Neue GeschäftsstelleDie AOK ist von Schleiden nach Kall gewechselt

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In einen Neubau am Kaller Bahnhof ist die Krankenkasse AOK eingezogen, das Banner ist über dem Eingang im Erdgeschoss zu sehen. Vor dem Haus ist noch eine Baustelle.

Noch bestimmt die Baustelle vor dem Bahnhof Bild und Laufwege für die Kunden der neuen Geschäftsstelle. Das soll sich aber schon in wenigen Wochen ändern.

1000 Besucher wurden bereits in der neuen AOK-Geschäftsstelle an der Kaller Bahnhofstraße gezählt. Das Haus in Schleiden wird verkauft.

Neue Räume, neues Konzept und auch so manch neues Gesicht – nur das Logo der AOK, das dem Kunden hinter dem an eine Kaffeebar erinnernden Empfangstresen aus einem Blätterwald entgegenleuchtet, ist das altbekannte Erkennungszeichen der Krankenkasse. Auch wenn vor der Tür der Bahnhofsvorplatz in Kall noch immer eine Baustelle ist, nutzten deren Versicherte die neu geschaffene Anlaufstelle im Südkreis Euskirchen bereits rege, sagte Helmut Schneider, Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg, bei der offiziellen Schlüsselübergabe.

Damit ist die Geschäftsstelle von ihrer bisherigen, etwas versteckt liegenden Position neben dem Bauhof der Stadt Schleiden an der Poensgenstraße direkt in das Aufmerksamkeitszentrum ihrer Kunden gezogen. Gerne, so sagte Schneider, wäre er auch in Schleiden geblieben. „Doch in der Innenstadt waren keine Räume zu bekommen, die für uns geeignet waren“, sagte er.

Noch ist die Bahnhofstraße in Kall eine Baustelle

Seine neuen Nachbarn begrüßte Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser: „Nach vielen Jahren in Schleiden sind Sie nun an einem Standort mit viel Frequenz.“ Es sei wichtig für die Projektierer des Neubaus am Bahnhofsvorplatz gewesen, die Mietzusage der AOK zu bekommen. „In wenigen Wochen haben Sie auch draußen den Raum, den Sie sich versprechen“, sagte er mit Blick auf die Bauzäune vor der Tür.

Auf Augenhöhe mit den Kunden sprechen –   so das Motto des Konzeptes der Krankenkasse, das 2019 eingeführt wurde. „Nun haben wir Räume, in denen wir auch wahrnehmbar sind“, skizzierte Helmut Schneider den Vorteil des neuen Standortes. Unkomplizierte Dinge könnten direkt über Tablet am großen Gemeinschaftstisch im Erdgeschoss erledigt werden. Was eine eingehendere Analyse erfordert, kann aber auch in dem an eine Hotellounge erinnernden Bürobereich besprochen werden. Hier stünden auch abgeschlossene Räume für diskrete Beratungen zur Verfügung.

Drei Männer stehen vor einer mit grünen Pflanzen bewachsenen Wand. Zwei geben sich die Hand, einer hält einen großen Schlüssel mit dem Logo und Schriftzug der Krankenkasse AOK.

Den Schlüssel zur neuen Geschäftsstelle übergab Helmut Schneider (v.l.) an Helmut Berners, rechts Bürgermeister Hermann-Josef Esser.

Elf Mitarbeiter kümmern sich ab sofort um die Anliegen der Kundschaft. „Gerade junge Leute kommen gerne und wollen eine persönliche Beratung“, sagte er.

Die Bearbeitung komplizierter Sachverhalte wurde in Dienstleistungszentren ausgelagert, die von der neuen Geschäftsstelle direkt kontaktiert werden könnten. „Wir waren die Krankenkasse mit den meisten Geschäftsstellen vor Ort, und das sind wir nach der Umstellung mit 60 Geschäftsstellen auch weiterhin“, so Schneider.

Schon mehr als 1000 Besucher wurden gezählt

Im Kreis sei die AOK in Kall und Euskirchen präsent, sagte Schneider. „Wir begleiten auch schwerkranke Menschen und kümmern uns um Arzttermine, die wir mitunter deutlich früher bekommen als die Patienten“, erläuterte er einige der Serviceaktivitäten.

Vor drei Wochen sei der erste Besucher in der neuen Geschäftsstelle gewesen. Und nach zwei Wochen und drei Tagen sei bereits der 1000. gekommen, so Geschäftsstellenleiter Helmut Berners.

Über aktuelle Probleme in der Gesundheitspolitik referierte Schneider bei der Eröffnung. So sei NRW Vorreiter bei der Umgestaltung der Krankenhauslandschaft. Skeptisch sehe er die geplanten Geheimverträge, die der Bund mit Pharmaunternehmen aushandeln wolle, um die Versorgung mit Medikamenten sicherzustellen.

„Die Industrie hat ein Interesse an hohen Preisen“, stellte er klar. Allerdings orientierten sich andere europäische Länder an den Preisen, die in Deutschland gezahlt würden. Und seit Jahren sei die Pflegeversicherung unter Druck. Die sei aber als Teilversicherung konzipiert worden. „Die Leistungen waren kleiner, man ist bei ihrer Einführung nicht von so einer Dimension ausgegangen“, sagte er. Mittlerweile habe sich ein Dickicht von Regelungen entwickelt, bei dem kein Mensch mehr durchblicke.


Historie der AOK im Kreis Euskirchen

Bis 1978 gab es eine eigenständige AOK Schleiden, die dann mit der AOK Euskirchen fusionierte. Durch starke Unterschiede bei den Beitragszahlungen kam es 1994 zur Gründung der AOK Rheinland. „In Köln lag der Beitragssatz bei 12,5 Prozent, in Euskirchen aber bei 17,4 Prozent, denn unter den Versicherten war jemand, der im Jahr mehrere Millionen Mark gekostet hat“, schilderte Helmut Schneider, Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg, die Gründungsgeschichte.

Die Immobilie in Schleiden, in der auch sechs Mieter und eine Arztpraxis seien, soll laut AOK verkauft werden. 20.000 Versicherte werden laut AOK von der Geschäftsstelle in Kall betreut, 600 Arbeitgeber, Ärzte und ein Krankenhaus, so Geschäftsstellenleiter Helmut Berners. Allerdings könnten natürlich alle Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg in der Kaller Geschäftsstelle ihre Angelegenheiten erledigen.  

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