Lars Klein ist Kreisbereitschaftsleiter beim DRK Kreis Euskirchen. Mit ihm sprachen wir über die Zukunft des Pilotprojekts der Pflegeunterstützungskräfte.
Pilotprojekt zur Pflegeunterstützung„Das große Problem ist der Datenschutz“

Lars Klein, Bereitschaftsleiter der DRK-Kreisverbands Euskirchen.
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Als vor einigen Wochen in Köln wegen eines Bombenfundes eine große Evakuierung anstand, dachten fast alle Teilnehmer des Kurses: Das ist unser Einsatz. Warum war es das nicht?
Lars Klein: Der Kreis Euskirchen war an der Aktion beteiligt. Aber nicht im Sinne von: Wir kommen mit dem, womit wir kommen wollen. Sondern Köln hat einen Personentransportzug angefordert. Da gibt es für uns keinen Spielraum.
Weiß denn in Köln die Einsatzleitung, dass es in Euskirchen Pflegeunterstützungskräfte gibt?
Nein.
Aber sie wird es irgendwann wissen.
Da hoffe ich drauf. Noch haben wir keine Struktur, um die Spontanhelfer in unsere Einsätze einzubinden. Wir arbeiten dran.
Ein gravierendes Problem scheint die Vernetzung zu sein. Wie bringt man im Katastrophenfall die freiwilligen Helfer und die Pflegebedürftigen zusammen?
Das große Problem an dieser Stelle ist der Datenschutz. Wir brauchen ein System, eine App oder was auch immer, auf das beide Seiten zugreifen können, wenn sie es denn wollen. Der Pflegebedürftige kann sich dort ebenso melden wie der Helfer. Es gibt kein Register, in dem Menschen, die zu Hause gepflegt werden, aufgelistet sind. Die DRK-Schwesternschaft Bonn ist gerade eine Kooperation eingegangen mit der Deutschen Gesellschaft pflegender Angehöriger. Vielleicht wäre eine App dort richtig angesiedelt, weil sich dort pflegende Angehörige organisieren.
Wie ist die Zusammenarbeit mit den anderen Hilfsorganisationen im Kreis? Sind die über das Projekt informiert?
Der Kreis als Gefahrenabwehrbehörde ist im Bilde und sehr interessiert an dem Projekt, denn das ist auch dort ein wichtiges Thema. Wir haben gesagt, wir schaffen mit der Ausbildung der Pflegeunterstützungskräfte einfach Fakten, damit wir etwas haben, womit wir in den Einsatz gehen können. Jetzt müssen wir die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt des Kreises suchen, denn Pflege fällt in dessen Zuständigkeit.
Ist es nicht zwingend notwendig, mit den mobilen Pflegediensten Kontakt aufzunehmen, damit die wissen, dass und vor allen Dingen, wo es Helfer gibt, die im Katastrophenfall einspringen können?
Auch dafür müssten wir eine digitale Lösung finden. Denn wenn im Ernstfall jeder Pflegedienst beim DRK anrufen würde, kämen unsere Strukturen an ihre Grenzen. Da müssen wir uns Gedanken um die Zuständigkeiten machen.
Wir sind eher im Gefahrenabwehr-Sektor verankert als im öffentlichen Gesundheitsdienst. Insofern ist das ein Thema, das im Gespräch mit dem Gesundheitsamt interessant werden könnte.