Foto des Jahres 2018Weilerswister gewinnt mit „Lucky Punch“

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Norbert Liebertz hat schon einige Preise im Fotowettbewerb abgeräumt. Doch diesmal gelang ihm mit dem ersten Platz der große Wurf.

Kreis Euskirchen – Die 20 Amateur-Fotografen, denen die Jury im Fotowettbewerb Preise zugesprochen hatte, haben nicht nur tolle Bilder geschossen. Sie wussten auch unterhaltsame und spannende Geschichten zu erzählen.

Wer mit der Kamera im Gepäck die Welt bereist, kann durchaus Sachen erleben, von denen andere höchstens zu träumen wagen. Das trifft auf die Globetrotterin Anneliese Heymann in besonderem Maße zu. Sie lernte 1994 nicht nur einen waschechten König kennen, er machte ihr sogar einen Heiratsantrag.

Gefühlskino aus Palast und Antrag

Die Euskirchenerin war sieben Monate lang mutterseelenallein in Afrika unterwegs. Auf Vermittlung eines Freundes traf sie im Norden Kameruns den „Fon of Mankon“. Der Stammeskönig und sein Hofstaat waren bestens aufgelegt. „Sie tranken traditionelles Bier aus Schalen. Ich bekam als Einzige Flaschenbier“, berichtete die heute 77-Jährige. Kein Wunder, dass der King von Schluck zu Schluck immer lockerer wurde.

Es sollte zum großen Gefühlskino werden. „Er hat mir zunächst seinen Palast und seine Häuser gezeigt. Dann hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte. Doch ich hatte keine Lust, die 13. oder 14. Königin des ,Fon of Mankon’ im Grasland von Kamerun zu werden“, merkte Heymann schmunzelnd an.

Motive vor der Haustür

Der Korb, den sie dem König gab, hatte durchaus positive Seiten. Denn andernfalls wäre sie 2014 nicht ins Hochland von Äthiopien gereist und hätte auch nicht mit ihrem Bild einer Schulklasse den sechsten Platz beim Leserwettbewerb „Foto des Jahres“ gemacht. Die Preisverleihung im Kuchenheimer e-regio-Kundencenter dürfte auch allemal spannender gewesen sein als der tägliche Blick auf die afrikanischen Grashalme.

Um einen Preis im Rahmen der von der Kölnischen Rundschau und dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit dem Energiedienstleister e-regio veranstalteten Event zu bekommen, muss man nicht zwingend in exotische Länder reisen. Es gibt auch viele schöne Motive vor der Haustür, wie die Moderatoren Ramona Hammes und Christoph Heup erfuhren.

Geduld und Tarnung bescheren 10. Platz

Doch auch in heimischen Gefilden kann es durchaus hilfreich sein, einen Matchplan zu haben. „Man muss warten, warten, warten“, meinte etwa Benedikt Pütz. Wer den Keldenicher, der an der Urft mit seiner Kamera auf der Lauer gelegen hatte, mit seinem seltsamen Outfit gesehen hätte, wäre unter Umständen in Ohnmacht gefallen. In seinem Tarnanzug hätte er durchaus als Söldner durchgehen können.

Die Kombination aus Geduld und Tarnung ermöglichten es ihm indes, ein Eisvogel-Männchen mit einem gefangenen Fisch im Schnabel abzulichten. Dieser Volltreffer bescherte ihm den zehnten Platz.

Kubanische Unterwäsche-Freuden

Wunderschön sind nicht nur viele der eingereichten Fotos, sondern auch die entsprechenden Überschriften. Das „Unterhosen-Duett“ ist mitnichten eine Oper, sondern ein Schnappschuss, den Franziska Weyer in Havanna machte. Die an einem Haus zum Trocknen angebrachte Unterwäsche bezeichnete die Oberreifferscheiderin als Ausdruck der kubanischen Lebensfreude.

Richtig nett ist auch die „schicksalhafte Begegnung“, die Margret Goßrau ablichtete. Diese endete für den Fisch allerdings fatal: Die Silbermöwe verspeiste ihn. Manche Fotografen hatten ganz klare Anweisungen erhalten. So etwa Carmelo Di Bernardo: „Meine Frau hat mich geschickt, Schwäne zu knipsen.“ Dass der Kirchheimer allerdings mit einem Paar, das auf einer Bank an der Steinbachtalsperre saß, zurückkehrte, sollte sich als Glücksfall erweisen und ihm den 13. Platz bescheren: „Als ich die beiden sah, hat es mich gepackt.“ Seine Tochter hatte es schon immer gewusst. „Papa, du hast das Auge“, hatte sie zu ihm gesagt.

Ein Wettbewerb „voller Energie“

Als schönes Event bezeichnete Christian Metze, Geschäftsführer der e-regio, den Fotowettbewerb: „Da machen wir gerne mit. Er steckt voller Energie.“ Der Energiedienstleister ist im dritten Jahr in Folge mit von der Partie.

Eine Konstante für die Tageszeitungen im Kreis Euskirchen ist nach Angaben von Hermann Steveker, Geschäftsführer der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft, der Leserwettbewerb. Besonders erfreut ist er über die hohe Qualität der 476 eingesandten Bilder. Die Faszination für die Fotografie sei das verbindende Element für die Teilnehmer.

