NaturschutzEifeltäler als neue Heimat für anspruchsvolle Falter

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Auf die Bedürfnisse des Goldenen Scheckenfalters zugeschnitten werden Bereiche der Sistig/Krekeler Heide. 

Kreis Euskirchen – Hoher Besuch im Naturschutzgebiet: Im Rahmen seiner Infotour „Wildes NRW“ besuchte Landesumweltminister Oliver Krischer (Grüne) das Projektgebiet des Naturschutzvorhabens „Helle Eifeltäler“, das im Rahmen des EU-Life-Programms umgesetzt wird. In der Sistig-Krekeler Heide zeigten Stefan Meisberger und Marietta Schmitz von der Biologischen Station die Gebiete, die in Zukunft Heimat des Goldenen Scheckenfalters sein sollen. Es ging in das Gebiet, das beim Vorgängerprojekt „Allianz für Borstgrasrasen“ entfichtet und entwickelt wurde.

Wenig artenreich zeigen sich die Grünflächen dem nicht sachkundigen Auge. Durch die dürrebedingte Futterknappheit haben die Landwirte laut Schmitz in diesem Jahr besonders niedrig gemäht. Doch im Sommer habe es auf diesen Flächen, die seit vielen Jahren extensiv bewirtschaftet werden, eine große Vielfalt an Pflanzen und Insekten gegeben.

Hohe Ansprüche des Scheckenfalters

„Es ist eines der ersten Gebiete, das auf die Bedürfnisse des Scheckenfalters zugeschnitten wird“, so Schmitz, die das Projekt leitet. Auch wenn Flächen extensiv bewirtschaftet werden, reicht das zuweilen nicht, um den Ansprüchen des Insektes gerecht zu werden.

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Über  das Eifeltäler-Projekt informierte Marietta Schmitz unter anderem NRW-Umweltminister Oliver Krischer (3.v.l.).  

Hauptnahrungspflanze des Goldenen Scheckenfalters, der Teufelsabyss, komme zwar mit der extensiven Bewirtschaftung gut zurecht, bei der die Wiesen nicht gedüngt und erst im Juli gemäht werden. Doch seine Raupen spinnen Gespinste, die bis in Kniehöhe reichen und bei der Mahd weggeschnitten werden. Die seien aber auch für die Überwinterung erforderlich.

Hohe Mahd wird mit den Landwirten besprochen

„Deshalb ist eine hohe Mahd nötig, oder es werden Altgrasstreifen stehengelassen“, so Meisberger. Das solle mit den Landwirten besprochen werden, die seit Jahren die Flächen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes bearbeiten.

Ab 25. September erster Infopunkt

Der Infopunkt

Mit einer Feier wird am Sonntag, 25. September, um 14 Uhr im Eifalia Schmetterlingsgarten in Ahrhütte der erste Infopunkt zum Naturschutzprojekt „Helle Eifeltäler“ eröffnet. Damit startet auch die Zusammenarbeit mit dem Schmetterlingsgarten, bei der der Goldene Scheckenfalter in Ahrhütte nachgezüchtet und vermehrt werden soll.

Das Projekt

Das Life-Projekt „Helle Eifeltäler“ ist bereits seit anderthalb Jahren im Gange. 5,4 Millionen Euro stehen über sieben Jahre zur Verfügung. Das Projektgebiet umfasst die Kommunen Hellenthal, Dahlem, Nettersheim, Blankenheim, Mechernich, Kall und Schleiden.  

Die Arten

Als Leuchtturmarten wurden zwei Schmetterlinge ausgewählt, der Blauschillernde Feuerfalter und der Goldene Scheckenfalter. Während der erste sich in die Höhengebiete von Hellenthal und Dahlem zurückgezogen hat und im Bestand stark gefährdet ist, gilt die Art des Scheckenfalters in unserer Region bereits als erloschen.

Die Populationen

Zehn Teilpopulationen des Blauschillernden Feuerfalters sollen vergrößert, zehn zusätzliche neu etabliert werden. Außerdem sollen zehn Ausbreitungskorridore geschaffen werden. In mindestens sieben miteinander vernetzten Natura-2000-Gebieten soll der Goldene Scheckenfalter wieder eingeführt werden. (sev)

Im Gänsemarsch gingen Krischer und die anderen Gäste auf dem für Besucher vorbereiteten Trampelpfad durch das Naturschutzgebiet. Darunter waren Prof. Dr. Wolfgang Schumacher als Vertreter der NRW-Stiftung, die eine Reihe von Flächen besitzt, die in das Projektgebiet fallen; Christoph Böltz als Leiter des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde, Vertreter der Grünen in Kall und des Nabu-Kreisverbands sowie MdL Klaus Voussem (CDU).

Minister Oliver Krischer freute sich über den Heimatbesuch

Es sei schön, in der Heimat zu sein, sagte Krischer: „Das ist mit Abstand der schönste Termin am heutigen Tag.“ Da er in Schleiden zur Schule gegangen sei, habe die Fahrt Jugenderinnerungen geweckt. In der Eifel gelinge es der Biostation, Natur und menschliches Leben zu vereinen.

„Der Artenrückgang und der damit verbundene Verlust an biologischer Vielfalt ist die zweite große ökologische Krise unserer Zeit“, so der Minister. Nur 34 Prozent der Falter in NRW seien ungefährdet, 13,6 Prozent vom Aussterben bedroht und 12 Prozent bereits ausgestorben.

5,4 Millionen Euro für siebenjähriges Projekt

Der Goldene Scheckenfalter ist aufgrund seiner Ansprüche an seinen Lebensraum aus der Eifel verschwunden. Doch er soll wieder angesiedelt werden. Mit viel Mühe ist es Marietta Schmitz gelungen, aus Aufzuchtprojekten in Belgien, Luxemburg und Rheinland-Pfalz die Zusage zu bekommen, Raupen der Art zu erhalten. In Aufzuchtstationen wie im Eifalia-Schmetterlingsgarten in Ahrhütte sollen die vermehrt und freigelassen werden.

Die 5,4 Millionen Euro, die in dem Projekt „Helle Eifeltäler“ auf sieben Jahre veranschlagt sind, dienen nicht ausschließlich den beiden Schmetterlingsarten Blauschillernder Feuerfalter und Goldener Scheckenfalter. „Von den Umbauten im Lebensraum profitieren viele andere Tiere“, so Meisberger. So brüteten in Altgrasstreifen, die nötig sind, um Scheckenfalter und Teufelsabyss zu fördern, auch gerne Braunkehlchen. Vorrangig gehe es darum, Lebensräume zu erhalten, weil die Wiederherstellung sehr teuer sei.

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