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Omas gegen RechtsVerunglückter Facebook-Post einer Aktivistin aus Kall löste Shitstorm aus

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Waltraud Forner an der Spitze einer Demonstration gegen Rechts in Euskirchen neben einem Transparent der Omas gegen Rechts. Sie hält ein Schild mit der Aufschrift „AfD im Bundestag beschäftigt mehr als 100 Rechtsextreme“ hoch.

Bei Demos gegen Rechts immer vorne dabei: „Oma Walli“, Waltraud Forner (l.) aus Kall.

Eine bekannte Aktivistin der Omas gegen Rechts im Kreis Euskirchen wünschte in einem missglückten Facebook-Post einem AfD-Kandidaten viel Erfolg bei der Wahl.

Sie gehört ohne Zweifel zu den rührigsten Aktivisten gegen Diskriminierung und Rassismus im Kreis Euskirchen und hat gleich mehrere Gruppen der Omas gegen Rechts mit initiiert: Waltraud Forner, besser bekannt als Oma Walli, die mit ihren Plakaten bei jeder Demo gegen Rechts vorneweg mitmarschiert und aus ihrer Meinung keinen Hehl macht. Mit einem großen Interview auf seiner Homepage würdigte auch der Kreis Euskirchen ihr Engagement für die Omas gegen Rechts.

Ihre private Facebook-Seite legt für diese Gesinnung Zeugnis ab – mit zahlreichen Posts und Reposts, die sich gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Kriegstreiberei, aber auch gegen die politischen Machenschaften der AfD wendet.

Nach dem Facebook-Post brach ein Shitstorm los

Im Laufe der vergangenen Woche stellte die 71-Jährige dann verschiedene Posts zu den einzelnen Bürgermeister-Kandidaten in Kall ein und wünschte ihnen der Reihe nach viel Erfolg. Dazu gehört auch Harry Deutsch, der Kandidat der Alternative für Deutschland. Und pikanterweise signierte sie diesen Post nicht nur mit Walli Forner, sondern auch mit Omas gegen Rechts Kall. Unter dem Foto des AfD-Kandidaten schrieb Forner: „Für diejenigen, die jetzt Schnappatmung kriegen sollten zur Erklärung: Die Omas gegen Rechts Kall stehen auch für Loyalität, Gerechtigkeit, Fairness und GEGEN Ausgrenzung!!!“

Bei Schnappatmung blieb es nicht. Was folgte, war ein gewaltiger Shitstorm. Und der ergoss sich eben nicht nur über Waltraud Forner, sondern auch über die Kaller Omas gegen Rechts. Denn deren Emblem hatte Forner als Profilbild ihrer Facebook-Seite genutzt, was bis dahin niemanden gestört hatte.

Die Posts mit den Kandidaten zwischenzeitlich gelöscht

In mehr als 270 Kommentaren unter dem AfD-Kandidaten-Post sammelt sich Unverständnis und Wut in allen Schattierungen. „Aber wenn ihr doch ,gegen Rechts' schon im Namen tragt und das quasi eure Kernaussage ist, ist das ein Schlag ins Gesicht für eure Sympathisanten, Wegbegleiter und Mitstreiter“, schreibt einer. Ein anderer: „So entzieht ihr euch selbst eure Glaubwürdigkeit.“

Zwischenzeitlich hat Waltraud Forner ihr Profilbild geändert und die Posts zu den einzelnen Kandidaten gelöscht.

Im Gespräch mit der Redaktion erläuterte sie die Hintergründe für ihren verunglückten Post: Dass sie mit „Omas gegen Rechts Kall“ unterschrieben habe, da habe sie einen Fehler gemacht. Es sei auch nicht so, dass sie dem AfD-Kandidaten wirklich Erfolg wünsche, auch wenn sie Deutsch schon von Kindesbeinen an kenne.

Deutliche Schwächen im Handling sozialer Netzwerke offenbart

Wer sie kenne, der wisse doch, dass sie seit vielen Jahren vehement gegen die AfD und deren Positionen kämpfe, wo immer sie könne. Und das weiterhin tun werde, um sich hier mit ihrer Familie wohlfühlen zu können. Die Ironie, die hinter ihrem „Wunsch“ an Deutsch gesteckt habe, sei aber von den Followern nicht verstanden worden.

Im Gespräch mit der Redaktion, für das sie sich Unterstützung aus dem familiären Umfeld mitgebracht hat, zeigt sich deutlich, dass sie sowohl technisch als auch inhaltlich deutliche Schwächen im Handling sozialer Netzwerke hat. Die Menge, aber auch die Härte der Reaktionen auf ihren Post hat sie tief getroffen.

Ihre Motivation war die Information der Mitbürger in Kall

Sie habe bewusst die Fotos aller Bürgermeisterkandidaten in Kall gezeigt, weil sie das Gefühl gehabt habe, dass viele Mitbürger in Kall gar nicht so richtig informiert seien. Nicht wüssten, wer da alles für wen antrete.

Die Omas gegen Rechts in Kall bedauern die ungewollte Aufregung. „Für viele sah es wohl so aus, als ob dieser Post von uns stammt und demnach die offizielle Meinung unserer Gruppe ist“, erklärt Ellen Trude, die betont, dass man mit Mitstreiterin Waltraud Forner im guten Austausch stehe und sich auf die durchgeführten Änderungen auf ihrer privaten Homepage geeinigt habe. Ellen Trude betont auch, wie wichtig Waltraud Forner in der Bewegung sei: „Sie hat die Omas gegen Rechts nach Kall geholt, und sie ist eine absolut verdiente Oma!“

Viele Omas gegen Rechts meldeten sich empört

Aus den Reihen der Aktivistinnen in Kall heißt es, Waltraud Forner habe auf ihrer privaten Facebook-Seite unglücklicherweise etwas gepostet, „bei dem sie wohl nicht bedacht hat, welch fatale Wirkung es hat“.

Zu denjenigen, die sich unter dem Post zum AfD-Kandidaten kritisch äußern, gehören auch andere Gruppierungen der Omas gegen Rechts, etwa aus Köln, Viersen, Recklinghausen und Schwäbisch Hall. Der Tenor dort ist einhellig. Und auch deshalb haben sich die Omas gegen Rechts in Kall für ein offizielles Statement auf ihrer Facebook-Seite entschieden. „Walli hat einen Fehler gemacht und die Folgen nicht abgesehen“, ist sich Ellen Trude von der Kaller Gruppe sicher: „Wir haben unsere Position in der Klarstellung deutlich gemacht.“

Und Walli Forner? Sie selbst stehe voll und ganz hinter dieser Positionierung der Omas gegen Rechts gegenüber der AfD, sagt sie.

Klarstellung der Omas gegen Rechts in Kall auf Facebook

Mit der nachfolgenden Erklärung in Facebook positionierten sich die Omas gegen Rechts in Kall: „Wir, die Omas gegen Rechts, Kall, distanzieren uns ausdrücklich von jeder Form der Unterstützung für den AfD-Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl.

Unsere Bewegung steht für Demokratie, Menschenrechte, Gerechtigkeit und gegen jede Form von Diskriminierung. Die AfD ist als gesichert rechtsextreme Partei eingestuft und vertritt Positionen, die im Widerspruch zu diesen Grundwerten stehen. Wer für diese Partei kandidiert, trägt Verantwortung für deren rechtsextreme und demokratiefeindliche Ausrichtung. Ablehnung ist in diesem Fall keine Ausgrenzung – sondern eine notwendige Haltung gegen Rechtsextremismus und für den Schutz unserer Demokratie.“