Zwei Hochwasserschutzprojekte im Kreis Euskirchen nehmen Gestalt an. Der Erftverband zieht Bilanz des Wasserwirtschaftsjahres.
Kreis EuskirchenErftverband zieht Bilanz des Wasserwirtschaftsjahres

Das Wasser aus dem Kommerner Mühlensee ist abgelassen. Er soll zum Rückhaltebecken umfunktioniert werden.
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Es war ein Jahr voller Widersprüche, mit langen Trockenphasen einerseits und heftigem Starkregen andererseits. Tatsächlich ist für die Wasserwirtschaft das Jahr schon um, dort rechnet man vom 1. November bis zum 31. Oktober. Und deshalb zieht der Erftverband jetzt Bilanz des Wasserwirtschaftsjahres 2025. An die erwähnten Starkregenereignisse dürften auch viele Menschen im Kreis Euskirchen noch lebhafte Erinnerungen haben. Anfang Juni liefen in Arloff-Kirspenich und Kalkar Keller voll, Mitte Juni war Zülpich betroffen.
Am 9. September kam der Kreis Euskirchen glimpflich davon. „Fast alle Messstationen im Erft-Einzugsgebiet verzeichneten an diesem Tag die höchsten Tagessummen im Wasserwirtschaftsjahr“, vermeldet der Erftverband. Der Schwerpunkt lag aber bei Bedburg und Mönchengladbach. Dabei hatte das Jahr erst einmal trocken angefangen, Februar und März waren niederschlagsarm, auch im August blieb die Regenmenge unter dem Durchschnitt.
Der Starkregen am 9. September mit bis zu 150 Millimetern Niederschlag binnen zwölf Stunden verschob die Statistik: Damit war der September überdurchschnittlich nass, das Sommerhalbjahr lag trotz langer Trockenphasen im Durchschnitt. Das langjährige Mittel wird aus den Werten der Jahre 1961 bis 1990 errechnet. Mit 679 Millimetern erreichte das Wasserwirtschaftjahr 2025 fast diesen Mittelwert.
Grundwasserstand ist auf mittlerem bis hohen Niveau
Im Winter lag das Regendefizit bei etwa vier Prozent, im Sommer bei weniger als einem Prozent. Allerdings war es deutlich wärmer. Die mittlere Temperatur lag mit 11,4 Grad rund 1,7 Grad über dem Durchschnitt. Ausreißer nach oben waren der März mit 2,4 Grad mehr und der Juni mit 3,4 Grad mehr. All diese Werte beziehen sich auf das Gebiet des Erftverbandes, also den Einzugsbereich der Erft und ihrer Nebenflüsse und -bäche.
Im Gegensatz zu anderen Gebieten Deutschlands muss man sich hierzulande um den Grundwasserstand derzeit keine Sorgen machen. Er befinde sich auf einem mittleren bis leicht erhöhtem Niveau, vermeldet der Erftverband. Zu Beginn des Wasserwirtschaftsjahres sei er sogar hoch gewesen – so hoch, dass die Kappungsanlagen in Korschenbroich teils erst im März oder sogar im Mai abgeschaltet werden konnten. In der Stadt am Niederrhein betreibt der Verband mehrere Anlagen, um Grundwasserspitzen zu kappen und so zu verhindern, dass Gebäude beschädigt werden.
Hochwasserschutzkooperation hat ein neues Mitglied
Zufrieden zeigt sich der Erftverband mit der Entwicklung der Hochwasserschutzkooperation Erft (hwsErft). Im Oktober ist Bedburg beigetreten, nun sind es 18 Kommunen und drei Kreise, die gemeinsam mit dem Verband den Hochwasserschutz in der Region vorantreiben wollen.
Gegründet worden war die hwsErft nach der Flutkatastrophe im Jahr 2021. Die ersten Mitglieder seien dabei, ihre Hochwasserschutzkonzepte fertigzustellen, heißt es. Neun Kommunen werden bis zum Jahresende ihre zweite Workshop-Serie abgeschlossen haben, im Dezember soll der zweite Erklär-Film zum Thema „Grüner Hochwasserschutz“ fertig sein.
Und auch jenseits von Workshops und Konzepten tut sich etwas. Ein Abschlag vom Vlattener Bach in den Zülpicher Wassersportsee ist in Bau. Im kommenden Jahr soll das Gerinne fertig sein, so dass im Ernstfall das Wasser aus dem Bach in den See strömen kann.
Im Jahr darauf soll auch der Umbau des Kommerner Mühlensees in ein Hochwasserrückhaltebecken abgeschlossen sein. Im August ist das Wasser abgelassen worden, allerdings gab es eine Panne mit einem abgerissenen Schieber, so dass das Wasser sehr viel schneller abfloss als geplant. Die Rückhaltebecken Zülpich-Schwerfen und Möschemer Mühle (zwischen Eschweiler und Iversheim) sind in der ingenieurtechnischen Planung. Die Planungen für das Hochwasserrückhaltebecken Schweinheim sollen im Frühjahr beginnen.
Kommunen und Kreis müssen mehr zahlen
Die Delegiertenversammlung des Erftverbandes hat in Bergheim den Wirtschaftsplan für 2026 verabschiedet. Er hat ein Volumen von 147 Millionen Euro, das sind 5,31 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Mitgliederbeiträge erhöhen sich um 6,08 Prozent. Mitglied des Erftverbandes ist jeder, der Wasser aus dem Fluss entnimmt oder einleitet: der Braunkohlebergbau, die Elektrizitätswirtschaft, Kommunen, Kreise, Träger der öffentlichen Wasserversorgung, Unternehmen und die Erftfischereigenossenschaft.
Berechnet werden die Beiträge auf der Grundlage des Wirtschaftsplans nach den Veranlagungsrichtlinien, die die Delegierten ebenfalls verabschiedeten. Als Grund für die Beitragserhöhung nennt der Erftverband Tarifsteigerungen, höhere Kosten für Ersatzteile und Instandhaltungsleistungen und einen höheren investitionsbedingten Bedarf an Abschreibungen und Zinsen. 103 Millionen Euro will der Verband im kommenden Jahr investieren.
49 Millionen Euro sind für die Modernisierung von Abwasseranlagen vorgesehen, beispielsweise für die Sanierung von Kläranlagen und den Bau von Retentionsbodenfiltern. Das sind Anlagen, die Wasser aus Regenüberlaufbecken reinigen. Rund 18 Millionen Euro sind für Instandsetzung und Umbau der Kanalnetze – unter anderem in Zülpich und Weilerswist – vorgesehen. In Gewässerausbau und Hochwasserschutz werden 16 Millionen Euro investiert, 1,2 Millionen Euro entfallen auf hochwasserbedingte Maßnahmen.

