Gemeinde ist machtlosLuxus-Hotel im Eifelort Erkensruhr verkommt zum Schandfleck

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Die Eifelsteig Lodge in Erkensruhr ist nur eine Ruine - Blick durch einen Bauzaun auf das ehemalige Hotel.

Viel ist es nicht, was von dem ehemaligen Hotel Eifelgold in Erkensruhr übrig ist.

Seit mehr als zwei Jahren ruht die Baustelle am ehemaligen Hotel Eifelgold in Erkensruhr. Der Gemeinde sind die Hände gebunden.

Christoph Poschen ist sauer: „Das ist eine Schande für Erkensruhr.“ Der Ortsvorsteher von Einruhr, Erkensruhr und Hirschrott steht am ehemaligen Hotel Eifelgold mitten im Ort. Oder besser: an dem, was davon übrig ist. Links fehlt das Dach, vorne ein Stück der Fassade, fast überall die Fenster. Die Schuttberge vor dem Haus sind zum Teil bewachsen, einige Fenster sind notdürftig mit Brettern zugenagelt.

Eigentlich sollte hier jetzt die „Eifelsteig Lodge“ stehen, mit 100 Zimmern, Saunalandschaft, Hallenbad und Slow-Food-Restaurant. Zwölf Millionen Euro wollte die niederländische Immobiliengesellschaft Metropop von Jos van de Mortel investieren.

Das erste geplante Eröffnungsdatum im Dezember 2019 musste aus zeitlichen Gründen ins Frühjahr 2020 verschoben werden. Dann kam Corona. Baustopp. Dann stieg der Geschäftsführer aus. Inzwischen ist klar: Die „Eifelsteig Lodge“ wird es wohl nie geben. „Der Eigentümer hat ja durchblicken lassen, dass er das nicht fortführen will“, sagt Poschen. Und auch abreißen wolle der Eigentümer nicht. Dann wäre wenigstens das nicht gerade ansehnliche Gebäude weg.

Gemeinde Simmerath kann keinen Abriss verfügen

Und der Gemeinde sind die Hände gebunden. „Es gibt keine Möglichkeiten, die Umsetzung zu erzwingen, auch nicht den Abriss“, sagt Poschen, der für die CDU im Simmerather Gemeinderat sitzt. Das Gremium habe alles geprüft, das Grundstück und das Hotel sind in Privatbesitz.

Ich würde mir wünschen, dass der Eigentümer da aktiver würde.
Ortsvorsteher Christoph Poschen

Im Moment sieht die Politik nur eine Möglichkeit: nach alternativen Investoren suchen. Entweder nach jemandem, der die ursprünglichen Pläne umsetzt, oder nach jemandem, der ganz eigene Ideen hat. Einen neuen Investor in der aktuellen wirtschaftlichen Lage zu finden sei schwierig, aber man strecke alle Fühler aus, so Poschen. Er hoffe, dass sich der Eigentümer im Fall der Fälle dann darauf einlasse. Letztendlich habe ja auch er nichts von einem leerstehenden, verfallenden Haus in Erkensruhr.

„Ich würde mir wünschen, dass der Eigentümer da aktiver würde“, ärgert sich Poschen: „Das ist eine Zumutung für Erkensruhr!“ Die Webseite der Metropop-Immobiliengesellschaft ist derzeit nicht zu erreichen, und auch sonst lassen sich im Internet keine Kontaktdaten zu der Firma oder zu Jos van de Mortel finden.

Ortsvorsteher: „Ich glaube schon, dass es eine Toplage wäre für ein Wellnesshotel“

„Mein Problem ist, dass es so ein schlechtes Licht auf Erkensruhr wirft“, macht der 57-Jährige seinem Ärger Luft. Seit 1999 ist Poschen hier Ortsvorsteher. Nach wie vor kommen eine Menge Touristen, so Poschen, viele der Ferienwohnungen seien in der Urlaubssaison ausgebucht. „Ich glaube schon, dass es eine Toplage wäre für ein Wellnesshotel“, sagt der Ortsvorsteher mit Blick auf die Hotel-Reste.

Das kann man sich tatsächlich auch vorstellen. Erkensruhr hat etwas mehr als 150 Einwohner, hier ist es schön ruhig. Der Rursee liegt nur wenige Kilometer entfernt, rundherum erheben sich die Hügel der Eifel. Nur in der Ortsmitte ist es nicht ganz so idyllisch: Direkt gegenüber vom baufälligen Hotel Eifelgold steht das ehemalige Hotel-Restaurant Lissabon mit angrenzendem Bauernstübchen. Auch das Gebäude steht seit Jahren leer und verfällt immer mehr.


Bauarbeiten am Sonnenhof in Einruhr sollen im Frühjahr weitergehen

Zehn Millionen Euro will TV-Produzent Chris Maier in den ehemaligen Sonnenhof am Hostertberg in Einruhr investieren. Aus dem ehemaligen Hotel soll ein luxuriöser Ferien- und Wohnkomplex werden. Doch auch hier ruht derzeit die Baustelle.

„Im Frühjahr 2024 machen wir weiter“, berichtet Maier auf Nachfrage dieser Zeitung. In Zahlungsschwierigkeiten, wie eine andere Zeitung geschrieben habe, sei er nicht. Es habe lediglich Streitigkeiten mit einem Handwerksunternehmen gegeben über in Rechnung gestellte, aber nicht erbrachte Leistungen: „Ich zahle ja keine Leistungen, die nicht erbracht wurden.“

Am ehemaligen Hotel Sonnenhof ruhen die Bauarbeiten.

Die Bauarbeiten am ehemaligen Hotel Sonnenhof sollen im Frühjahr 2024 weitergehen.

Den aktuellen Baustopp habe er verhängt, weil die Zinsen aktuell so hoch und Fördergelder weggebrochen seien. Die Kosten seien im Moment einfach zu hoch. „Wir sind nicht abhängig von diesem Projekt“, sagt Maier. Deshalb sehe er auch keine Notwendigkeit, sich zu beeilen. Zudem habe er das Management für den Tenor Ricardo Marinello übernommen und sei viel unterwegs.

Er ist zuversichtlich, dass die Baukosten im Frühjahr wieder sinken. „Natürlich wollen wir das Projekt fertigstellen“, betont Maier. Schließlich wohne er mit seiner Frau ja selbst dort und wolle nicht ewig auf einer Baustelle hausen. 

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