Musikerin aus Kall89-Jährige bringt erste CD raus

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Sind stolz auf ihr gemeinsames CD-Projekt: Hannelore Gasdorf und Uwe Reetz.

Sind stolz auf ihr gemeinsames CD-Projekt: Hannelore Gasdorf und Uwe Reetz.

Kall – „Ich bin eine sehr alte Frau, aber auch jenseits der 80 ist das Leben nicht vorbei“, sagt Hannelore Gasdorf mit einem Lächeln und liefert gleich den Beweis für ihre Aussage mit. Denn die Kallerin hat jetzt, mit 89 Jahren, ihre erste Musik-CD mit dem Titel „Licht am Horizont“ veröffentlicht. Darauf sind 15 Lieder, in denen sie über ihre Geburtsstadt Köln und ihre Wahlheimat Eifel singt, aber auch über aktuelle Themen wie die Fridays-for-Future-Bewegung, den Klimawandel oder das Coronavirus. Unterstützt wurde die rüstige Seniorin bei den Aufnahmen von dem Profimusiker, Kinderliedermacher und Produzent Uwe Reetz aus Kommern.

Gebürtige Kölnerin

Gasdorf ist in Köln geboren und aufgewachsen und hat dort als Fremdsprachensekretärin gearbeitet. „An den Wochenenden habe ich dann immer wieder meinen Bruder besucht, der Lehrer an der Höheren Handelsschule in Kall war“, erinnert sich die Seniorin. Im Jahr 1981 sei sie dann mit ihrem mittlerweile verstorbenen Bruder in ein Haus in Kall gezogen.

Bei einem Unfall habe sie sich dann 2002 einen Lendenwirbel gebrochen. „Doch weil der bei den Untersuchungen nicht entdeckt wurde, habe ich davon 14 Jahre lang nichts gewusst“, erzählt sie. Ihre Schmerzen und Gleichgewichtsstörungen seien auf Kreislaufprobleme zurückgeführt worden.

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Musik gegen die Depression

Erst bei einer erneuten Untersuchung 2016 sei der Bruch dann entdeckt worden. Einer Operation oder anderen Behandlungen wollte sie sich im fortgeschrittenen Alter aber nicht mehr unterziehen, obwohl ihr das Gehen immer schwerer fiel. Mittlerweile kommt sie fast gar nicht mehr aus dem Haus. „Deswegen hatte ich mit einer Depression zu kämpfen. Doch nach einiger Zeit sind mir dann Melodien durch den Kopf und ich habe angefangen zu singen“, berichtet Gasdorf. Danach habe es nicht mehr lange gedauert, bis auch noch Textstücke hinzugekommen und so ganze Lieder entstanden seien. Zuerst schrieb sie das Lied: „Das Wunder heißt Liebe“.

Einer der ersten Songs war auch „Dat Hätzje vum Rhing“, dass von seiner Melodie her an ein Karnevalslied erinnert. Es handelt von einem Mann, der nach zahlreichen Liebeleien sein Herz an ein Mädchen in Köln verliert. Ihren Nachbarn gefiel das Stück sehr gut und Gasdorf dachte darüber nach, es vielleicht auf einem Kolping- oder Seniorentag zum Besten zu geben. Doch da gab es noch ein Problem: „In dem Lied erzählt ja ein Mann, deshalb brauchte ich einen Sänger“, sagt die Kallerin.

Uwe Reetz: „Sehr ungewöhnlich“

Über eine Bekannte sei dann der Kontakt zu Uwe Reetz entstanden. „Ich konnte ihm bei seinem ersten Besuch ansehen, dass er skeptisch war. So eine alte Frau will Lieder singen, hat er gedacht“, erinnert sich die Kallerin. Reetz räumt ein: „Das war schon sehr ungewöhnlich, dass jemand in dem Alter noch Lieder schreiben will und nur mit Text und einer Melodie zu mir kommt.“

Doch mittlerweile sei die Zusammenarbeit für ihn zu einer Herzensangelegenheit geworden. „Hannelore singt die Lieder ohne Musik in ihr Handy und trifft dabei jeden Ton. Ich suche dann die passenden Akkorde und komponiere die Musik“, erklärt der Produzent. Schön sei gewesen, dass er ohne Zeitdruck habe arbeiten und seiner Kreativität freien Lauf lassen können. „Wenn die Musik dann fertig ist, baue ich in Hannelores Wohnung ein kleines mobiles Studio auf und nehme die Lieder auf.“ Cäcilia, wie Gasdorf mit zweitem Vornamen heißt, singt bis auf zwei alle Lieder selbst.

Außergewöhnliche Lieder

Die meisten Stücke sind nach Angaben von Reetz keine „0815-Lieder“: „Sie haben bis zu sieben Akkorde. Viele der gängigen Lieder, die man im Radio hört, haben oft nur vier.“ Gasdorf gibt das Lob gleich zurück: „Uwe hat mir Mut gemacht, denn ich hatte große Bedenken. Die Lieder stehen und fallen mit seiner grandiosen Musik.“

Manchmal, so erzählt Gasdorf, sei sie in der Nacht aufgewacht, weil sie plötzlich eine Textpassage im Kopf gehabt habe: „Die habe ich dann sofort aufgeschrieben.“ So seien beispielsweise auch Teile des Stücks „Wir feiern das Leben“ entstanden. Insgesamt haben die Seniorin und ihr Mitstreiter so in drei Jahren 15 Lieder aufgenommen, die jetzt auf der CD zu hören sind. 300 Exemplare davon wurden hergestellt, die zum Preis von 14 Euro bei den Buchhandlungen Schwinning in Mechernich und Pavlik in Kall sowie auf ihrer Internetseite erhältlich sind.

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„Dass wir die CD in den Händen halten, ist schon Erfolg genug“, betont Gasdorf und ergänzt: „Ich bin extrem stolz auf das, was wir geschaffen haben.“ Doch viel wichtiger sei für sie, dass sie dank der kreativen Arbeit ihre Depression überwunden und die Schmerzen vergessen habe. Den Erlös aus dem Verkauf der CD möchte die Sängerin an die Hilfsgruppe Eifel für tumor- und leukämiekranke Kinder spenden. Die Arbeiten für die nächste CD haben schon begonnen: „Acht weitere Stücke sind bereits fertig, am neunten bin ich dran.“

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