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Praktikum bei der Feuerwehr in EuskirchenDie „Chefin“ weiß, wie der Betrieb läuft

Lesezeit 4 Minuten

Euskirchen/Köln – In der Euskirchener Feuerwache nennen ihre Kollegen sie liebevoll „die Chefin“. Denn „die Chefin“ weiß, wie der Betrieb in der Wache läuft und zeigt auch schon mal dem einen oder anderen Neuen, wo die Schläuche sind oder wie er zur Kleiderkammer kommt. Kira Haida, 16 Jahre jung, ist Praktikantin in der hauptamtlichen Feuerwache und fügt sich dort dermaßen gut in die Truppe der mutigen und hilfsbereiten Männer ein, dass sie sich selbst akzeptiert fühlt, obwohl sie ja nicht mit Fachwissen oder besonderer Erfahrung auftrumpfen kann.

Schon zum dritten Mal absolviert die Gymnasiastin des Ursulinen-Gymnasiums in Köln ein Praktikum in Euskirchen. Wie sie hierher kam, ist es wert, erzählt zu werden. Denn Kira ist weder die Tochter eines Feuerwehrmannes oder einer Feuerwehrfrau, noch hat sie Freundinnen oder Freunde in irgendeiner Löschgruppe der Kreisstadt oder gar der Domstadt. Nein, Kira ist durch den „Girls Day“ in Euskirchen zur Feuerwehr gekommen, obwohl das von ihr ursprünglich geplante Datum nicht zustande kam. Das war vergangenes Jahr. Da hatte Kira zwar schon die Zusage, am Euskirchener Girls Day teilnehmen zu können, doch dann stellte sich die Schule quer.

„Sie hält sich an die Abmachungen und ist hilfsbereit.“

Aber bei der Stadt Euskirchen ließ man nicht locker und bot Kira an, doch statt des Girls Days einfach ein Berufspraktikum bei den harten Kerlen an der Danziger Straße zu absolvieren. Drei Wochen waren vorgesehen, Kira hängte drei weitere Wochen dran.

Sie hat in diesen sechs Wochen ihre Liebe zu dem Beruf entdeckt, sodass sie sich entschloss, auch in diesem Jahr ein Praktikum in Euskirchen zu absolvieren. Das sollte eigentlich drei Wochen dauern, wird aber wohl um eine Woche verlängert – auf Kiras Wunsch.

Wachleiter Rolf Stupp, nicht unbedingt ein Mann der überschwänglichen Worte, fasst in einem Satz zusammen, was er von der 1,72 Meter großen Praktikantin hält: „Sie macht das gut.“ Und: „Sie hält sich an die Abmachungen und ist hilfsbereit.“

Gerade letzteres ist den Profis der hauptamtlichen Wache wichtig. Den sie wollen im gefährlichen Alltagseinsatz keine Draufgänger oder Menschen, die auf Teufel komm’ raus beweisen wollen, was in ihnen steckt. Kira Haida, gekleidet in Feuerwehr-Uniform und mit dem üblichen Schutzhelm, rückt tagsüber zu fast jedem Einsatz mit aus, wartet dann aber im Fahrzeug, bis der Einsatzleiter ihr über den Maschinisten die Erlaubnis gibt, auszusteigen. „Sicherheit geht vor. Ich weiß ja noch gar nicht, wie ich mich in einem Löscheinsatz bewegen soll, wie ich Gefahr vermeide und wie ich mich verhalten soll“, sagt die 16-Jährige, die als Leistungskurse Mathe und Biologie belegt hat und schon jetzt überlegt, welchen Weg sie zu ihrem Traumberuf Feuerwehr einschlagen soll. „Da gibt es schon mehrere Möglichkeiten“, sagt die Kölnerin, die im Einsatz im ungefährlichen Bereich hilft, abgesicherte Ölspuren abzustreuen und Ölbindemittel aufzukehren, die Flatterband spannt oder den Kameraden vom Angriffstrupp die Wasserflaschen bringt.

Immer ein erfahrener Kollege an der Seite

Kira hat schon in der Kleiderkammer der Feuerwehr gearbeitet und dort die Uniformen gepatcht, also mit Kennzeichnungen versehen, hat Schläuche gewaschen und die Ausrüstung der Einsatzfahrzeuge kontrolliert – immer zusammen mit einem erfahrenen Kollegen, der ihr sein Wissen weitergibt.

Die Gymnasiastin, die durch den Helm mit der Aufschrift „Praktikantin“ bei Einsätzen auffällt, überlegt, ob sie nach dem Abitur erst studieren soll, um dann die gehobene Feuerwehrlaufbahn einzuschlagen, ob sie in Düsseldorf die direkte Feuerwehrausbildung antreten oder ob sie nach einer handwerklichen Ausbildung dann ihren Traumberuf ergreifen soll. Unterstützt wird sie in ihrem Wunsch, ihre berufliche Zukunft in einer Feuerwache zu suchen, von ihrer Mutter, während ihre größere Schwester auch ein bisschen Angst um Kira hat. Denn der Feuerwehrberuf ist ja nicht ungefährlich.

„Erst kommt mal das Abitur, dann geht es weiter“

Sportlich gesehen dürfte Kira die besten Voraussetzungen haben, um im Feuerwehralltag bestehen zu können. „In meiner Freizeit spiel’ ich Fußball und gehe klettern“, sagt Kira: Sie ist begeisterte Fußballspielerin und beim SV Grün-Weiß Brauweiler als linke Außenverteidigerin eingesetzt.

Seit ihren Praktika in Euskirchen kann sich Kira Haida auch vorstellen ihren Traumberuf hier auszuüben. Ganz ruhig sagt sie: „Wenn sie mich haben wollen, komme ich gerne nach Euskirchen.“ Die Kameraden kenne sie alle und fühle sich hier wohl. Der Feuerwehrjob in Euskirchen, so fügt Wachleiter Rolf-Peter Stupp an, „ist auch nicht so stressig wie in einer Großstadt wie Köln, wo man am Tag zahlreiche Einsätze abarbeiten und auch noch den Rettungsdienst bewältigen muss. Hier geht es ruhiger zu als in Köln.“

Die Jugendliche jedenfalls ist fest entschlossen, ihre berufliche Zukunft in einer Feuerwehr zu suchen und gut vorzubereiten. „Erst kommt mal das Abitur, dann geht es weiter“, sagt Kira.