Wildfreigehege HellenthalÄrger und Frust im Tierpark wegen Corona-Maßnahmen

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Die Tiere müssen weiter gefüttert werden, aber Karl Fischer und dem Wildfreigehege Hellenthal fehlen die Einnahmen.

Die Tiere müssen weiter gefüttert werden, aber Karl Fischer und dem Wildfreigehege Hellenthal fehlen die Einnahmen.

Hellenthal/Kommern – Der Ärger und der Frust bei den Tierparkbetreibern in der Region ist groß. Während Gehege und Wildparks wie etwa der in Daun direkt hinter der nicht weit entfernten Landesgrenze von Rheinland-Pfalz wieder ihre Pforten für Besucher öffnen dürfen, bleiben die Anlagen in Hellenthal und in Kommern weiter geschlossen. „Man fühlt sich einer Willkür ausgesetzt“, sagt Ute Niesters, die das Hellenthaler Wildfreigehege mit Karl Fischer betreibt.

Der Wald- und Wildpark Rolandseck bei Bonn gleich hinter der Landesgrenze wirbt damit, dass er ab Dienstag wieder geöffnet hat. „Der Spielplatz ist weiterhin gesperrt und auch die Grillplätze stehen aktuell nicht zur Verfügung“, ist auf der Internetseite zu lesen. Außerdem sollen Besucher die Maßnahmen im Rahmen des Kontaktverbots und den Mindestabstand von 1,50 Meter beachten und den Rundweg nur in Pfeilrichtung gehen. Damit soll vermieden werden, dass sich die Besucher während des Spaziergangs auf den Wegen begegnen.

Schrittweise öffnen

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) bereitet die Wiedereröffnung seiner Museen vor. Im Kreis Euskirchen sollen das Freilichtmuseum Kommern, die Römertherme Zülpich – Museum der Badekultur und das Industriemuseum in Kuchenheim schrittweise ab Montag, 4. Mai, wieder für Besucher öffnen.

„Die aktuellen Beschränkungen in unseren Kultur-Einrichtungen passen nicht zur Lebendigkeit, dem Austausch und der Begegnung, die wir üblicherweise erleben“, sagt Milena Karabaic, LVR-Dezernentin Kultur und Landschaftliche Kulturpflege: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass Kultur wieder positive Wirkung entfachen kann. Immer mit Blick auf die Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter.“ In den Museen werde an einem Maßnahmenkatalog gearbeitet, der die derzeitigen Schutz- und Hygienevorgaben berücksichtige, so Karabaic. (tom)

„Wir haben auf unserer Betriebsfläche von 65 Hektar viel Platz, um sich aus dem Weg zu gehen“, sind sich Niesters und Fischer einig. Das Streckennetz sei vier Kilometer lang und die Wege mindestens vier Meter breit „Die Menschen sollen nach draußen gehen und Sport machen. In unserem Gehege können sie sich aus dem Weg gehen, während sie sich etwa im Kölner Stadtwald drängeln“, sagt Ute Niesters. Sie habe schon vor vier Wochen die Kreisverwaltung Euskirchen angeschrieben: „Die verweisen in ihrer Antwort darauf, dass das Land die Regelungen vorschreibt, was ich auch verstehen kann. Aber ich kann nicht mehr nachvollziehen, warum jetzt Parks in Rheinland-Pfalz öffnen dürfen und wir nicht.“ Deshalb hat Niesters nach eigenen Angaben am Wochenende die Bundes- und Landtagsabgeordnete und andere Politiker aus der Region angeschrieben: „Der SPD-Landratskandidat Markus Ramers hat auch schon eine Rückmeldung gegeben und zugesichert, dass er die Regelung ebenfalls nicht nachvollziehen kann und dass er sich für unsere Belange einsetzen will“, berichtet die Mitinhaberin des Wildfreigeheges.

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Selbstverständlich sei man bereit, bei einer Öffnung sämtliche Hygienevorschriften zu erfüllen: „Der Spielplatz bleibt dann geschlossen und es gibt auch keine Flugshows und sonstige Vorführungen, bei denen sich die Besucher ballen.“ Man habe auch schon Spuckschutzscheiben und Desinfektionsmittel sowie Handschuhe gekauft. Letzteres sollen Besucher erhalten, die die Türe füttern wollen.

Schwere Sturmschäden

Das Wildfreigehege sei durch die schweren Sturmschäden im Februar ohnehin gebeutelt: „Wir sind jetzt noch dabei, umgestürzte Bäume aus den Hängen zu entfernen.“ Die „sehr bescheidene finanzielle Lage“ werde durch die Schließung wegen der Corona-Pandemie noch dramatischer.

„Man kennt seine Kontostände und auch in etwa die monatlichen Ausgaben und kann sich von daher ausrechnen, wie lange das noch gut geht“, sagt Niesters. Rund 100 000 Besucher kämen pro Jahr in das Wildfreigehege. Durch das fehlende Ostergeschäft seien von dem Jahreseinnahmen bereits etwa 30 Prozent weggebrochen: „Die Saison in der Eifel ist ohnehin kurz. Wir benötigen die Rücklagen, um über den Winter zu kommen.“

Alle zehn Mitarbeiter, darunter drei Teilzeitkräfte, arbeiten laut Niesters normal weiter: „Wir haben ohnehin eine dünne Personaldecke und brauchen deshalb auch jetzt alle Pfleger, um die Tiere zu versorgen.“ Zum Glück sei der Zuspruch bei der von ihr initiierten Spendenaktion sehr groß und auch der Jahreskartenverkauf werde gut angenommen: „Die Unterstützung durch unsere Dauergäste ist groß.“

Täglich bis zu 30 Anfragen

„Die Stimmung ist sehr schlecht. Dass wir im Gegensatz zu den Parks in Rheinland-Pfalz nicht öffnen dürfen, ist ungerecht“, meint auch Johannes Klinkhammer, Senior-Chef im Kommerner Hochwildpark Rheinland. Auf der Parkfläche von 80 Hektar könnten sich Besucher gut verteilen. Man habe deshalb mit der Stadt Mechernich gesprochen, und die habe ihre Unterstützung zugesagt. Jeden Tag gebe es bis zu 30 Anfragen, ob der Park geöffnet sei.

Die vier Mitarbeiter des Kassenbereichs seien in Kurzarbeit. „Die fünf Tierpfleger haben dagegen alle Hände voll zu tun: Weil der Regen fehlt und das Gras nicht wächst, müssen wir mehr füttern.“ Klinkhammer hofft, dass der Hochwildpark noch vor dem 1. Mai öffnen kann. „Langsam wird es brenzlig. Wir haben seit anderthalb Monaten keine Einnahmen.“

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