Manfred van Bahlen sagte: „Vielleicht sollten wir über die Verringerung der Friedhofsflächen nachdenken.“

Mit Abstand Spitzenreiter in der Region

SPD-Sprecher Höllmann verwies auf einen Gebührenvergleich in der Region, wonach Euskirchen und zwei andere Kommunen mit großem Abstand Spitzenreiter seien. Er und Grünen-Sprecherin Dorothee Kroll regten an, sich über das System von Nachbarstädten zu informieren, die geringere Tarife verlangen, etwa Mechernich und Zülpich. Zähneknirschend segnete der Rat die neue Satzung schließlich mit großer Mehrheit ab. Nur Cuma Kaya (Linke) stimmte mit Nein.

Die neuen Tarife in Euskirchen

Friedhof*

Grabnutzung: Wahlgrab 2905 Euro (bisher 2795 Euro), Reihengrab 2270 Euro (bisher 2190), Urnenwahlgrab 2020 Euro (bisher 1945), Urnenreihengrab 1695 Euro (bisher 1635), Baumwahlgrab 2255 Euro (bisher 2175), Baumreihengrab 1940 Euro (bisher 1865), Streufeld 695 Euro (bisher 670).

Grabarbeiten: Erdbestattung 780 Euro (bisher 740 Euro), Urnenbeisetzung 305 Euro (bisher 290). Kosten für städtische Sarg- oder Urnenträger (falls gewünscht): bei Erdbestattung 470 Euro (bisher 450), bei Urnenbeisetzung 120 Euro (bisher 110).

Abräumgebühr: Grabstätte für Erdbestattung 350 Euro, Urnengrabstätte 125 Euro, Baumgrabstätte 15 Euro (alle unverändert). Tarife gelten für eine Grabstelle, die Umsatzsteuer kommt hinzu.

*ausgewählte Beispiele

Abfall*

Jahresgebühr: 80-Liter-Tonne 156,79 Euro (bisher 147,42), 120-Liter-Tonne 235,18 Euro (bisher 221,12), 240-Liter-Tonne 470,36 Euro (bisher 442,25). Die Gebühr deckt auch die Entsorgung von Biomüll, Altpapier, Sperrmüll und Sondermüll ab. Wer kompostiert und deshalb auf eine Biotonne verzichtet, erhält Rabatt. Ein-Personen-Haushalte zahlen ebenfalls weniger.

*ausgewählte Beispiele

Kanalbenutzung

Schmutzwasser: 2,24 Euro je Kubikmeter (bisher 2,23).

Niederschlagswasser: 0,82 Euro je Quadratmeter bebaute oder befestigte Fläche (bisher 0,78).

Straßenreinigung

Jahresgebühr je Meter Grundstücksseite: Anliegerstraße 1,41 Euro (bisher 1,44), innerörtliche Straße 1,54 Euro (bisher 1,57), überörtliche Straße 1,28 Euro (bisher 1,31), Fußgängerzone/Geschäftsstraße 7,75 Euro (bisher 9,44), Straße nur mit Winterwartung 0,23 Euro (unverändert). (ejb)

Bei den anderen Kommunalgebühren (siehe „Die neuen Tarife“) kommt es nicht zu großen Sprüngen, sieht man von der Müllentsorgung ab, die – bezogen auf das Volumen der Abfallbehälter – um gut 6,5 Prozent teurer wird. Die Gebühr klettert von 1,84 auf 1,96 Euro je Liter. Ausschlaggebend dafür, so die Kämmerei, seien gestiegene Personal-, Betriebs- und Sachkosten sowie eine Preiserhöhung der Entsorgungsfirma, die erste seit 2016.

Ein weiterer Grund sind die deutlich gewachsenen Müllmengen im Stadtgebiet: 100 Tonnen beim Hausmüll sowie jeweils 200 Tonnen bei Sperr- und bei Biomüll. Dorothee Kroll forderte eine Intensivierung der Abfallberatung: „Die beste Methode ist, Müll zu vermeiden.“

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