OstergottesdiensteKirchen im Kreis Euskirchen gehen unterschiedliche Wege

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Die Corona-Pandemie drückt auch diesem Osterfest ihren Stempel auf.

Die Corona-Pandemie drückt auch diesem Osterfest ihren Stempel auf.

Kreis Euskirchen – Kreisdechant Guido Zimmermann hat unfromme Ausprägungen beim SARS-CoV-2-Virus entdeckt. „Das Coronavirus scheint nicht hochfestfreundlich zu sein“, mutmaßt er. Regelmäßig dann, wenn es auf wichtige kirchliche Feste wie Weihnachten oder Ostern zugehe, steige die Inzidenz.

Und so stellt sich die Frage, ob Gottesdienste durchgeführt werden oder nicht. Grundsätzlich, so haben die Bistümer mitgeteilt, dürften die katholischen Gemeinden nun das Osterfest feiern – allerdings unter den geltenden Hygiene- und Abstandsregeln. In der Evangelischen Kirche entscheiden die einzelnen Gemeindepresbyterien vor Ort.

Ein uneinheitliches Bild

Dem Kreis Euskirchen beschert das ein uneinheitliches Bild. Während in den katholischen Kirchen die gewohnten Messfeiern angeboten werden, wenn auch immer noch in angepasster Weise, haben sich die meisten der evangelischen Gemeinden dazu entschlossen, auf Präsenzveranstaltungen zu verzichten und stattdessen Online-Gottesdienste anzubieten.

„Die Karwoche ist das höchste christliche Fest überhaupt. In dieser Zeit keinen Gottesdienst zu feiern, ist unvorstellbar“, sagt Regionalvikar Philipp Cuck, Pfarrer der GdG Schleiden-Hellenthal. Am Mittwoch vor einer Woche hätten die Pfarrer der Gemeinden im Südkreis, die zum Bistum Aachen gehören, in Dahlem zusammengesessen und sich einstimmig für Gottesdienste ausgesprochen, sagt Cuck.

Coronaregeln werden eingehalten

Natürlich würden die Coronaregeln eingehalten, sagt er. Das bedeutet: Anmeldungen, Kontaktverfolgung, begrenzte Anzahl von Sitzplätzen und kein Gesang. Für den Ordnungsdienst sorgten die Kirchenvorstände, so Cuck. Bislang habe noch kein Pfarrer aus Sorge vor einer Ansteckung darum gebeten, im Gottesdienstplan ausgelassen zu werden.

„Ich habe bei beiden großen christlichen Kirchen nicht mitbekommen, dass es eine Ansteckung im Gottesdienst gegeben hat“, sagt auch Zimmermann. Sehr strenge Konzepte und Abstandsregelungen machten dies möglich. Obwohl: „Richtig österliche Freude kommt noch nicht auf“, sagt er. Ohne Gesang, ohne die Osterlieder, die „Kirchenschlager“, wie er sie nennt, werde es kein normales Osterfest sein. „Immer schwingt die Angst mit“, sagt er.

Gegen Präsenzgottesdienst

Auch Erik Pühringer, Pfarrer in Mechernich, sieht die Abwägung. „Der Weihbischof Karl Borsch hat gesagt, Firmen bei ihm sei ungefährlicher als Einkaufen bei Edeka“, zitiert er. Doch er hat sich, ähnlich wie zu Weihnachten, eine Grenze gesetzt. „Der Richtwert bei der Inzidenz ist 200, dann gibt es keinen Gottesdienst“, macht er deutlich. Dazu sei er zu oft bei Coronaerkrankten auf der Intensivstation gewesen, um die Krankheit auf die leichte Schulter zu nehmen. Doch auch er vermisse den Gesang. „Eine Osternacht ohne Lieder, das ist nicht das Wahre“, sagt er.

Für Pfarrer Oliver Joswig ist dies einer der Gründe, die gegen Präsenzgottesdienste sprechen. „Es fühlt sich falsch an, nicht singen zu können. Das macht es für mich schwierig mitzufeiern“, sagt der Hellenthaler. Die Trinitatiskirchengemeinde Schleidener Tal zählt zu den Pionieren der Online-Gottesdienste. Bereits am Donnerstag nach dem ersten Lockdown vor einem Jahr wurde aus dem Gemeindehaus in Hellenthal der erste Gottesdienst gestreamt.

Viele Zuschauerinnen und Zuschauer

Jede Woche seien um die 50 Zuschauer im Internet. Sie beteiligten sich und kommentierten Predigten. „Natürlich gibt es Leute, die gar kein Internet haben“, gibt er zu bedenken. Doch genauso gebe es viele Menschen, die zur Zeit Angst hätten, in die Kirchen zu kommen. Angesichts der steigenden Inzidenzzahlen habe sich das Presbyterium dafür entschieden, den eigentlich geplanten Open-Air-Gottesdienst in Schleiden wie schon zu Weihnachten abzusagen. „Insgesamt hatte es sich für uns falsch angefühlt“, so Joswig.

Ab Mai, so hoffe er, seien wieder Präsenzgottesdienste möglich. „Wir müssen gucken, wie wir einen Restart hinkriegen“, sagt er. Seine Konfirmanden habe er gerade einmal an vier Terminen in der Kirche von Weitem gesehen. Vor dem Termin der Konfirmation im August hoffe er, noch eine gemeinsame Freizeit veranstalten zu können.

Hygienekonzepte und Maskenpflicht

Anders sieht es in Bad Münstereifel aus. Als einzige evangelische Gemeinde im Kreis werden in der evangelischen Kirche an der Langenhecke Präsenzgottesdienste angeboten. „Wir haben ein hervorragendes Hygienekonzept mit Maskenpflicht und Abstandsregelung und haben gesagt, dass wir es unter diesen Bedingungen verantworten können, Gottesdienste zu veranstalten“, sagt Presbyter Thomas Willems. Pfarrerin Judith Weichsel ergänzt: „Ich freue mich auf die Gottesdienste.“ Gerade jetzt sei Ostern hochaktuell: „Trotzdem können wir weiterfeiern.“ Die Pandemie werde nicht verleugnet, aber man könne sich besinnen, dass es noch etwas anderes gebe als Corona.

Regionalvikar Cuck sieht in den aktuellen Regeln bei Präsenzgottesdiensten auch Vorteile. „Ich stehe anders vor der Corona-Gemeinde, spüre ein anderes Miteinander“, sagt er. Die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher hätten sich bewusst dafür entschieden, in die Kirche zu kommen. Dadurch seien auch mehr jüngere Leute gekommen. In der Regel seien die Messfeiern immer gut besucht gewesen, sagt er.

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„Am meisten aber vermisse ich meine Doppelkopfrunde“, verrät Cuck lachend. Auch in Gesellschaft wieder essen zu gehen, darauf würde er sich freuen. Für seinen Amtsbruder Zimmermann gibt es ein österliches Moment: „Die Leute brauchen Hoffnung. Es ist alles Grau in Grau, kein Ziel, kein Urlaub“, hat er beobachtet. Deshalb sei seine Maxime: „Wir lassen uns die Hoffnung nicht nehmen, es ist ja Ostern.“

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