Experten des Fraunhofer Instituts zeigten Möglichkeiten für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in mittelständischen Unternehmen auf.
Digitale TransformationWie Unternehmer im Kreis Euskirchen den Einsatz von KI planen

Um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in mittelständischen Unternehmen ging es bei einer Veranstaltung in Gemünd.
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„Das ist für uns sehr interessant. Wir bekommen Möglichkeiten gezeigt, wie man Künstliche Intelligenz in unseren Unternehmen nutzen kann“, erklärte Christoph Hillers. Der Geschäftsführer der Theo Hillers GmbH in Kall war wie knapp 40 weitere Unternehmer und Führungskräfte zu einer Veranstaltung zum Thema Einsatzmöglichkeiten von KI in mittelständischen Unternehmen in den kleinen Kursaal in Gemünd gekommen waren. Eingeladen hatten die Gesellschaft für Wirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen Schleiden (GfW) und die Dienstleistungsgenossenschaft Eifel DLG.
Alexander Schneider, Leiter des Anwendungszentrums für intelligente Prozesse am Fraunhofer Institut FIT in St. Augustin und engagiert im Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke, und der wissenschaftliche Mitarbeiter Lukas Rilling zeigten anhand von praxisnahen Beispielen, wie man mit generativer KI gute Ergebnisse erzielen kann. Und welche Einsatzmöglichkeiten es für KI-basiertes Wissensmanagement in mittelständischen Unternehmen gibt.
Künstliche Intelligenz kann einen Mehrwert für Unternehmen erzeugen
„Der Einsatz von generativer KI ist bereits weit verbreitet, wird aber oft sehr intuitiv benutzt. Dabei kann man mit einem strukturierten Vorgehen deutliche Verbesserungen in den Antworten erreichen“, betonte Schneider. Deshalb zeige man in der Veranstaltung neben einem strukturierten Ansatz für klare und präzise Anweisungen zur Steuerung von KI-Systemen (Prompting) auch praxisnahe Beispiele für mittelständische Unternehmen auf, wie man mit KI Mehrwert erzeugen könne.
Die Teilnehmer bekamen unter anderem vorgeführt, wie Sprachmodelle genutzt werden können, um Kundenanfragen oder Texte im PDF-Format zu bearbeiten. „Bei dem Bearbeiten von Dokumenten kann es Probleme geben, wenn Texte in Spalten nebeneinandergesetzt sind oder die deutsche und englische Version nebeneinanderstehen“, so Schneider. Immer wieder gab es Nachfragen aus dem interessierten Publikum.

Praxisnahe Beispiele demonstrierten Alexander Schneider (r.) und Lukas Rilling vom Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke.
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„Die Veranstaltung ist Teil des Unternehmensdialogs der GfW und richtet sich an Betriebe, die konkrete Impulse für die digitale Transformation suchen“, sagte Geschäftsführerin Bianka Renn. „Gerade im ländlichen Raum ist die digitale Transformation entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen langfristig zu sichern und attraktive Perspektiven für kommende Generationen zu schaffen. Um diesen Wandel aktiv zu gestalten, braucht es auch starke Netzwerke und Partner vor Ort“, so die Geschäftsführerin.
Nettersheimer bietet mit seiner Firma KI-Lösungen an
„In Zeiten wirtschaftlicher und struktureller Veränderungen gewinnt regionale Kooperation zunehmend an Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen“, meinte Petra Schumacher-Hendus, Vorstandsmitglied der DLG Eifel. Die Partnerschaft mit dem Mittelstand-Digital Zentrum WertNetzWerke bringe zusätzliches Expertenwissen und neue Impulse in die Region.
Einer der Besucher war Tim Alexander Heyner, Geschäftsführer der Braincode Consulting aus Nettersheim, der mit seiner Firma KI-Lösungen für Unternehmen anbietet: „Das Thema ist in der Eifel angekommen. Das zeigt das große Interesse an der Veranstaltung.“ Der Einsatz von KI sei auch für kleinere Betriebe interessant: „Man muss sich nur vorher konkret fragen: Welches Problem will ich lösen?“ Es gebe für Unternehmen auch einige interessante Förderprogramme der öffentlichen Hand.
Sein Unternehmen beschäftige sich schon seit einer Weile mit dem Einsatz von KI, berichtete Hillers. „Bei Kundenanfragen per E-Mail wird auch schon künstliche Intelligenz eingesetzt. Sie hilft dabei, sehr schnell Artikel- oder Teilenummern herauszusuchen, damit die Aufträge bearbeitet werden können.“
Unter den Zuhörern befanden sich mit Ingo Pfennings (Schleiden) und Sabine Preiser-Marian (Bad Münstereifel) auch zwei Bürgermeister. „In wenigen Jahren wird keine Verwaltung mehr ohne KI auskommen. Wir müssen auch wegen des Fachkräftemangels noch mehr Vorgänge digitalisieren“, meinte Pfennings. Der Service für den Menschen dürfe aber nicht leiden, sagte der Schleidener Bürgermeister: „Der direkte Kontakt mit Mitarbeitern muss weiter möglich sein.“
KI wird genutzt, aber auch kritisch betrachtet
„Bei den Themen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz müssen wir mitreden können. Wir haben ein junges Team. Aktuell schreiben wir an einem Leistungsverzeichnis für eine Digitalisierungsstrategie für kleine Unternehmen“, sagt Iris Poth, Wirtschaftsförderin des Kreises Euskirchen: „Wir haben vier Mitarbeiter, die regelmäßig Seminare zur Künstlichen Intelligenz besuchen. Das Thema wird die Wirtschaft im Kreis Euskirchen in den kommenden Jahren beeinflussen.“
Nach Angaben der Wirtschaftsförderin des Kreises spielt auch die KI bei der eigenen Arbeit eine Rolle. „Wenn wir Konzepte erarbeiten, lassen wir uns mithilfe der KI beispielsweise textliche Bausteine erstellen“, sagt Poth: „Oder bei einer Stellenausschreibung: Da kann man auch die KI drüberlaufen lassen.“ „Wir haben uns auch schon Anregungen für Präsentationen geholt und der KI vorgegeben, wie viel Zeit man für den Vortrag hat und wie viele Folien man möchte“, berichtet Melanie Wiesen, die in der Wirtschaftsförderung für die Projektentwicklung und Digitalisierung zuständig ist: „Man muss aber immer kritisch drüberschauen.“
Rund um die Themen „Digitalisierung“ und „Künstliche Intelligenz“ veranstaltet der Kreis Euskirchen in der Ideenfabrik in der Alten Tuchfabrik die Reihe „Handwerk trifft Zukunft“. Die nächste Veranstaltung ist für den 12. Juni, 17 Uhr, terminiert. Laut Poth hat man dabei auch die Möglichkeit, hautnah zu erleben, „wie digitale Werkzeuge das Handwerk revolutionieren können.“ Als Experten sollen Philipp Strauch und Marc Schnitzler vor Ort sein und präsentieren, wie 3D-Laserscanner auf der Baustelle eingesetzt werden und welche vielfältigen Möglichkeiten der 3D-Druck einer Werkstatt bietet.