Debatte um BaugebietJetzt soll Blens einen Grünfinger bekommen

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Zahlreiche Menschen stehen bei einer Bürgerversammlung in Heimbach-Blens auf einer Wiese, im Hintergrund ist die Kirche zu sehen.

Rund 100 Teilnehmer waren 2021 zu einer Bürgerversammlung auf den Platz an der Kapelle gekommen, um über das neue Wohngebiet in Blens zu diskutieren.

Ein Neubaugebiet in Heimbach-Blens sorgt seit Jahren für Diskussionen. Nun ist ein Entwurf verabschiedet worden.

Jetzt soll es der „Grünfinger“ werden. So benannte das Büro von Städteplaner Peter Jahnen die Konzeptvariante zu einer Gestaltung des geplanten Neubaugebietes in Blens, die in den internen Ausarbeitungen den Vorzug vor allen anderen Möglichkeiten erhalten hatte. Bei einer Bürgerversammlung in Blens und zwei Wochen später während einer Sitzung der Heimbacher Stadtvertretung wurde der Entwurf vorgestellt und im Rat einstimmig verabschiedet.

Ruhig war es geworden, nachdem es in den Vorjahren umso erbittertere Auseinandersetzungen um das Neubaugebiet in Blens gab. Eine Bürgerversammlung, die in Corona-Zeiten unter freiem Himmel stattfand, stand durch die ablehnende Stimmung, die den damaligen Planern entgegenschlug, kurz vor dem Abbruch. Ein Bürgerbegehren gegen den Aufstellungsbeschluss der Stadtvertretung scheiterte.

80.000 Quadratmeter sollen in Heimbach-Blens bebaut werden

Zur Debatte stehen rund 80.000 Quadratmeter Ackerland am Rand des Heimbacher Stadtteils, für die im Jahr 1972 ein Bebauungsplan erlassen worden war. Vor drei Jahren erwarben zwei Investoren das potenzielle Baugebiet und machten sich prompt daran, die mögliche Bebauung in Gang zu bringen. Problematisch war dabei, dass die Fläche eigentlich als Sonderbaufläche für Ferienhäuser geplant war. Doch für die Stadt und die neuen Eigentümer war klar: Hier sollten keine Zweitwohnsitze entstehen, sondern ein allgemeines Baugebiet für Neu-Heimbacher.

Doch in Blens regte sich prompt Widerstand gegen das Baugebiet. Denn dass sich die Einwohnerzahl des 300-Seelen-Dörfchens binnen weniger Monate so eben mal verdoppeln könnte, schien nicht ausgeschlossen. Auch wurde die geplante Zuwegung infrage gestellt, da diese über private, nicht zum Verkauf stehende Grundstücke gehen könnte. Gegen einen Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan legte 2021 die „Dorfinitiative: Für ein lebenswertes Blens mit Zukunft“ ein Bürgerbegehren vor. Dieses wurde jedoch von der Stadtvertretung aufgrund rechtlicher Mängel für unzulässig erklärt und zurückgewiesen.

Die Planer orientierten sich an den Wünschen der Bewohner

Peter Jahnen, durch die Arbeit am Integrierten Handlungskonzept für den Innenstadtbereich von Heimbach bereits mit den lokalen Verhältnissen vertraut, ging einen anderen Weg als die Planer, die ursprünglich von den Investoren mit der Erstellung eines Entwurfes beauftragt worden waren. Diese hatten den Blensern einen Strauß von Möglichkeiten präsentiert und dann nach den Wünschen der Anlieger gefragt. Nun ging es genau anders herum. In zwei Workshops wurden 2022 die Wünsche und Präferenzen der Dorfbewohner in Hinsicht auf eine Bebauung der Fläche ermittelt.

Anschließend forderte Jahnen die Mitarbeiter seines Planungsbüros auf, verschiedene Entwürfe und Konzepte für das Projekt vorzulegen. Acht mögliche Varianten entstanden, die eine eher verdichtet, eine andere mit Wasserflächen. Anschließend wurden diese gegenübergestellt und anhand der Präferenzen der Blenser bewertet. Die vier Planungen, die dabei am besten abschnitten, wurden nun noch einmal optimiert und von neuem bewertet. Dabei erzielte der Entwurf „Grünfinger“ letztlich die meisten Punkte.

Bürgermeister macht sich Sorgen wegen des Altersduchschnitts

Warum Bürgermeister Jochen Weiler für das Neubaugebiet ist, machte er in der jüngsten Sitzung der Stadtvertretung deutlich. „Ich unterschreibe gefühlt mehr Kondolenzbriefe als Glückwünsche zu Geburten“, sagte er. Und tatsächlich habe das Einwohnermeldeamt ihm bestätigt, dass das Verhältnis von Sterbefällen zu Geburten in der Stadt Heimbach etwa 4 zu 1 betrage.

„Wir haben einen sehr hohen Altersdurchschnitt. Viele Familien mussten auswandern, weil keine Grundstücke frei waren“, sagte er. Bei der Vorstellung in Blens hätten die Teilnehmer der Veranstaltung größtenteils positiv reagiert, berichtete Weiler. Besonders interessant sei, dass der Entwurf in mehreren Etappen realisiert werden könnte, so dass der Zuwachs schubweise käme und nicht das halbe, frisch erschlossene Gelände brach liege. Die Entwicklung habe sich an der Gestaltung in Blens orientiert und habe einen lockeren Aufbau.

Noch nicht endgültig geregelt sei die Erschließung von drei Gebäuden, die in zweiter Reihe hinter den Häusern des Dorfes gebaut worden waren. Durch ihre Erschließung könne sich die Planung noch ändern, betonte Weiler.

Jahnen habe empfohlen, die Gestaltungselemente aus dem bestehenden Dorfbereich wie Laternen oder Straßenaufbau in das Neubaugebiet weiterzuziehen, damit es mit dem Ort verschmelze und keinen Fremdkörper darstelle.

Nun solle der Entwurf mit einer landesplanerischen Anfrage der Bezirksregierung vorgelegt werden, die noch ihr Einverständnis geben müsse. „Ich denke, es wird noch Diskussionen geben, da noch mit Anwohnern geredet werden muss“, sagte Weiler. Stadtplaner Jahnen rechne jedenfalls nicht damit, dass vor 2025 Baurecht erteilt werde.

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