Nach Corona war bei den Eifeler Ateliertagen ein Neuanfang schwer. Zu Spitzenzeiten nahmen mehr als 100 Künstler an dem Projekt teil.
Verzögerter NeuanfangEifeler Ateliertage kehren nach sechs Jahren zurück

Am letzten Septemberwochenende finden die Ateliertage wieder statt. Carin Conscience (l.) organisiert die Aktion. In der „Kunstfabrik“ von Peter Sußner wird die begleitende Gruppenausstellung zu sehen sein. Mit dabei ist dann auch Monika Ertl-Berns aus Heimerzheim.
Copyright: Stefan Lieser
Von 2005 und 2019 fanden die Eifeler Ateliertage (EAT) alljährlich statt. Nun soll es sie nach sechsjähriger Pause wieder geben. Der Neustart der dann 16. EAT ist für den 27. und 28. September geplant. Schon mehr als ein Dutzend Kreative wollen mitmachen, Anmeldeschluss ist der 30. Juni.
Wer immer schon mal wissen wollte, wie es bei Künstlern im Atelier aussieht, wie Kreative leben und arbeiten, der hatte bei den EAT die beste Gelegenheit, das zu erfahren. Doch seit sechs Jahren ist die herbstliche Atelierbesuchstour – in dieser Form in der Eifel einzigartig – nicht mehr möglich. Nach Corona war bei den EAT wie bei so vielen ehrenamtlichen Kulturangeboten ein Neuanfang schwer.
Gruppenausstellung im ehemaligen Kesselhaus in Monschau
Das soll sich ändern. Carin Conscience, Künstlerin aus Kall, die zwischen 2013 und 2019 die EAT organisiert hat, ruft die Kreativen in der Eifel zur Teilnahme auf: „Die Künstler sollen wieder die Möglichkeit bekommen, ihre Ateliers für die Kunstinteressierten und auch Gastkünstler zu öffnen.“ Wie immer gelte: „Die Teilnahme wird nicht kuratiert“, so Conscience. Ausgeschlossen wird allerdings wie bisher, wer „nur“ Kunsthandwerk zu bieten hat.

In der „Kunstfabrik“ in Monschau-Dreistegen wird die Gruppenausstellung am 26. September eröffnet.
Copyright: Stefan Lieser
Im ehemaligen Kesselhaus der bekannten Monschauer Tuchmacherfamilie Scheibler am Rurufer von Dreistegen kurz vor der Stadt ist die Vorfreude groß. Hier hat Peter Sußner in unverwechselbarer Industriedenkmalatmosphäre seine „Arte-Scienza-Kunstfabrik“ eingerichtet. Und hier soll auf rund 100 Quadratmetern die die 16. EAT begleitende Gruppenausstellung der teilnehmenden Kreativen stattfinden.
Die Vernissage ist für 26. September geplant, danach ist die Ausstellung bis zum 5. Oktober (mit einer Finissage) zu sehen. Sußner öffnet die Räume, weil er davon überzeugt ist, dass seit Corona wieder viele Künstler für sich isoliert leben: „Da muss was passieren, um das zu ändern.“ Die EAT böten eine Möglichkeit, wieder zusammenzukommen und den Erfahrungsaustausch zu pflegen.
Ausstellung soll neugierig auf die Eifeler Ateliertage machen
Jeweils eine Arbeit können die Kreativen bei Sußner der Öffentlichkeit präsentieren. Da der Platz begrenzt ist, bitten er und Carin Conscience, klein- oder mittelformatige Arbeiten vorzusehen. Im Garten, der zur Kunstfabrik gehört, ist ebenfalls Ausstellungsraum vorhanden. Mit den in der Fabrik ausgestellten Arbeiten werden die Kreativen auf einen Besuch in ihren Ateliers am eigentlichen EAT-Wochenende neugierig machen.