„Fotos sind wichtig für die Zeitung“, betonte Rudolf Kreitz. Eine Zeitungsseite nur mit Text ist für den stellvertretenden Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“ unvorstellbar. Viele der eingereichten Leser-Fotos, etwa die Schnappschüsse, wären auch durchaus etwas für die Ausgaben.

Die Jugend spielte in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle im Fotowettbewerb. Die 16-jährige Jule A. Kluß landete mit dem ersten Foto-Shooting, das sie mit ihrer besten Freundin als Tanz-Model machte, gleich auf dem zweiten Platz. Valentina Wolke bezeichnete das als „interessante Erfahrung“, aber: „Jule hat mich gezwungen, 15 Minuten im Spagat zu sitzen.“ Inzwischen findet auch sie, dass sich dieser Einsatz gelohnt hat.

Das „Foto des Jahres“ schoss Norbert Liebertz, der damit im Familien-Duell seine Frau Tanja (Platz 15) klar hinter sich ließ. Er bezeichnete sein Siegerfoto bescheiden als „Lucky Punch“.

Er wollte ins New Yorker Rockefeller Center. Da er noch zwei Stunden Zeit hatte, ging er in den Untergrund. An der U-Bahn sah der Weilerswister eine Band, „die nicht nur toll spielte, sondern auch toll aussah“. Er reichte einen Schwarz-Weiß-Abzug ein: „Bilder ohne Farbe haben eine stärkere Aussagekraft.“ Liebertz ist es ganz wichtig, die Jugend für die Fotografie zu begeistern. Daher schlug er vor, im Rahmen des Fotowettbewerbs einen Förderpreis für den Nachwuchs aus der Taufe zu heben.

Hassan Solh wird emotional

Was wäre eine Siegerehrung ohne Emotionen. Dafür war ein Mann verantwortlich, der noch nicht ganz so gut Deutsch spricht, aber ein ganz großes Herz hat. Hassan Solh hatte in seiner libanesischen Heimat ein syrisches Mädchen fotografiert. Dort leben 1,5 Millionen Flüchtlinge in bitterer Armut, die auf die Hilfe der Libanesen angewiesen sind.

Seine Familie, so berichtete der Kalenberger, unterstütze jeden Tag sieben Kinder mit Taschengeld, damit sie die Schule besuchen könnten. Um dem verschärften Datenschutzgesetz Rechnung zu tragen, hatte er sogar die Einverständniserklärung zur Veröffentlichung des Fotos vom Vater des Mädchens und vom Bürgermeister von Baalbeck beigebracht.

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Mit dem Preisgeld geht es nach Schottland

„Ich werde mich nicht auf meinem Erfolg ausruhen. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Fotowettbewerb“, sagte Jule A. Kluß. Zwar habe sie noch keinen blassen Schimmer, was sie für Motive einreichen werde, aber da werde ihr schon etwas einfallen, sagte die Stotzheimerin. Doch was macht eine 16-Jährige, die gerade den zweiten Platz beim Fotowettbewerb von Kölnischer Rundschau und „Kölner Stadt-Anzeiger“ abgeräumt hat, mit dem Preisgeld?

„Valentina und ich werden gemeinsam nach Schottland fliegen. Da werden wir vielleicht auch viele schöne Bilder machen können“, erklärte Kluß. Valentina? Das ist die Freundin der Preisträgerin, die entscheidenden Anteil an der Platzierung hat. Die Schülerin, die seit ihrem fünften Lebensjahr Ballett tanzt, posierte in der alten Turnhalle in Euenheim für die Nachwuchsfotografin. „Ich freue mich total auf Edinburgh. Das wird sicherlich schön“, sagte Valentina Wolke.

Freude über 13. Platz

Carmelo Di Bernardo verpasste zwar ganz knapp den Moment, den er unbedingt festhalten wollte, doch die Freude über den 13. Platz überwog das Sekundenpech. „Wenige Sekunden, bevor ich abdrücken konnte, hatten sich die beiden noch berührt. Als ich die Kamera endlich griffbereit hatte, saß das Paar nur noch da“, erinnerte sich der Gärtner, der sich künftig noch mehr mit der Technik seiner Digitalkamera auseinandersetzen möchte.

Wie sich das ältere Ehepaar an der Steinbachtalsperre kurz berührt hatte, führte Di Bernardo während der Preisverleihung im Kundencenter des Euskirchener Energiedienstleisters e-regio mithilfe von Moderator Christoph Heup vor.

Fachsimpelei unter Naturfotografen

Die Naturfotografen Benedikt Pütz und Georg Weiland fachsimpelten nach der Preisverleihung. Es ging um Objektive, die besten Orte zum Fotografieren in der Eifel, Eisvögel und Schmetterlinge.

Der Keldenicher Pütz hatte sich stundenlang für einen Eisvogel auf die Lauer gelegt, der Hellenthaler Weiland verbringt mehrere Stunden pro Woche im Schmetterlingshaus Eifalia in Ahrhütte. (tom)

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