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AusbildungsmarktMehr Bewerber im Kreis Euskirchen suchen aktuell noch eine Lehrstelle

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Jason Epp steht neben einer Fräsmaschine und hält ein Stück Papier in der Hand.

Jason Epp ist 18 Jahre alt und macht bei Hillers in Kall eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker.

Während die Zahl der Bewerber für eine Ausbildung im Kreis Euskirchen gestiegen ist, gibt es weniger Betriebe, die Lehrstellen anbieten.

Der Ausbildungsmarkt im Kreis Euskirchen zeigt sich trotz wirtschaftlich herausfordernder Zeiten weiter stabil und das Ausbildungsinteresse ist gestiegen“, erklärte Ralf Holtkötter, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Brühl, bei der Pressekonferenz zum Ausbildungsmarkt im Kreis Euskirchen. Die neuesten Zahlen stellte Holtkötter mit Ulrich Ivens von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen und Richard Graf von der Handwerkskammer (HwK) Aachen bei der Theo Hillers GmbH mit Sitz in Kall vor.

Holtkötter erklärte, dass die Zahl der Bewerber am Ausbildungsmarkt gestiegen sei, während bei den gemeldeten Stellen ein leichter Rückgang zu verzeichnen sei. Von Oktober 2024 bis September 2025 hätten sich 1118 Bewerber aus dem Kreis Euskirchen für eine Ausbildungsstelle bei der Arbeitsagentur Brühl gemeldet. Das sind 61 oder 5,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig ist die Zahl der Ausbildungsstellen um 25 oder 2,9 Prozent auf 828 zurückgegangen.

Positive Entwicklung bei den jungen Geflüchteten

Insgesamt suchten laut Agentur Ende September noch 271 Jugendliche nach einem Ausbildungsplatz, das sind 54 Prozent mehr als im Vorjahr. Das liegt laut Holtkötter aber auch an einer neuen Vorgehensweise, nach der Jugendliche, die sich länger nicht zurückmelden, vorerst im System verbleiben: „Wir bieten also hier auch später noch einmal proaktiv unsere Unterstützung an und lassen keinen jungen Menschen in dieser wichtigen Orientierungsphase alleine. Die höhere Zahl spiegelt damit nicht nur die Nachfrage, sondern auch die sorgfältigere Betreuung im Rahmen der Ausbildungsgarantie wider.“

232 junge Menschen haben sich für eine weiterführende Schule, Studium oder ein Praktikum entschieden, 83 begannen eine Erwerbstätigkeit, 13 eine Fördermaßnahme. 15 Bewerber entschieden sich für gemeinnützige oder soziale Dienste, 35 meldeten sich arbeitslos und von 88 gibt es bislang noch keine Rückmeldung.

Die sieben Teilnehmer der PK (alles Männer) stehen nebeneinander.

Die neuesten Zahlen zum Ausbildungsmarkt stellten (v.l.) Ralf Holtkötter, Ulrich Ivens und Richard Graf bei der Firma Hillers vor.

Eine positive Entwicklung gebe es bei den jungen Geflüchteten: Mit 94 gemeldeten Bewerbern liege ihre Zahl um 40 oder 74,1 Prozent über dem Vorjahr. 33 hätten haben bereits einen Ausbildungsplatz gefunden, acht eine Alternative. „Ausbildung ist ein wichtiger Schlüssel zur Integration. Ich freue mich sehr, dass viele Betriebe vorausschauend und bereit sind, jungen Geflüchteten eine Chance zu geben“, betonte Holtkötter. „Wir haben gute Erfahrungen mit geflüchteten Menschen gemacht. Sie sind sehr engagiert und wissbegierig“, ergänzte Tobias Klinkhammer von Hillers.

„Auch wenn das Ausbildungsjahr schon läuft, ist auf dem Ausbildungsmarkt noch viel Bewegung. Wir befinden uns mitten in der Nachvermittlungsphase und die Chancen stehen gut“, so Holtkötter. Viele Jugendliche seien weiterhin auf der Suche nach einem Einstieg, und gleichzeitig gebe es im Kreis Euskirchen noch rund 60 offene Ausbildungsplätze.

Weniger Betriebe stellen Ausbildungsplätze bereit

Holtkötter bemängelte, dass der Anteil der Betriebe im Kreis Euskirchen, die aktuell Ausbildungsplätze anbieten, zurückgegangen und die Quote auf 21,8 Prozent gesunken ist. „Betriebe, die ausbilden, sichern langfristig qualifizierte Fachkräfte für die Region und tragen so dazu bei, dass Nachwuchs und Standortentwicklung Hand in Hand gehen“, so Holtkötter.

„Wir haben zurzeit 20 Azubis und würden gerne auch noch mehr ausbilden, aber wir finden nicht genug Bewerber“, sagte Christoph Hillers, Geschäftsführer der Theo Hillers GmbH. Ein Problem seien die weiten Fahrten zu den Berufsschulen.

Ivens berichtete, dass die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge bei der IHK Aachen um knapp zehn Prozent gesunken sei. Starke Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr gebe es bei Büroberufen (bis zu 30 Prozent), bei Elektronikern (10 Prozent) und bei Fachlageristen (15 Prozent).

Anders sieht es beim Handwerk aus, wo die Zahl der abgeschlossenen Verträge im Kreis um drei Prozent gestiegen ist. „Die Entwicklung ist in den vergangenen acht Jahren relativ konstant“, sagte Graf. Gefragt seien aktuell vor allem Anlagenmechaniker und Schornsteinfeger. 22 Prozent der Betriebe im Kammerbezirk würden ausbilden. Rund 20 Prozent der Bewerber seien Abiturienten.


Die Theo Hillers GmbH ist ein international agierendes Unternehmen der Kunststoff- und Metallverarbeitung. Seit ihrer Gründung 1980 stellt die Firma Filter, Präzisionsteile und Baugruppen aus Kunststoff und Metall für Kunden aus der Automobil-, Elektro- und Pharmaindustrie her. Der Jahresumsatz liegt bei gut 40 Millionen Euro.

Am Hauptsitz in Kall beschäftigt das Unternehmen 255 Mitarbeiter. Weitere Standorte befinden sich in Neustadt/Wied (zehn Mitarbeiter) sowie in Györ (Ungarn, 75 Mitarbeiter). Das Unternehmen bietet eine große Bandbreite an Ausbildungsberufen vom Mechatroniker über den Kunststofftechnologen bis hin zum Fachlageristen und Industriekaufmann.

„Wir investieren hier in Kall ganz bewusst in die Ausbildung unterschiedlicher Fachrichtungen und leisten so einen Beitrag zur Deckung des regionalen Nachwuchsbedarfs. Wer sich für eine Ausbildung bei uns entscheidet, startet nicht nur ins Berufsleben, sondern hilft auch dabei, unser Unternehmen zukunftsfähig weiterzuentwickeln“, erklärte Christoph Hillers, Geschäftsführer der Theo Hillers GmbH.