Der Tarifdschungel soll gelichtet werden. Die Folge könnten deutlich teurere Tickets sein, fürchtet der Fahrgastverband Pro Bahn.
Pro Bahn ist sauerBahnfahren im Kreis Euskirchen könnte deutlich teurer werden

Eine Fahrt von Euskirchen nach Köln könnte schon ab dem 1. Januar gut 15 Euro kosten.
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Bus- und Bahnfahren könnte deutlich teurer werden – zumindest dann, wenn die Tarifreform zum 1. Januar wie geplant umgesetzt wird. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert die geplante Tarifreform von AVV und VRS in einer Pressemitteilung scharf. Dass der Tarifdschungel in den beiden Verbünden mithilfe des neuen Rheinlandtarifs gelichtet werden soll, begrüßt Pro Bahn. Die geplante Reduzierung von derzeit 13 auf nur noch drei Preisstufen führe jedoch zu „massiven Ungerechtigkeiten und explosionsartigen Preissteigerungen“, heißt es in der Mitteilung.
Nach Angaben von Hans-Werner Ignatowitz vom Fahrgastverband Pro Bahn wäre auch der Kreis Euskirchen tangiert. „Eine einfache Fahrt innerhalb der Kreisstadt würde sich von zwei Euro (City-Ticket) auf vier Euro verdoppeln“, berichtet Ignatowitz. Noch happiger würde, so Ignatowitz, der Anstieg bei der Fahrt von einer Kommune in die nächste ausfallen. Beispielsweise von Euskirchen nach Bad Münstereifel, nach Mechernich oder Weilerswist. Laut der Tarifreform würden dann nicht mehr 3,70 Euro, sondern knapp 10 Euro fällig.
Die Bahnfahrt von Euskirchen nach Köln könnte rund 15 Euro kosten
Wer von Euskirchen nach Köln, Bonn oder Düren will, muss laut Ignatowitz ebenfalls tiefer in die Tasche greifen. Aktuell koste eine solche Fahrt 10,30 Euro, ab dem 1. Januar wären es rund 15 Euro. Lediglich für „Langstrecken“ – etwa von Kall nach Köln – blieben die Preise stabil.
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Während das Bahnfahren im Kreis Euskirchen teurer werden soll, drohen anderorts sogar komplette Streichungen von Tickets. Laut Pro Bahn könnten mit Tarifreform Angebote wie Kurzstrecken in Köln oder Bonn, City-Tickets in Aachen, Düren oder Stolberg sowie Kreistickets in Heinsberg und Düren komplett entfallen. „Hunderte von Verbindungen wären betroffen – und fast immer würde der Preis steigen“, warnt der Fahrgastverband in der Pressemitteilung. Das mache Bus und Bahn im Vergleich zum Auto deutlich unattraktiver.
Die Smartphone-App ist für viele Nutzer nicht alltagstauglich
Auch wirtschaftlich zweifelt der Verband am Nutzen: Die Preisstufen seien längst in allen digitalen Vertriebssystemen hinterlegt, Einsparungen gebe es nicht. Dagegen drohten Einnahmeverluste, weil Gelegenheitskunden abgeschreckt würden – ausgerechnet jene Zielgruppe, die man für künftige Abos gewinnen wolle. Als Alternative verweisen die Verbünde auf den digitalen „eezy“-Tarif, bei dem nach Luftlinie abgerechnet wird.
Experte Ignatowitz sieht darin jedoch zahlreiche Hürden: Der Tarif sei nur per Smartphone-App nutzbar, setze permanente Standortbestimmung voraus und biete bisher weder Gruppenrabatte noch Tageskarten im VRS-Bereich. Der Umsatzanteil liege zudem bei unter drei Prozent.
Der Verband fordert die Kommunalpolitiker in den Gremien von VRS und AVV auf, die Reform in den anstehenden Sitzungen abzulehnen: „Bevor eezy eine echte Alternative sein kann, müssen seine Schwächen behoben werden. Solange bleibt ein gerechtes Preisstufensystem unverzichtbar“, so Ignatowitz.