Flut-ImmobilienWarnung vor dubiosen „Gutachtern" im Kreis Euskirchen

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Unseriöse Gutachter

Dubiose Gutachter versuchen offenbar, Flutimmobilien sehr günstig zu kaufen.

Kreis Euskirchen/Hellenthal – Nicht jeder, der in den Flutgebieten seine Hilfe anbietet, hat nur Gutes im Sinn. So warnt die Gemeinde Hellenthal aktuell vor dubiosen und mutmaßlich betrügerischen Gutachtern, die zuerst ein kostenloses Gutachten anbieten, aber nachfolgend ein Kaufangebot für das Haus abgeben, das weit unter Wert liegt.

„Das kann die Leute verunsichern, deshalb haben wir reagiert und den Fall bekannt gemacht“, so Wilfried Knips, Vertreter des Hellenthaler Bürgermeisters.

Die Info dazu stammt Steffi Pinz, die mit Petra Weinberger das Spendenlager in Hellenthal betreut. „Vorige Woche war ich bei Björn Balter in Losheim, der mir von einer derartigen Geschichte berichtete, die in Schleiden passiert sei“, erzählte sie.

Steffi Pinz: „Das Leid der Flutopfer wird ausgenutzt"

Diese Information habe sie im Hinterkopf gehabt, als ihr von dem Fall in Reifferscheid berichtet wurde. Zwei Männer haben dort einen Hausbesitzer angesprochen und ihm das Gutachten angeboten. „Doch sie haben ihm auch gleich gesagt, die Sanierung des Hauses sei viel zu viel Arbeit, es sei ölverseucht, deshalb würden sie ihm ein Kaufangebot machen.“ Nur 35.000 Euro hätten sie ihm geboten.

Pinz ist empört über das Vorkommnis, da offenbar das Leid der Flutopfer ausgenutzt werde: „Davor muss man die Menschen warnen, die es eh schon so schwer haben.“ Es gehe den Leuten, die von der Flutkatastrophe getroffen seien, sowieso schon schlecht, und dann würden solche Sachen hinzukommen. „Und wenn du einmal bei denen unterschrieben hast, kommst du da nicht mehr raus“, warnt sie.

Experten empfehlen umfassende Beratung für Flut-Immobilien

Mit dubiosen Gutachtern sind Stephan Reinders, Geschäftsführer der S-Finanz in Euskirchen, und Stefan Lippertz, Abteilungsleiter Immobilien der VR-Bank-Nordeifel, bislang nicht konfrontiert worden. Reinders berichtet davon, Gutachten gesehen zu haben, die zu hinterfragen gewesen seien, da sie handwerklich schlecht gewesen seien, da etwa falsche Berechnungen vorgenommen worden seien.

Zudem merkt er an, dass – unabhängig davon, ob es sich um eine Flut-Immobilie handelt oder nicht – ein Gutachten wegen der enorm hohen Nachfrage derzeit kaum den Marktwert widerspiegeln könne.

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Lippertz weiß von Privatleuten – möglicherweise mit handwerklichem Geschick –, die von Tür zu Tür gehen und versuchen, den Besitzern ihre Flut-Immobilien sehr günstig abzukaufen, um sie dann nach einer wenig soliden Sanierung weiterzuverkaufen. Er rät den Betroffenen, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, sich umfassend beraten zu lassen und mit lokalen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Von diesen sei – auch durch die regionale Verwurzelung – in der Regel der bestmögliche Rat zu erwarten.

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