Roman, Reiseführer, SachbuchDrei Buchtipps aus der Eifel-Region

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Ein Stapel mit neu erschienenen Büchern liegt in einer Buchhandlung auf einem Verkaufstisch.

Ob Ausflugstipps für die Region, Wissenswertes zu Flora und Fauna oder eine Reise in die Vergangenheit: Wir haben drei Buchtipps für Sie zusammengestellt (Symbolbild).

Von Ausflugstipps, über Flora und Fauna bis hin zum Historienroman: Wir stellen Ihnen drei Buchtipps aus der Eifel-Region vor.

„Lily – Eine beschlagnahmte Jugend in einem annektierten Land“, erzählt vom Leben im besetzten Malmedy

Der Belgier Ronald Goffart hat im Jahr 2019 die Geschichte seiner Großmutter und ihrer Familie in Malmedy während der Zeit der deutschen Besatzung aufgeschrieben. Im Zeller Rhein-Mosel-Verlag ist jetzt die deutsche Übersetzung des Buchs erschienen.

Ronald Goffart beschreibt in „Lily“ das Leben seiner Großmutter und ihrer Familie als typisches Beispiel dafür, was die große Politik mit den kleinen Leuten macht, die eigentlich nur ihr Leben leben wollen und von den Herrschaftswechseln wie ein Spielball hin- und hergeworfen werden. Lily leidet unter den Folgen eines Nationalismus, den man in Europa bereits überwunden hoffte, der sich aber nicht erst seit den jüngsten Wahlerfolgen nationalistischer Parteien in Italien, Frankreich oder Ungarn als immer noch existierende Realität präsentiert.

Wechselvolle Geschichte

Das ostbelgische Malmedy kam durch den Wiener Kongress im Jahre 1815 zum Königreich Preußen. Die „preußische Wallonie“ war gut 100 Jahre lang frankophoner Landesteil Preußens. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem Deutschland das neutrale Belgien und Luxemburg überfallen hatte, regelten die Pariser Vorortverträge, dass Eupen-Malmedy dem Staat Belgien zugeschlagen wurde. Bereits 20 Jahre später marschierte die deutsche Wehrmacht unter Hitler erneut und trotz deren Neutralität in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden ein. Eupen-Malmedy wurde ans Deutsche Reich angegliedert. 1945 brach dann Nazi-Deutschland zusammen, und die Verhältnisse in Malmedy kehrten sich wieder um.

Was bei all diesen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen mit den Menschen geschah, wie sie sich jeweils anpassten oder auflehnten, wird meist wenig beachtet. Genau das aber steht in Goffarts berührender Biografie im Mittelpunkt. Lily war beim Einmarsch der deutschen Truppen im Mai 1940 gerade 13 Jahre alt geworden. „Noch nicht junges Mädchen, nicht mehr ganz Kind“, schreibt Goffart in seinem Buch: „In der Unschuld jenes Alters, in dem alle Möglichkeiten zum Greifen nah sind, jedoch allzu bald am Galgen des Schicksals baumeln sollten!“

Für ihn stehen die Erlebnisse seiner Großmutter stellvertretend für die Erfahrungen vieler anderer. „Grund genug für eine Erzählung, die das gewohnte Schema verlässt und eine Absicht verfolgen soll“, so Goffart weiter: „Ein Stück Leben, ein Schicksal unter vielen anderen zu erzählen: das meiner Großmutter.“


Ronald Goffart: Lily – Eine beschlagnahmte Jugend in einem annektierten Land, Rhein-Mosel-Verlag, 205 Seiten, 13,99 Euro. ISBN: 978-3-89801-464-9.


Loni Liebermann schreibt in „Landerlebnis Eifel“ über die Besonderheiten der Region

Dass die Eifel viele schöne und interessante Ecken hat, das ist für die meisten, die hier leben, kein großes Geheimnis. Und doch entdeckt man immer wieder etwas Neues. Einige der Besonderheiten hat Loni Liebermann nun in ihrem Buch „Landerlebnis Eifel“ zusammengefasst.

Aufgewachsen in der Nähe der Alpen, hat die Autorin in ihrem Erwachsenen-Leben die Eifel kennen und lieben gelernt. In ihrem Buch verspricht sie, Inspirationen zu liefern für Eifelkenner und Neulinge. Los geht es mit einem knappen Überblick über die Highlights der unterschiedlichen Jahreszeiten samt Tipps, wo man diese erleben kann.

Es folgen unterschiedliche Kapitel, die die Vielfalt der Eifel zum Ausdruck bringen. So schreibt sie über Kräuter der Eifel und damit zusammenhängende Traditionen, Gesteine und ihre Besonderheiten sowie über die Pest und ihre Geschichte. Zu jedem Thema gibt die Autorin Ausflugstipps. (jre)


Loni Liebermann: Landerlebnis Eifel, Eifel-Verlag, 16,50 Euro. ISBN:978-3-943123-43-2


Rainer Nahrendorf berichtet in seinem neuen Buch über trickreiche Pflanzen

„Oh schaurig ist’s übers Moor zu gehen“ heißt es in der Ballade „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff. Schauer können Wanderern tatsächlich über den Rücken laufen, wenn sie Zeuge der Dramen werden, die sich in den Eifeler Mooren abspielen: Geraten Insekten, Fliegen oder Schmetterlinge in die klebrigen Fangarme des Rundblättrigen Sonnentaus, gibt es für sie kein Entkommen. Sie werden aufgefressen.

Enzyme helfen dem Sonnentau, seine Opfer zu verdauen und Nährstoffe aufzunehmen, auf die er zum Überleben auf den nährstoffarmen Mooren angewiesen ist. Bei einer Wanderung auf dem „Moorpfad“ in der Gemeinde Dahlem können Leser des neuen multimedialen Buches von Rainer Nahrendorf („Sexfallen und Killerpflanzen – Wie Pflanzen tricksen“) zu Tatortzeugen werden.

Wen es nicht ins Moor zieht, kann das grausame Geschehen in den Videos verfolgen, die per QR-Code in das Buch integriert sind. „Allerdings braucht der Betrachter starke Nerven“, sagt Nahrendorf. Überrascht werden manche sein, dass einige der zauberhaften Orchideen bildschöne Betrügerinnen sind: Sie täuschen Insekten, indem sie ihnen die für die Bestäubung erwartete Gegengabe, den Nektar, vorenthalten.

„Die Raffinesse wird von den Sexvortäuscherinnen sogar noch übertroffen“, so der Autor weiter. Denn sie locken liebestolle Insektenmännchen mit dem Aussehen ihrer Blüten und dem Verströmen von Lockstoffen weiblicher Insekten an. Sind die Insekten in diese Sexfalle getappt, bekommen sie die Pollen angeheftet, die sie zu einer anderen Orchidee tragen. (thw)


Rainer Nahrendorf: Sexfallen und Killerpflanzen,92 Seiten, 14,95 Euro. ISBN: 978-3-347-77265-6

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