„Es geht bei den Eifeler Ateliertagen ja darum, die Interaktion zwischen den Künstlern und den Besuchern zu ermöglichen“, so Monika Ertl-Berns aus Heimerzheim, die ihr Atelier öffnen wird. Damit die Besucher alle Ateliers und deren Adressen finden, wird es Flyer und Plakate geben. 5000 Stück will Carin Conscience drucken lassen. Die Kosten dafür sollen über die Teilnahmegebühren der Künstler und der Gastkünstler gedeckt werden. Aber, so Conscience: „Wir freuen uns auch über jeden Sponsor, der uns unterstützen will, auch wenn es jetzt etwas kurzfristig ist.“
Bei den Atelierbesuchen kann man erfahren, dass es in der Eifel nicht nur Wanderwege gibt, sondern dass man auch Kulturpfade entdecken kann.
Was bis 2019 so ermöglicht wurde, hatte vielen Kunstinteressierten bei ihrem Wochenendausflug in die Eifel gefallen. Bei oft schönstem Wetter war die Region über den Atelierbesuch – immer wieder in schönen alten Eifelhäusern auf dem Dorf – zu entdecken. Öfter gab es auch Kaffee, Kuchen und anderes mehr zum Gespräch mit den Kreativen in ihren Werkstätten. Carin Conscience glaubt, dass die EAT daher auch einen Stellenwert für den Tourismus in der Region hatten und wieder haben können: „Bei den Atelierbesuchen kann man erfahren, dass es in der Eifel nicht nur Wanderwege gibt, sondern dass man auch Kulturpfade entdecken kann.“
Die Eifeler Ateliertage sind für 27. und 28. September geplant. Die Gruppenausstellung in der „Kunstfabrik“ in Monschau-Dreistegen wird vom 26. September bis zum 5. Oktober zu sehen sein. Künstler, die mitmachen wollen, müssen sich bis zum 30. Juni bei Carin Conscience melden. Aufgerufen sind Künstler aus der gesamten Eifel, aus Ostbelgien sowie angrenzenden Regionen wie dem Rhein-Erft-Kreis. Anmeldungen und Informationen bei Carin Conscience unter Tel. 0176/82 62 97 26 oder per E-Mail an carin.conscience@gmx.de.
Die Geschichte der Eifeler Ateliertage
Als die Eifeler Ateliertage (EAT) 2005 von dem 2009 verstorbenen Frim Sauvageot aus der Gemeinde Nettersheim zusammen mit Dan Hepperle initiiert wurden, war die Begeisterung der Kreativen groß: Ein Atelierbesuchswochenende in der Eifel – das gab es in dieser Form und Reichweite bis dahin nicht. 26 Künstler zwischen Weilerswist, Heimbach, Stadtkyll und Gillenbeuren machten auf Anhieb mit. Die für die Besucher immer spannenden und überraschenden Rundreisen waren von Anfang an mit einem Gewinnspiel verbunden: Wer mindestens fünf Ateliers besucht hatte, konnte bei einer Verlosung eine Arbeit eines teilnehmenden Künstlers gewinnen. Auch das machte die EAT bei den Fans populär.
Das Konzept, 2010 zunächst von Kim Sauvageot und Dan Hepperle, dann zwei Jahre von Dan Hepperle alleine und ab 2013 von Carin Conscience weitergeführt, erwies sich als erfolgreich: Bei den vierten EAT 2008 waren 108 Ateliers in einem Umkreis von mehr als 100 Kilometern geöffnet – der bisherige Rekord. Zentrum war immer der südliche Teil des Kreises. In den Jahren bis zur Pause sank die Zahl der teilnehmenden Ateliers, aber 74 waren es noch bei der 15. Ausgabe 2019. Die begleitende Gruppenausstellung fand ab 2006 zunächst im Kulturbahnhof Nettersheim (KuBa) statt, dann einige Jahre im Kunstforum Eifel und 2019 in der Kunstakademie Heimbach.