Ein spannender Job380.000-Volt-Leitungen der Eifel werden per Hubschrauber kontrolliert

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Das Bild zeigt einen Blick aus einem Hubschrauber auf eine 380-kV-Stromleitung bei Kalenberg.

Arbeitsplatz mit Aussicht auf Kalenberg und den Bleiberg: Vom Hubschrauber aus kontrollieren die Mitarbeiter des Übertragungsnetzbetreibers Amprion den Zustand der Masten und der Leiterseile der 380 000-Volt-Leitung.

Einen Arbeitsplatz mit Aussicht haben die Amprion-Mitarbeiter, wenn sie vom Hubschrauber aus die Höchstspannungsleitungen kontrollieren.

„Einmal im Jahr kontrollieren wir die Leiterseile und die Masten der 380-kV-Höchstspannungsleitung, die auch durch den Kreis Euskirchen führt“, sagt Max Storz vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion. Das Unternehmen mit Sitz in Dortmund setzt für die Kontrolle einen Hubschrauber ein, der in diesen Tagen die Trasse abgeflogen hat.

Stromleitungen gehören zur kritischen Infrastruktur. Deswegen ist es wichtig, dass sie sich in gutem Zustand befinden, damit alles wie gewünscht funktioniert. „Falls es im Winter zu angespannten Versorgungssituationen kommen sollte, ist es umso wichtiger, dass das Stromnetz technisch fehlerfrei arbeitet“, erklärt die Firma Amprion, die das Höchstspannungsnetz im westlichen Deutschland von der Nordsee bis hin zu den Alpen betreibt: „Deshalb wollen wir als Übertragungsnetzbetreiber Schäden an Freileitungen frühzeitig erkennen und beheben.“

Der Hubschrauber fliegt bis auf fünf Meter an die Stromleitung heran

Pilot Ralf Greulich geht hochkonzentriert zur Sache, denn damit die beiden Amprion-Mitarbeiter an Bord eine Sichtkontrolle durchführen können, muss er seinen Hubschrauber vom Typ Jet-Ranger 206 bis auf fünf Meter an die Stromleitung heranbringen. „Wenn es zu stürmisch ist oder regnet, können wir nicht fliegen. Aber heute sind die Bedingungen gut“, erklärt der Pilot, der eine Berufserfahrung von mehr als 25 Jahren besitzt, bei einer Pause auf einem Acker in der Nähe von Soller in der Gemeinde Vettweiß.

Die Grafik zeigt den Verlauf der 380.000-Volt-Leitung durch den Kreis Euskirchen.

Die Grafik zeigt den Verlauf der 380.000-Volt-Leitung durch den Kreis Euskirchen.

Von dort geht es für das Team weiter in Richtung Süden, immer entlang der Trasse, die von Vlatten kommend bei Mechernich-Berg das Kreisgebiet erreicht. Vorbei am Bleiberg führt die Trasse über Scheven, Nettersheim und Schmidtheim nach Dahlem, um dann südlich von Kronenburg den Kreis Euskirchen nach Rheinland-Pfalz zu verlassen. „Wir sind zuständig bis Dahlem, danach übernehmen die Kollegen aus der Pfalz“, berichtet Max Storz.

Das Bild zeigt zwei Männer vor einem Hubschrauber, der auf einer Wiese steht.

25 Jahre Berufserfahrung hat Pilot Ralf Greulich (l.), der das Team um Max Storz bis auf fünf Meter an Leitung und Masten heranfliegt.

Zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter ist Storz für die Kontrolle zuständig. „So ein Leiterseil hat eine Lebensdauer von 30 bis 60 Jahren. Es kann aber vorkommen, dass vorher schon Schäden entstehen“, berichtet er. Aus der Luft sind viele Schäden leichter erkennbar als vom Boden. Es geht vor allem um Seilschäden: „Manchmal fransen die Leiterseile regelrecht aus, wodurch die Leitfähigkeit leidet. Wir dokumentieren solche Schäden, damit sie dann im Anschluss frühzeitig repariert werden können“, erklärt Storz.

Für die Schönheit der Eifel hat die Hubschrauber-Crew keine Zeit

Auch die im Schnitt etwa 40 Meter hohen Masten werden vom Hubschrauber aus einer Sichtkontrolle unterzogen. „Vögel bauen da manchmal ihre Nester. Außerdem schauen wir, ob die Isolatoren und die Bündelhalter, die für den Abstand der einzelnen Leiterseile notwendig sind, noch in Ordnung sind“, so Storz weiter.

Ein Hubschrauber fliegt nah am Mast einer Stromleitung vorbei. Links neben dem Strommast ist eine Windkraftanlage zu sehen.

Bis zu 100 Kilometer Trasse werden pro Tag vom Hubschrauber aus kontrolliert.

Für die landschaftlichen Schönheiten hat die Hubschrauber-Besatzung während des Überflugs nur wenig Zeit: „Wir fliegen die Trasse mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometern pro Stunde ab, da muss man schon hochkonzentriert bleiben und den Hubschrauber möglichst ruhig an der Trasse vorbeifliegen“, so der Pilot. Rund 100 Kilometer schafft das Team an einem Tag.

„Ein solches Pensum ist nur mit dem Hubschrauber möglich – der Einsatz von Drohnen kommt für uns bei dieser Arbeit nur selten infrage“, erläutert Amprion-Mitarbeiter Lucian Grümer: „Diese Inspektionen ergänzen visuelle Kontrollen vom Boden aus, bei denen es insbesondere um Schäden am Mast, etwa verbogene Maststreben oder defekte Fundamente geht.“ Ein weiterer Vorteil der Befliegungen: Der Netzbetreiber erhält rasch einen Überblick über viele tausend Leitungskilometer des Höchstspannungsnetzes.


Strom mit Höchstspannung

Die Amprion GmbH mit Sitz in Dortmund ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland. Amprion ist zuständig für ein insgesamt 11.000 Kilometer langes Höchstspannungsnetz im Westen Deutschlands. Die Firma wurde 2009 als 100-prozentige Tochter des RWE-Konzerns gegründet. Die 380.000-Volt-Leitung, die auch durch den Kreis Euskirchen führt, verläuft von der Umspannanlage Oberzier bei Düren nach Niederstedem bei Bitburg. Die Trasse wurde zwischen 1960 und 1976 erreichtet.

Über große Entfernungen wird der Strom mit hohen Spannungen transportiert: Hohe Spannungen sind für die Übertragung elektrischer Energie günstiger als niedrige, weil bei hohen Spannungen weniger Energie durch Leiterwiderstände verloren geht. Bei Freileitungen werden so genannte Seile als elektrische Leiter verwendet. Da Seile – anders als Kabel – nicht von einer isolierenden Schicht umgeben sind, hängen sie außerhalb der Reichweite von Personen einzeln an hohen Masten. Hoch- und Höchstspannungsleitungen sind in Deutschland überwiegend als Freileitungen ausgeführt. (thw)

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