Gerontopsychiatrie im Kreis EuskirchenAngehörige fürchten, selbst krank auszufallen

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Monika Kronenberg leitet eine Angehörigengruppe.

Euskirchen – Monika Kronenberg ist Fachkraft für Gerontopsychiatrie und leitet die Beratungsstelle Demenz bei der Diakonie Euskirchen. Dazu gehört auch die Organisation einer Angehörigengruppe für Demenzerkrankte.

Die meisten kranken und alten Menschen werden zu Hause von Angehörigen gepflegt. Wird dies ausreichend gewürdigt?

Nein, meines Erachtens wird dies nicht ausreichend gewürdigt. Das lässt sich auch an den aktuellen Veränderungen der Leistungen der Pflegeversicherung ablesen. Es wurden zum 1. Januar 2022 lediglich die Leistungen der Pflegesachleistungen um fünf Prozent erhöht sowie die Leistung der Kurzzeitpflege, wo es sowieso keine ausreichenden Kapazitäten gibt. Die Pflegegeldleistungen, die ausgezahlt werden, wenn man die Pflege ohne professionelle Hilfe durchführt, wurden nicht erhöht.

Was sind die größten Herausforderungen für pflegende Angehörige?

Viele beklagen sich über die umständliche Bürokratie bei der Beantragung von Leistungen sowie deren geringe Flexibilität. Auch die Hürden für Angehörige, einen angemessenen Pflegegrad für ihre Pflegebedürftigen zu erhalten, können viele nicht nachvollziehen. Besonders seit Bestehen der Pandemie: Die meisten Einstufungen kommen lediglich über einen Telefonkontakt und einen zuvor ausgefüllten Bogen zustande. Das erscheint vielen unverständlich. Umso mehr, wenn sie dann das schriftliche Gutachten erhalten und feststellen, was dort ohne sogenannte Inaugenscheinnahme bewertet wurde.

Wie könnte man Betroffene im Kreis Euskirchen, aber auch darüber hinaus, besser unterstützen?

Eine große Sorge von pflegenden Angehörigen besteht darin, selbst zu erkranken oder eine Operation zu benötigen und dann auszufallen. Wie kann die Versorgung des Pflegebedürftigen dann sichergestellt werden? Besonders groß ist die Sorge bei Menschen, die keine weiteren Angehörigen mehr haben, die die Versorgung in einem solchen Fall übernehmen könnten. Kurzzeitpflegeplätze gibt es viel zu wenig, und sie stehen spontan kaum zur Verfügung.

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Auch Angehörige, die sich einer geplanten OP unterziehen müssen, beklagen, dass es kaum eine Möglichkeit gibt, parallel einen Kurzzeitpflegeplatz zu erhalten. Dies ist laut Pflegegesetz zwar möglich, aber bei konkreter Nachfrage in Heimen mit Kurzzeitpflegeplätzen erweist sich dann leider das Gegenteil. Dies gilt auch für die Inanspruchnahme einer Reha-Maßnahme für pflegende Angehörige.

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