Fachstelle eingerichtetPlüschtier soll im Kreis Euskirchen die Sorge vor Blei abbauen

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die Handspielfigur Plumbi, die ein kleines Buch in die Kamera hält.

Der Kreis Euskirchen hat nicht nur eine neue Fachstelle Umweltmedizin, sondern auch ein neues Maskottchen. Plumbi soll Kindern in Kall und Mechernich den Umgang mit Blei näherbringen.

Der Kreis Euskirchen hat eine Fachstelle Umweltmedizin eingerichtet. Bei der Aufklärung zum Thema Blei geht er auch einen kindgerechten Weg.

Über Jahrhunderte ist Blei rund um Kall und Mechernich abgebaut worden. Vom Bergbau sind ein Museum, verlassene Stollen sowie bleihaltiges Wasser und Boden übrig. Dennoch sind die Folgen noch zu spüren. Und zu messen.

Beispielsweise im Blut von Menschen, die rund um Kall und Mechernich wohnen. Wer wollte, konnte in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen in den Jahren 2019 und 2020 umfassende Untersuchungen der Blutbleispiegel durchführen lassen.

Blei-Untersuchung: Ergebnisse ließen aufhorchen

Das Ergebnis ließ aufhorchen: Bei etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen lagen die Werte über dem bundesweiten Referenzwert. „Ein Referenzwert ist kein Grenzwert“, erklärt Christian Ramolla, Leiter des Gesundheitsamts: „Wir sehen keine akute Vergiftung, aber im Vergleich zum Rest von Deutschland stehen wir schlechter da.“

Da die Werte eines Bluttests auch tagesformabhängig sein können, begleitete der Kreis die Untersuchungen durch Befragungen der Teilnehmer zu ihren Lebensgewohnheiten. Blei sei schließlich ein in der Umwelt weit verbreitetes Schwermetall, so Ramolla. Ein Zusammenhang der Blutbleispiegel mit der erhöhten Boden-Bleibelastung in den betroffenen Regionen konnte laut Ramolla jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Das Bild zeigt die Mitarbeiterinnen der Fachstelle Umweltmedizin, des Gesundheitsamtes und Landrat Markus Ramers.

Das Team der Fachstelle Umweltmedizin beim Kreis Euskirchen mit Landrat Markus Ramers (2.v.l.).

Es wurden auch Bodenuntersuchungen auf öffentlichen Kinderspielplätzen in Mechernich und Kall durchgeführt. Zahlreiche Flächen, die erhöhte Bleibelastungen aufwiesen, wurden oder werden derzeit saniert. Dennoch schwebt die Bleibelastung, die es seit Jahrzehnten in den betroffenen Kommunen gibt, weiter über Mechernich und Kall.

Plumbi, der Plüsch-Mauwurf, verstärkt das Gesundheitsamt im Kreis Euskirchen

Um den Bürgern, gerade Kindern und deren Eltern, Nöte und Sorgen zu nehmen, hat das Kreis-Gesundheitsamt eine Fachstelle Umweltmedizin eingerichtet. Und sich dafür tierische Verstärkung geholt. Unterstützt wird die Fachstelle von Plumbi, dem Maulwurf. Er trägt ein grünes Shirt und blaue Latzhose. Wie es sich für einen Maulwurf gehört, fehlen weder Helm noch Stirnleuchte oder Schaufel.

Denn Plumbi lebt – für einen Maulwurf wenig überraschend – unter Tage. Genauer gesagt in den alten Bergwerksstollen von Mechernich. Plumbi stammt aus der Feder von Stephanie Trutwin-Bornhöft. Die Amtsapothekerin des Kreises Euskirchen hat ihrem kreativen Talent freien Lauf gelassen und den Maulwurf für eine kindgerechte Geschichte rund um das Thema Bleivorsorge entworfen. Plumbis Name leitet sich von Plumbum ab, dem lateinischen Begriff für Blei.

Die Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie sollen genutzt werden

Ab September geht es für die Handspielfigur auf Tour durch die Kindergärten in der Stadt Mechernich und der Gemeinde Kall. Ein kleiner Bruder von Plumbi wird jeweils in den Kitas bleiben. „Damit wir danach nicht vergessen sind, sondern die Kinder beim Spielen immer wieder positiv an das Thema erinnert werden“, so Ramolla.

Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass Kinder schnell lernen, mit einer besonderen Situation umzugehen und ein Vorbild für die Erwachsenen sein können. Das könnte nach Ansicht der Experten auch beim Thema Blei von Nutzen sein.

Mit der Beantwortung von Fragen rund um das Thema Blei wird die Arbeit der Fachstelle und ihrer neuen Koordinatorin Katja Ziemann nicht abgeschlossen sein. Neben möglichen Umweltbelastungen durch andere Schwermetalle und chemische Stoffe wie Pestizide oder Asbest, befasst sich die Umweltmedizin mit biologischen Organismen wie Schimmelpilzen, Blüten- und Gräserpollen.

An Priorität gewinnen wird der Klimawandel mitsamt der Folgen für die Gesundheit – und damit auch für die Aufklärungsarbeit, so Ziemann: „Insbesondere die gesundheitsschädigenden Auswirkungen durch häufigere und längere Hitzeperioden und das Auftreten von neuartigen Infektionen, die eingeschleppt werden und sich im Zuge des Klimawandels etablieren könnten.“

Auch bei der Vermittlung dieser Themen soll Plumbi helfen. Der Maulwurf liebe schließlich Schattenplätze, sagt Ziemann. Sie wird bei der Arbeit mit dem Plüschtier in den Kitas von Alina Heimbach aus der Fachstelle für Umweltmedizin unterstützt.


Die Sprechstunde und das Team

Die Fachstelle Umweltmedizin bietet jeden Dienstag von 13 bis 16 Uhr eine umweltmedizinische Beratung im Gesundheitsamt (Kreishaus, Jülicher Ring in Euskirchen) an. Termine können per E-Mail vereinbart werden.

Es ist ein kurzer Anamnese-Bogen in Arbeit, damit Sorgen und Themen im Vorfeld eingegrenzt werden können. „Wir wollen Aufklärungsarbeit leisten und den Menschen ein wenig die Angst nehmen“, so Katja Ziemann vom Gesundheitsamt.

Die Fachstelle besteht aus Amtsärztin Kerstin Paul, unterstützt von der Sozialmedizinischen Assistenz durch Alina Heimbach und Monika Küppers, Britta Neumann (Labor) und Katja Ziemann für die Koordination und toxikologische Beratung. (tom)

KStA abonnieren